Süddeutsche Zeitung

Mitten in der Region:Heiße Luft zum Mitnehmen

Lesezeit: 2 min

Die Haartrockner im neuen Hallenbad zu vergessen, kann fatale Folgen nach sich ziehen.

Glosse von Iris Hilberth

In der Pandemie galt der Föhn als wahres Teufelswerkzeug. Bloß nicht anlagen, schon gar nicht einschalten! Denn so ein Haartrockner ist die ultimative Virenschleuder. Den Profis gestand man zwar noch zu, weiterhin im Dreiklang von Waschen, Schneiden und Föhnen zu arbeiten, zumindest als die Friseursalons endlich wieder öffnen durften. Ans selbst Föhnen brauchte man dort aber gar nicht erst zu denken. Auch in den Schwimmbädern war die leistungsstarke Heißluftdusche monatelang absolut tabu. Inzwischen können Eltern, deren Kinder ständig nasse Haare hatten und den Rotz gar nicht mehr los wurden, dem nächsten Schwimmunterricht wieder entspannt entgegen sehen. Längst darf wieder geföhnt werden.

In Hohenbrunn allerdings ist die Sache etwas komplizierter. Im neuen Riemerlinger Hallenbad hatte man das Föhnen gar nicht erst mitgedacht. Haartrockner suchte man nach der Eröffnung zunächst vergebens. Vermutlich hatten die Planer nicht daran geglaubt, dass die Föhn-freie Zeit irgendwann ein Ende haben wird. Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair jedenfalls hat das Problem in Windeseile erkannt, ist in den Baumarkt geeilt, um fünf Föhns zum Stückpreis von 30 Euro zu kaufen.

Viel heiße Luft ist das nicht für all die nassen Haare in Hohenbrunn. Wer ein trockenes Haupt haben will, muss sich vermutlich in die Warteschlagen vor den Geräten einreihen. Einige kennen das aus der Kindheit in den Siebzigern und Achtzigern. Damals gab es in manchen Bädern gerade mal zwei fest installierte Heißlufthauben, von denen meist eines kaputt war und das andere sich nicht in der Höhe verschieben ließ, sodass bei Langhaarigen maximal auf die obere Kopfhaut geblasen wurde.

Das Problem mit den Baumarkt-Föhns ist aber, dass sie nicht festgeschraubt sind, also jeder sie locker ausstecken und mitnehmen kann. Die Angst im Rathaus ist groß, dass das tatsächlich passiert. Aber wer klaut schon Föhns? Andererseits werden auf Friedhöfen permanent Gießkannen gestohlen. Weil man also nicht ständig Föhns nachkaufen will, bis dann doch mal festinstallierte Haartrockner angeschraubt sind, dürfte es im Hohenbrunner Hallenbad bald Taschenkontrollen geben. Ja, auch bei Leuten mit Glatze oder mit Dauerwelle, die schwören, niemals einen Föhn zu benutzen. Denn man weiß schließlich, dass Haartrockner auch prima zum Füßetrocknen geeignet sind, etwa um Pilzkrankheiten zu vermeiden. Es gibt sogar Landwirte, die föhnen ihre Kühe vor Schönheitswettbewerben, damit sie flauschig aussehen wie ein Teddybär. Ach, und Cathy Hummels hat vor einiger Zeit mal gepostet, dass sie ihren Po föhnt. Das sei ungemein entspannend. Aber das macht man nicht im Hallenbad.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5744313
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.02.2023
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.