800 Meter und keiner weniger:Kampf gegen Windräder

Kampf gegen Windräder in Oberbayern. Windrad bei Föhn

Ein Windrad bei Mammendorf (Landkreis Fürstenfeldbruck) vor der Alpenkette. In Au und Nandlstadt (Landkreis Freising) pocht man auf den Mindestabstand zur Wohnbebauung.

(Foto: Johannes Simon)

Obwohl es Gegenstimmen gibt, pochen die Auer Marktgemeinderäte auf den Mindestabstand zur Wohnbebauung.

Von Peter Becker, Au

800 Meter Abstand zum nächsten Dorf und kein Meter weniger. Was die geplanten Windkraftanlagen auf Nandlstädter Flur angeht, ist die Mehrheit der Auer Marktgemeinderäte kompromisslos. In der Sitzung am Dienstag genehmigte der Marktgemeinderat eine von Rechtsanwalt Armin Brauns verfasste Stellungnahme. Deren Fazit lautet, dem von der Firma tetra r.e. vorgelegten Bauantrag die immissionsschutzrechtliche Genehmigung zu verweigern. Dagegen stimmten Barbara Prügl, Michael Altmann und Klaus Stuhlreiter (GOL). Sie schätzen die Auswirkungen der Windräder auf die Natur und die Bewohner des gut 750 Meter entfernten Auer Ortsteils Haslach als nicht so gravierend ein, um auf die Erzeugung sauberen Stroms zu verzichten zu wollen.

2013 hatte die Marktgemeinde auf ihrem Terrain Konzentrationszonen für Windkraftanlagen ausgewiesen. Eine der Bestimmungen lautete, dass solche zum Schutz der betroffenen Bewohner einen Mindestabstand von 800 Meter zum nächsten Dorf wahren müssten. Davon will die Marktgemeinde um keinen Deut abweichen. Verärgerung herrscht darüber, dass dem Bauantrag offenbar unzureichende naturschutzrechtliche Untersuchungen zugrunde liegen. Bürgermeister Karl Ecker (FW) fand, dass ebenso denkmalschützerische Aspekte vernachlässigt worden und die der Marktgemeinden zur Verfügung gestellten Unterlagen immer noch unvollständig seien.

Den ursprünglichen Bauantrag hatte 2014 die zum Bauernverband gehörende Landsiedlung gestellt und diesen später der Firma tetra r.e. aus Landsberg überlassen. Kurz vor Inkrafttreten der 10-H-Regelung des damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer hatte das Freisinger Landratsamt den Vorbescheid zum Bau der Windräder positiv beschieden. "Der Vorbescheid ist rechtens", sagte Barbara Prügl. Sie sei für die Windräder, fügte sie hinzu. Sie verzichte lieber auf die fehlenden 50 Meter zum fest gesetzten Abstand, wenn dadurch auf Atomkraft oder fossile Energien verzichtet werde.

"Ich sehe dort keine toten Vögel am Boden liegen und auch keine Menschen, die epileptische Anfälle bekommen"

Stuhlreiter sieht sehr wohl die Marktgemeinde in der Pflicht, die Bürger vor Gefahren zu schützen. Doch er, der er in der Nähe des Sünzhausener Windrades im Landkreis Pfaffenhofen wohnt, könne keine Beeinträchtigung von Mensch und Tier erkennen. "Ich sehe dort keine toten Vögel am Boden liegen und auch keine Menschen, die epileptische Anfälle bekommen", betonte er. Der eine Einwand richtete sich gegen Naturschützer, der andere gegen Behauptungen, der sogenannte Stroboskopeffekt erzeuge gesundheitliche Schäden.

Andreas Baumann (FWG) bestätigte, dass er von Dellnhauser oder Hemhauser Bürgern, die ebenfalls in der Nähe des Sünzhauser Windrades wohnen, noch nie Beschwerden gehört habe. Er sehe keine Beeinträchtigung, sagte Baumann, stimmte aber trotzdem für die negative Stellungnahme. "Wir haben den Abstand festgelegt", bezog er sich auf den Beschluss von 2013, "und sollten uns daran halten."

Lob für die Bürgerinitiative "Windwahnsinn", die sich "auf die Hinterfüße gestellt hat"

So sahen es die übrigen Mitglieder des Marktgemeinderats, obwohl sie sich ebenfalls zu Befürwortern regenerativer Energien zählen. "Wir müssen auch die Nandlstädter schützen", meinte Michael Hagl (GOL), denn dort seinen die Abstände zu Siedlungen noch geringer.

Es gelte, für alle Ortsteile für gleiche Lebensverhältnisse zu sorgen, sagte Martin Hellerbrand (CSU/PfW). Davon dürfe Haslach nicht ausgenommen werden. Die Windräder gingen zu Lasten der Bürger, befand Franz Asbeck (FWG). Sie hätten das Potenzial, die Gemeinde zu spalten, glaubt Hans Sailer (FWG). Auch gehe es bei den Projekten um Gewinnerzielung. Wenn die Bürger beteiligt wären, wäre ihr Bau weniger problematisch. Ecker lobte das Engagement der Bürgerinitiative "Windwahnsinn", die sich "auf die Hinterfüße gestellt hat". Befürchtungen zu äußern sei das gute Recht ihrer Mitglieder. Seiner Meinung nach sei das Gutachten zum Bauantrag "nicht belastbar". Dass sich dort der Naturschutz so wenig niederschlage, mache ihn betroffen, sagte Ecker. Entscheiden werde über den Bau der Windräder, vermutet Sailer, ohnehin ein Gericht.

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