Anfang Oktober startete beim Freisinger Verein Mibikids das neue Schuljahr – es ist bereits das Fünfzehnte. Der Verein bietet wöchentliche Deutschfördergruppen für Kindergarten- und Schulkinder mit Migrationshintergrund an, daneben gibt es für die Mütter den Kurs „Mama lernt Deutsch“, einen Unterricht für Sprachanfänger, die noch gar kein Deutsch können, und Ferien-Intensivkurse. „Derzeit haben wir 250 Teilnehmer aus 38 Ländern, die von 38 Gruppenleitern unterrichtet werden“, sagte Mibikids-Vorsitzender Samuel Fosso an diesem Dienstag bei einem Pressegespräch. Es gibt aber auch eine Warteliste: 63 Namen sind auf ihr zu finden.
Die Mibikids wurden im Oktober 2010 ins Leben gerufen – als Initiative von Migranten für Migranten. Fosso war damals einer der Mitbegründer. Zunächst wurden Deutschkurse für Kinder organisiert, gestartet wurde mit einer Gruppe für gerade einmal vier Kindern. Seitdem sind die Mibikids rasant gewachsen, die Teilnehmerzahlen stiegen – abgesehen von den Coronajahren – stetig nach oben. Ende 2011 waren es noch 71 Teilnehmer gewesen, im Februar 2020 dann bereits 225 und drei Jahre später, im Februar 2023, 278.

Die Nachfrage sei groß, und sie werde immer größer, sagte Fosso. Aktuelles Problem des Vereins sei, die für den Unterricht an den derzeit fünf Standorten im Landkreis – neben Freising sind das Moosburg, Neufahrn, Nandlstadt und Au – eigentlich notwendigen Gruppenleiterinnen und -leiter zu finden. Die Leiter seien ehrenamtlich aktiv, etwa 80 Prozent nehmen die angebotene Aufwandsentschädigung von 15 Euro pro Stunde in Anspruch. 2023 leisteten die Lehrkräfte gut 2500 ehrenamtliche Arbeitsstunden.
Alle Bemühungen, neue anzuwerben, seien bislang nicht besonders erfolgreich gewesen, berichtete Zweite Vorsitzende Ursula Seidensticker. Von der maximalen Gruppengröße mit fünf Teilnehmern wolle man aber nicht abweichen: „Das ist ein Erfolgskonzept.“ Auch der Verein spüre die aktuelle politische Entwicklung, sagte sie. Wegen des Ukraine-Krieges sei eine große Zahl geflüchteter Mütter und Kinder in den Landkreis gekommen, daneben gebe es immer mehr Fachkräfte aus ganz anderen Ländern wie Pakistan. Die Schulen seien mit den Kindern, die kein oder kaum Deutsch können, komplett überfordert, sie suchten sich Hilfe.
„Wir wollen auf die Nachfrage reagieren und niemanden ablehnen“, betonte Fosso. Dass der Verein erfolgreich arbeite, zeigen auch die jüngsten Übertrittzahlen: 30 von Mibikids betreute Viertklässler schafften den Übertritt, sieben von ihnen sogar auf das Gymnasium, acht auf die Realschule. „Wir sind sehr stolz auf diese Quote“, sagte Fosso. Einigen Kindern und Jugendlichen könnten die Mibikids eine schulische Laufbahn ermöglichen, die ihnen sonst verwehrt bliebe.
Mehr Teilnehmer, höhere Kosten
Steigende Teilnehmerzahlen aber bedeuteten steigende Kosten. Der Verein werde sich zeitnah in einer Klausur Gedanken machen, wo seine Grenzen seien. „Wir müssen uns strategische Überlegungen machen, wo wir hinwollen, wie wir uns entwickeln wollen und wie wir uns besser aufstellen können“, erklärte Fosso. Die Gruppenleitung sei eines der großen Themen des Vereins, ein anderes die Finanzierung.
Überwiegend finanziert sich der gemeinnützige Verein über Spenden, berichtete Fosso. Eigentlich müsse man von jedem Teilnehmer 308 Euro verlangen, um kostendeckend arbeiten zu können – das tue man aber nicht. Nur 15 Prozent der jährlichen Kosten werde über Teilnehmerbeträge gedeckt: 30 Euro müsse für ein Kindergartenkind, 40 Euro für ein Schulkind pro Jahr gezahlt werden. Die Beantragung von Zuschüssen gestalte sich aber schwierig, „wir passen nicht in einen Fördertopf, unser Angebot ist zu breit – und beschränkt sich beispielsweise nicht nur auf Flüchtlinge, sondern ist für alle Menschen mit Migrationshintergrund offen“, erklärte Fosso.
Zwar gebe es einen Defizitausgleich von den fünf Kommunen von 19 000 Euro im Jahr – aber diesen könne man natürlich nur in Anspruch nehmen, wenn das auch notwendig sei. „Wir haben keine gesicherten Finanzen“, sagte Fosso. 2010 – zu Beginn – ging es mit zwei Gruppen noch um Kosten in Höhe von 1200 Euro, inzwischen bewegten sich die jährlichen Ausgaben in Richtung von 100 000 Euro, für dieses Jahr rechne man mit Gesamtausgaben von gut 80 600 Euro. Bis jetzt laufe es noch – dank der Sponsoren und Spender. „Aber es ist eine Herausforderung“, sagte Fosso.