Moosburg:Polizist erschnüffelt Poser mit Joint

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Ungewöhnliche Selfies haben ihren Reiz (Symbolbild). Während strafbarer Handlungen, neben einem Polizisten stehend, hat das aber Folgen. (Foto: Imago Images)

Wer verbotene Substanzen qualmt und dabei ein Selfie macht, sollte sich besser nicht neben einen Bundespolizisten stellen.

Von Kerstin Vogel

Dass lustige Selfies oder solche vor einem spektakulären Hintergrund bei Betrachtern in diesem Internetz gut ankommen, hat sich längst in weite Kreise der Bevölkerung durchgesprochen. Stichwort: Fame. Fast jeder Smartphonebesitzer kennt die Funktion, mit der er die Kamera um 180 Grad drehen und auf sich selber richten kann. Dabei sollte man sich für ein möglichst Doppelkinn-freies Selbstbildnis idealerweise irgendwie von schräg oben aufnehmen, weshalb manch ein Spezialist (oder Mensch mit kurzen Armen) dabei zum Selfie-Stick greift, als Armverlängerung für den besseren Aufnahmewinkel. Stichwort: Deppenzepter - das nur am Rande.

Von derartigen Eitelkeiten einmal abgesehen, weiß auch fast jeder, dass das Selbstbildnis umso mehr Clicks generiert, umso ausgefallener das Motiv ist, vor dem man in die Linse grinst. Vor diesem Hintergrund hat ein 38-jähriger Freisinger nun folgende Idee für ein besonders witziges Selfie gehabt: Er steckte sich am Freitagnachmittag am Moosburger Bahnhof einen Joint an und diesen dann gut sichtbar in sein Gesicht. Anschließend postierte er sich samt qualmendem Corpus Delicti neben einem jungen Bundespolizisten in Uniform, der dort ebenfalls auf den Zug wartete.

Der Beamte brauchte nur seiner Nase zu folgen

Wenig überraschend nahm der Beamte "einen ungewöhnlich süßlichen Duft wahr", folgte im wörtlichen Sinne seiner Nase und erblickte den posierenden 38-Jährigen, samt Handy im Anschlag. Stichwort: Depp ohne Zepter. Was der Freisinger laut Polizeibericht wohl für "die Idee des Tages" gehalten hatte, nahm der Bundespolizist, auch kaum überraschend, zum Anlass, "dem Fotografen eine Ansage zu machen", seine Personalien aufzunehmen und ihn zu belehren - und selbst die Polizei schreibt, dass die Story hier "mit einem tollen Selfie und einer Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz" hätte zu Ende gewesen sein können.

Der möglicherweise nicht mehr ganz überlegt agierende Freisinger, Stichwort: Drogen wirken, stieg indes jedoch in den Zug Richtung Flughafen und machte es sich im Abteil wieder in unmittelbarer Nähe des jungen Uniformierten bequem - um dann eine Station später, in Freising, überstürzt auszusteigen. Der Bundespolizist, der zuvor kurz die Daten seines Einsatzes telefonisch an seine Dienststelle übermittelt hatte, tat erneut, was ein Polizist eben so tut, nahm den Sitzplatz des Witzbolds genauer in Augenschein - und fand: einen weiteren Joint und ein verbotenes Einhandmesser - von dem 38-Jährigen mutmaßlich in der Angst zurückgelassen, er könnte am Bahnhof Freising von weiteren Beamten erwartet werden.

Nun wird wohl irgendwann die bayerische Justiz dem ohnehin bereits polizeibekannten Freisinger die Quittung für seine ungewöhnliche Selfie-Idee überreichen, Stichwort: Auch eine Art von Fame.

© SZ vom 25.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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