Süddeutsche Zeitung

Mitten in Freising:Korona weg, Corona noch da

Dem Heiligen Sigismund auf dem Marienplatz ist sein Strahlenkranz abhanden gekommen

Von Birgit Goormann-Prugger

Es gibt ja viele Möglichkeiten,um mit der nun schon seit Monaten andauernden Corona-Krise umzugehen. Man kann zum Beispiel ein bisschen weinen. Da muss man sich jetzt gar nicht schämen, weinen geht immer und das löst erwiesenermaßen innere Spannungen. Man kann aber auch ein bisschen Wein trinken, das ist auch gut gegen innere Anspannung. Wenn man dann genug Wein getrunken hat, dann kann man auch mal ein bisschen vor sich hin fluchen wie ein Kesselflicker und diese verdammte Pandemie da hin wünschen, wo der Pfeffer wächst, also ganz schön weit weg, am besten ins All . . .

Beten kann man auch, so wie kürzlich in der Freisinger Pallottinerkirche. Dort wurde eine Novene um Beendigung der Pandemie gebetet. Nicht erwiesen ist allerdings, dass Klauen hilft, obwohl es diese Theorie geben muss. Was soll man jedenfalls sonst davon halten, dass ein Unbekannter dem Heiligen Sigismund den blattvergoldeten Strahlenkranz, den Heiligenschein, auch Korona genannt hat, stibitzt hat. Hier ist die Korona zwar jetzt erst mal weg, aber darum ist doch Corona nicht weg. Da stimmt also was nicht an der Theorie. Die Korona des Heiligen Sigismund besteht aus Messingblech und war mit zwei Gewindestangen verschraubt, sodass sich der Abbau durchaus etwas aufwendiger gestaltet haben dürfte, so die Vermutung der Ermittler. Der Gegenstand hat einen Wiederbeschaffungswert von 3000 Euro und die Polizei sucht Hinweise auf den Verbleib des Gegenstands unter 0 81 61/5 30 50.

Der Heilige Sigismund wird übrigens bei Sumpffieber angerufen, eine Tropenkrankheit, die tödlich enden kann. Wer weiß, sollte seine Korona eines Tages auf geheimnisvolle Weise, so ganz ohne Ermittlungserfolge der Polizei, an der Freisinger Mariensäule wieder sein Haupt bekrönen, vielleicht ist Corona dann endlich weg. Nur so als Hinweis.

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Quelle:
SZ vom 01.12.2020
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