Miserable Ernte-Bilanz:Ein mageres Jahr

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Die Landwirte im Landkreis Freising verzeichnen teils dramatische Ausfälle. Besonders schlimm erging es den Maisbauern. Dafür liegt der Ertrag bei den Kartoffeln höher als im bayernweiten Durchschnitt

Von Alexandra Vettori, Freising

Bayernweit ist die Ernte in diesem Jahr wegen der langen Trockenheit bescheiden ausgefallen, auch im Landkreis Freising verzeichneten die Bauern teils dramatische Einbußen. Schlimm ist es vor allem im Süden bei Eching und Neufahrn dem Mais ergangen. Manch ein Landwirt hat ihn gleich einfach umgeackert, weil sich nicht einmal Kolben an den Pflanzen gebildet haben. Der Kreisobmann des Freisinger Bauernverbands (BBV), Gerhard Stock, beurteilt die Lage insgesamt allerdings noch nicht als dramatisch, mehrere solcher Jahre würden seiner Ansicht nach aber einige Bauern zum Aufgeben bringen.

Immerhin den Kartoffelbauern im Landkreis ist es nicht ganz so schlecht ergangen wie dem Durchschnitt in Bayern, wo man die zweitniedrigste Kartoffelernte der Nachkriegszeit verzeichnet. Im Landkreis machen Kartoffeln nur 1,6 Prozent der Ackerfläche aus, auf 600 Hektar werden sie angebaut, vor allem um Neufahrn und Eching. Auf der trockenen Schotterebene, weiß Gerhard Stock, sind die Landwirte auf Bewässerung eingestellt. Dennoch bedeute das wochenlange Gießen höhere Kosten und mehr Arbeitsaufwand. Ideal für die Feldfrucht sei die künstliche Bewässerung nicht, "das ist kein gleichmäßiger Regen", erklärt er. Die Getreideernte war größtenteils unter Dach und Fach, als die große Hitze kam, sie bezeichnete Stock als "weitgehend akzeptabel".

Wer Mais auf den Feldern hatte, der musste gute, schwere Böden haben, um die Hitze zu überstehen. Hart traf es die Landwirte im Süden, aber auch um Reichertshausen, Au und Gammelsdorf gab es bis zu 50 Prozent Ernteausfälle. Davon betroffen ist die Milchwirtschaft, die derzeit ohnehin von sehr niedrigen Preisen gebeutelt wird. "Die 300 Milchviehbetriebe im Landkreis produzieren ihr Futter meistens selbst", erklärt Stock. Das fehlt jetzt und muss durch Silage und teures Kraftfutter ersetzt werden. Dazu kommt, dass auch die Wiesen gelitten haben, normalerweise werden sie viermal gemäht, heuer ist für den dritten und gar den vierten Schnitt oft nicht mehr genug gewachsen. Hungern muss aber kein Nutztier, wie der BBV-Kreisobmann versichert, "die Landwirte sind Profis, die sind immer in der Verantwortung für das Futter. Sie haben Vorräte aus dem vorigen, guten Jahr". Jetzt lande der Mais eben vorwiegend in der Silage und es gebe am Schluss weniger Körnermais für Biogasanlagen oder die Stärkeproduktion.

Wenig Grund zur Freude haben auch die 122 Hopfenbauern im Landkreis Freising. Sie bauen 15 Prozent des Hallertauer Hopfens an. Auf trockenen Böden verzeichnet man heuer bis zu 20 Prozent weniger Ernte, auch auf schweren Böden gebe es Ausfälle, berichtet Stock. Auch blieb die Ernte nicht nur quantitativ hinter den Erwartungen zurück, die Trockenheit hat zu einem geringeren Anteil von Alphasäure geführt, einem wichtigen Bestandteil des Hopfens, der das Bier bitter macht. Auch wenn die Landwirtschaft im Großen und Ganzen heuer noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen ist, zeige der Sommer doch, dass mit dem Klimawandel nicht zu spaßen sei, sagt Stock. "Wir nehmen es immer als selbstverständlich, dass bei uns immer genügend Nahrungsmittel da sind, aber das ist es nicht."

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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