Mitten in Freising:Kalte Dusche in der Moosach

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Wie es mit der Ice Bucket Challenge weitergehen könnte

Von Kerstin Vogel

Das würde man sich ja manchmal doch wünschen, dass man einem Politiker einfach einen Kübel Eiswasser drüberkippen könnte, wenn er vielleicht mal wieder falsche Entscheidungen als richtig verkauft, sich um die richtigen drückt oder einfach so Unfug redet. Darf man aber nicht. Ist gesellschaftlich als Disziplinarmaßnahme nicht anerkannt und - mal ehrlich - es würde auf Dauer auch irgendwie zu feucht werden in den Sitzungssälen und Konferenzzimmern des Landes. Das würde Schimmelbildung nach sich ziehen und langfristig die Bausubstanz in den Städten der Republik ruinieren.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich aktuell immer mehr Politiker systematisch gegen eiskaltes Wasser abhärten, in dem sie an der "Ice Bucket Challenge" teilnehmen. Ursprünglich stand, wer dazu herausgefordert wurde, vor der Wahl, sich entweder einen Kübel Eiswasser über den Kopf schütten zu lassen oder für die Erforschung und Bekämpfung von ALS, einer degenerativen Krankheit des motorischen Nervensystems, zu spenden. Aus unerfindlichen Gründen aber ist das Internet nun voll von Filmchen mit Menschen, die sowohl eiskalt duschen, als auch spenden - und hier kommt der Freisinger Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (CSU) ins Spiel.

Auch von ihm gibt es seit Dienstag solch einen Dreh - und das wird vermutlich Folgen haben. Denn Irlstorfer hat unter anderem die Moosburger Bürgermeisterin Anita Meinelt nominiert, deren Verhältnis zu eiskaltem Wasser zwar nicht überliefert ist, die aber als durchaus unerschrocken gilt und insofern wohl ins Gefrierfach greifen wird.

Das Schneeballsystem, nach dem das Eiswasser-Spiel sinnigerweise funktioniert, wird vermutlich also alle Bürgermeisterkollegen erfassen und dann die Gemeinderäte und deren Freunde und Verwandte, immer mehr werden es sein und sie alle werden sich kalt duschen lassen und Unsummen an Spenden generieren. An allen Ecken der Stadt werden sie mit ihren Eiskübeln stehen und wenn Freising einen Eisbach hätte so wie München, dann könnte man das Ganze auch noch zeitsparend in einem Aufwasch machen, indem einfach alle mal gemeinsam da reinspringen, das filmen lassen und dann das Scheckheft zücken.

Andererseits: Im Winter könnte auch die Stadtmoosach diesen Zweck erfüllen, oder? Wir nominieren mal alle Freisinger, sich am ersten Tag dieses Jahres, an dem das Thermometer unter den Gefrierpunkt sinkt, gemeinschaftlich in die Moosach fallen zu lassen - und dann an die Bürgerstiftung zu spenden. Aber Achtung: So wie sich das Wetter aktuell entwickelt, könnte es schon sehr, sehr bald soweit sein.

© SZ vom 27.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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