Mehr Straßen bauen hilft nicht:Größer denken

Mehr Straßen bauen hilft nicht: Hilft ein weiteres Konzept, um den Verkehrskollaps in der Region zu verhindern?

Hilft ein weiteres Konzept, um den Verkehrskollaps in der Region zu verhindern?

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Region um Freising wird weiter wachsen und damit wird auch der Verkehr zunehmen, da sind sich die Experten sicher. Damit diese Entwicklung nicht in einem Kollaps endet, muss schon jetzt über ein neues Mobilitätskonzept nachgedacht werden.

Von Nadja Tausche, Freising

Das Verkehrskonzept größer denken, alternative Transportformen finden und dabei mit anderen Gemeinden zusammenarbeiten - das ist das Ziel des sogenannten integrierten Verkehrskonzepts. Die Region um Freising wird weiter wachsen und damit auch der Verkehr zunehmen, da waren sich am Montagabend im Freisinger Rathaus alle einig. Dort waren Bürger und Vertreter der Gemeinden zusammengekommen, um sich mit den beteiligten Firmen über ein Konzept für den zunehmenden Verkehr auszutauschen.

Um das Verkehrsproblem zu lösen, dürfe man nicht einfach noch mehr Straßen bauen, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) zur Begrüßung. Stattdessen müsse der Fokus darauf liegen, den Verkehr durch alternative Formen zu reduzieren. "Was mich besonders freut ist, dass die interkommunale Zusammenarbeit zugenommen hat", so Eschenbacher. Für das Konzept haben sich 19 Kommunen aus der mittleren Isarregion und dem Ampertal zusammengeschlossen (siehe Grafik).

Im Juni 2016 hatte der Planungsausschuss im Freisinger Kreistag das integrierte Mobilitätskonzept auf den Weg gebracht. Warum das Format nötig ist, machten die Vortragenden noch einmal deutlich: Hallbergmoos etwa habe ein Drittel mehr Einwohner als noch vor 20 Jahren, sagte Gebhard Wulfhorst von der TU München, deren Professur für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung sich am Projekt beteiligt. Gleichzeitig verändere sich der öffentliche Nahverkehr durch Sharing-Modelle und Leihräder momentan drastisch, man brauche ein gemeinsames Konzept. Wer über Alternativen zu Auto und Bahn rede, müsse aber eines bedenken, sagte Jessica Le Bris von Green City, einer Firma für Nachhaltigkeit: Der Mensch wähle immer das bequemste Fortbewegungsmittel. "Alles, was wir hier entwickeln wollen, bringt nur etwas, wenn es wirklich die komfortabelste Lösung ist", so Le Bris.

"Nicht an der Landkreis-Grenze aufhören zu denken"

Die Bürger und Gemeindevertreter bemängelten dann vor allem lokale Probleme. Man habe eigentlich kurze Wege zur S-Bahnlinie S2, merkte der Bürgermeister von Hohenkammer, Johann Stegmair (CSU), an: Es gebe aber keine vernünftige Anbindung. Eine Besucherin aus Hohenkammer sagte, sie zahle rund 1700 Euro jährlich, um nach München zu pendeln. Trotzdem sei nicht gewährleistet, dass sie am Park and Ride-Parkplatz in Petershausen einen Parkplatz finde. "Wir haben ein tangentiales Verbindungsproblem", fasste der Vortragende Ulrich Glöckl zusammen. Man müsse Gemeinden miteinander verbinden und nicht alles über Freising oder München laufen lassen, so Glöckl. Und: "Man darf nicht an der Landkreis-Grenze aufhören zu denken."

Um die Meinung aller Anwesenden einzuholen, waren im Rathaus drei Stationen aufgebaut, die Besucher diskutierten dort mit jeweils einem Experten. An einer davon, der Mobilität der Zukunft, ging es unter anderem um die Anregung, dass Gemeinden einen gemeinsamen Co-Working-Space einrichten könnten: eine Art gemeinsam genutztes Büro innerhalb der Gemeinde, in dem Arbeitnehmer im Homeoffice arbeiten könnten. Dadurch würden die Pendelwege zum Arbeitsort wegfallen.

Der nächste Schritt für das integrierte Mobilitätskonzept wird jetzt sein, dass die beteiligten Unternehmen die genannten Probleme analysieren. Später sollen auch Experten befragt und Einzelgespräche mit den Gemeinden geführt werden. Für Anfang bis Mitte des Jahres 2020 rechnet man mit der Abschlussveranstaltung. Finanziert wird das Mobilitätskonzept über Beiträge der Gemeinden sowie über das EU-Förderprogramm "Leader".

Zur SZ-Startseite

Verkehr
:Dicke Luft in Freising

Der Freisinger Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland misst einen Monat lang Stickstoffdioxid in der Domstadt. Die höchsten Messungen überschreiten Grenzwerte um mehr als das Doppelte. Jetzt soll die Stadt offiziell messen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: