Mitten in der Region:Gefährliche Eindringlinge

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Die "Springkrautinitiative" bekämpft am Bahndamm eingeschleppte Pflanzen

Von BENJAMIN ENGEL

Alles soll so bleiben, wie es ist. Dieser in Gesprächen oft gehörte Satz könnte als Motto für den Kampf gegen die Neophyten dienen. Darunter sind Pflanzenarten zu verstehen, die nach Europa eingeschleppt wurden. Eine davon, das "drüsige Springkraut", hat sich im Landkreis vor allem an Wald- und Straßenrändern festgesetzt. Ihre reifen Kapseln schleudern die Samen bis zu sieben Meter weit und ermöglichen dadurch eine schnelle und flächendeckende Vermehrung. Die ursprünglich aus dem Himalaja stammende, bis zu drei Meter hohe Pflanze verdrängt den heimischen Bewuchs und verändert das Landschaftsbild. Deshalb rufen Naturschutzbehörden und Initiativen seit Jahren zu Aktionen auf, um das Springkraut zu bekämpfen, sprich auszureißen.

Das ruft normalerweise kaum die Polizei auf den Plan. Mit Pflanzen haben die Ermittler meist nur zu tun, wenn sie auf eine Cannabis-Plantage stoßen. Nun hat es eine 73-jährige Frau in einen Polizeibericht in der Region geschafft - durch ihren risikobereiten Kampf gegen die Neophyten. Am Montag wurde eine Streife gegen 17 Uhr alarmiert, weil sich die Frau an einem Bahndamm aufhielt. Die Dame rupfte eifrig Springkraut aus. Den Polizisten erklärte sie, sie sei von der "Springkrautinitiative". Die kämpfe zur Erhaltung des Landschaftsbilds gegen das Gewächs. In ihrem Heimatort sei sie damit sehr erfolgreich. Allerdings ist es immer gefährlich, sich in der Nähe der Schienen aufzuhalten. Selbst wenn man nicht vom Zug direkt erfasst wird, kann man in dessen Sog geraten. Doch durch diese Argumente der Polizei ließ sich die Seniorin zunächst nicht vom Kampf abbringen. Erst nach langem Zureden entfernte sie sich aus dem Gleisbereich. Jetzt wird sie wegen einer Ordnungswidrigkeit angezeigt. Dass das Springkraut so gefährlich ist, hätte sie bestimmt nicht gedacht.

© SZ vom 29.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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