Missbrauchsskandal:Zahl der Kirchenaustritte steigt sprunghaft

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Spontan aus der Kirche austreten kann man nicht. Dazu muss schon ein Termin beim Standesamt vereinbart werden. (Foto: Johannes Simon)

Allein in Freising sind in dieser Woche 30 Termine vereinbart worden, weil Gläubige Konsequenzen ziehen

Die Missbrauchsvorwürfe gegen Verantwortliche in der katholischen Kirche haben zählbare Folgen. Bereits kurz nachdem das aktuelle Gutachten veröffentlicht wurde, gingen in den Standesämtern im Landkreis Freising Anrufe von Kirchenmitgliedern ein, die nun austreten wollen. In Freising seien allein in dieser Woche 30 Austrittstermine vereinbart worden, berichtet Christl Steinhart, die Pressesprecherin der Stadt. Die nächsten Wochen seien terminlich ebenfalls stark gefragt, spontan ist ein Kirchenaustritt in Freising nämlich nicht möglich. Üblicherweise bewege sich die Zahl der Austritte pro Woche lediglich im einstelligen Bereich, so Steinhart.

Neufahrns Pressesprecherin Gabriele Ostertag-Hill erklärt dagegen, dass sie die kürzlich beantragten Austritte nicht direkt mit den aktuellen Vorwürfen gegen den Papst in Verbindung bringen könne. Im Jahr 2022 seien bisher acht Anträge eingegangen, doch die Tendenz sei in den vorherigen Jahren schon steigend gewesen. Während 2020 noch insgesamt 151 Austritte verzeichnet wurden, seien es 2021 schon 209 gewesen, so Ostertag-Hill.

Aktuell würden diese Corona-bedingt postalisch durchgeführt, daher gebe es keinerlei Kontakt mit diesen Menschen und Gründe für den Austritt würden ohnehin nicht erfragt. Laut dem Standesamt finden Kirchenaustritte immer schubweise statt, Gründe dafür seien aber auch sonst nicht bekannt.

In Eching meldet das Standesamt ebenfalls vermehrte Anrufe von Kirchenmitgliedern, die nach den Missbrauchsvorwürfen austreten wollen. Im Normalfall würden ungefähr drei Leute im Monat austreten, anfangs des Jahres seien es aus steuerlichen Gründen immer etwas mehr. Bislang seien vier Leute ausgetreten und man habe zwei Termine vorgemerkt, doch das Standesamt rechnet noch mit ein oder zwei weiteren Fällen. Im vergangenen Jahr traten im Januar - zum Vergleich - fünf Kirchenmitglieder aus.

© SZ vom 27.01.2022 / AAB - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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