Mitten  im Landkreis:Trööööt, der Nächste bitte

Viel reden bringt einen auch nicht immer weiter

Kolumne von Alexander Kappen

Bisher haben sie im Moosburger Stadtrat ja immer gedacht, sie hätten das alleinige Patent auf oft ziellos durch die Weiten der inhaltlichen Galaxie schwebende Endlosdebatten. Liegt halt am Ergebnis der vergangenen Wahl, sagte man sich. Stichwort: "Bunter Stadtrat". Eine Vielzahl politischer Parteien, Gruppierungen und Einzelkämpfer im Gremium bedeutet eben auch eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen und Positionen. Und jede einzelne davon muss natürlich in die Welt hinausgetragen werden. Moosburger Verhältnisse eben, dachte man sich. Bis wir jetzt eines Besseren belehrt wurden.

Auch im Echinger Gemeinderat, wo es beinahe genauso viele Parteien, Gruppierungen und Einzelkämpfer sowie wahrscheinlich mindestens so viele Meinungen und Positionen gibt, wird offenbar gerne und lange debattiert - mehr als allen Beteiligten lieb ist. Jedenfalls haben sie sich dort jetzt darauf verständigt, künftig Themen im kleinen Kreis der Fraktionssprecher vorzuberaten, in der Hoffnung, dass in den Gemeinderatssitzungen dann weniger heiße Luft produziert wird.

Vielleicht ist das ja ein kleiner Anstoß für die Moosburger Kollegen, sich in der ruhigen Zeit um die Jahreswende auch mal ein paar Gedanken über die Reduzierung von zuweilen binnenklimaschädlichen Rede-Emissionen zu machen. Ob das Echinger Modell da hilfreich ist, sei allerdings dahingestellt, denn selbst wenn sich die Fraktionssprecher in Moosburg vorab beraten, muss das nicht zwingend heißen, dass der Inhalt dieser Beratungen hinterher auch beim Rest der Mannschaft ankommt. Es soll in der Dreirosenstadt durchaus Parteien geben, die es als große Errungenschaft werten, sich nach Jahren erstmals wieder zu einer fraktionsinternen Besprechung getroffen zu haben.

Was aber nicht heißt, dass man es nicht auch mit einem anderen Dreh versuchen könnte. Die Stoppuhr, welche die Bürgermeisterin schon gelegentlich auf den Ratstisch gestellt hat, erfüllte ihren Zweck allerdings nicht so wirklich. Sie bewirkte eher selten, dass die Redezeiten beschränkt wurden, aber man wusste wenigstens, um wie viel man sie überschritten hatte. Effektiver wäre da sicher eine Art Shot Clock wie beim Basketball. Man nagelt eine große digitale Anzeige unters Dach des Sitzungssaals, lässt bei jedem Redner 24 Sekunden herunterlaufen und wenn die rum sind, ertönt ein lautes "Trööööt". Der Gegner hat Einwurf. Zack, bumm, der Nächste bitte. Wobei nicht gänzlich auszuschließen ist, dass die Tröte überhaupt niemand hört, weil gerade mal wieder alle durcheinanderreden . . .

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