Mehrgenerationenhaus:Noch viel Diskussionsbedarf

Kranzberger Gemeinderat vertagt Entscheidung über das neue Mehrgenerationenhaus auf eine Sondersitzung

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Die Planer sind am Dienstagabend in Mannschaftsstärke zur Gemeinderatssitzung nach Kranzberg gekommen. Zweieinhalb Stunden lang stellten sie im Detail den Entwurf für das Mehrgenerationenhaus vor. Mehrere Entscheidungen vertagte das Gremium jedoch. Die Gemeinderäte sahen noch viel Diskussionsbedarf, angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit sprachen sie sich für eine Sondersitzung zu dem Thema aus.

Zum einen ging es eher um Kleinigkeiten, beispielsweise ob im offenen Küchenbereich ebenfalls ein Holzboden oder nicht doch besser Fliesen verlegt werden sollten. Zum anderen standen aber auch wesentliche Gestaltungsmittel zur Diskussion. Die vertikalen Holzlamellen vor dem Laubengang, der zu den Wohnungen führt, gefielen nicht allen. Auch die Kostenberechnung von 7,18 Millionen Euro für das Projekt versetzte die Ratsmitglieder in eine "Schockstarre", wie Sonja Kieslinger (FWG) es formulierte. Johann Halbinger (CSU), er ist Kämmerer der Gemeinde Neufahrn, hielt diesen Betrag für viel zu hoch, das Kranzberger Vorhaben sei "30 Prozent zu teuer". In Neufahrn habe man eine ähnliche Anlage für fünf Millionen Euro hingestellt. Allerdings hatte Architekt Johannes Dantele im Dezember 2018 dem Gemeinderat bereits eine Kostenschätzung von 6,9 Millionen Euro präsentiert, damals ohne Widerspruch. Es sei sehr großzügig gerechnet worden, da die staatlichen Zuschüsse von 30 Prozent nachträglich nicht angepasst werden, sollten die Kosten doch höher ausfallen, erläuterte Dantele.

Das Mehrgenerationenhaus soll neben der Villa Kranich an der Unteren Dorfstraße entstehen. Das Grundstück ist inzwischen gerodet, Pflöcke zeigen an, wo die Gebäude stehen werden. Im Herbst sollen die Gründungsarbeiten beginnen. Im Winter werden die Bauteile für die beiden Wohnhäuser aus Massivholz gefertigt. Die 21 Eineinhalb- bis Vier-Zimmer-Wohnungen sollen im Frühjahr 2021 bezugsfertig sein. Sie sind barrierefrei, eine zudem behindertengerecht. Das Belegungsrecht hat die Gemeinde. Gebaut wird außerdem ein Gemeinschaftshaus in Massivbauweise mit Saal und Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste sowie ein Technikhaus mit Fahrradraum. Der Bauantrag soll eingereicht werden, sobald alle Fragen geklärt sind.

Zum Schutz selbst vor extremem Hochwasser werden die Gebäude nochmals um zehn Zentimeter angehoben. Was in der Sitzung am Dienstag für Irritationen sorgte, war ein Eingeständnis von Ingenieur Helmut Grepmair, dass sich in die Berechnungen ein Fehler eingeschlichen hatte. Die aufwendige, mehrere Meter tiefe Gründung, deren Kosten mit 190 000 Euro beziffert worden waren, wird nun doch um 90 Prozent teurer. Florian Vierthaler (KGL) warf deshalb die Frage auf, ob man dann nicht gleich einen wasserdichten Keller bauen könnte.

Strittig war auch, ob die ohnehin gute Energieeffizienz der beiden Wohnhäuser weiter gesteigert werden sollte, wie von den Planern vorgesehen. Dies würde zusätzliche Kosten von etwa 55 000 Euro verursachen. Andreas Adldinger (CSU) unterstützte, wie dann auch die anderen Gemeinderäte, einen Antrag Kieslingers auf Vertagung. Er brauche einfach mehr Zeit, er sei jetzt nicht in der Lage, "gewissenhaft zu entscheiden", sagte Adldinger. Auch die Holzlamellen werden noch einmal Thema sein. Sie gefallen vor allem Ursula Enghofer (FWG) nicht, die sich an ein Gefängnis erinnert fühlte, während der Architekt für dieses "wesentliche Element der Gliederung" warb. Es verleihe dem Laubengang mehr Privatheit zum Hof hin, dort könne man dann auch mal auf einer Bank vor der Haustür sitzen.

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