Medikamente im Gepäck:Navis reist nach Mosambik ins Katastrophengebiet

Medikamente im Gepäck: Team eins der Hilfsorganisation Navis ist am Mittwochabend zum Einsatz nach Mosambik aufgebrochen.

Team eins der Hilfsorganisation Navis ist am Mittwochabend zum Einsatz nach Mosambik aufgebrochen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ein achtköpfiges Team ist vom Flughafen im Erdinger Moos aus nach Mosambik aufgebrochen, um die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Die Region um die Stadt Beira wurde vom Wirbelsturm "Idai" verwüstet.

Von Petra Schnirch, Moosburg/Flughafen

Mit Rucksäcken und mehreren Kartons voller Medikamente ist Team eins am Mittwochabend am Münchner Flughafen nach Afrika gestartet. Die dunkelblauen Jacken mit der Aufschrift "Navis Germany" zeigten an, dass dies keine Erholungsreise wird. Die achtköpfige Gruppe der Hilfsorganisation mit Sanitätern, Arzt und Technikern ist in das Katastrophengebiet in Mosambik unterwegs. Zwei Wochen lang werden sie dort bleiben. Um 21.05 Uhr ging es los Richtung Johannesburg und dann weiter über Maputo nach Beira, das durch den Wirbelsturm Idai nahezu zerstört worden ist. Acht Tonnen Fracht sind bereits seit Montag auf dem Weg.

Ein dreiköpfiges "Fact Finding Team" ist gemeinsam mit einer Vertreterin der "Apotheker ohne Grenzen" seit einer Woche in Mosambik und wird am Samstag nach München zurückkehren. Etwa 100 Kilometer von Beira entfernt haben sie auf dem Gelände einer Schule einen idealen Standort gefunden, um dort ihr Camp mit Feldhospital aufzubauen, wie Navis-Vorsitzender Wolfgang Wagner vor dem Abflug der Helfer berichtete. Dort gebe es bereits eine medizinische Station, bisher allerdings ohne Arzt. 200 bis 300 Obdachlose kämen jeden Tag dorthin. Viele der Lehmhütten seien einfach weggeschwemmt worden. Die Leute schliefen überwiegend im Freien, zum Teil unter Planen. Sie hätten kein sauberes Wasser, schilderte Wagner. Er selbst bleibt in Moosburg und koordiniert den Einsatz von dort. Teamleiter ist Oliver Krebs. Der 33-Jährige aus Stuttgart ist Maschinenbau-Ingenieur. Er sei "schon etwas angespannt", gestand er am Flughafen. Er war bereits mehrmals mit Navis in Katastrophengebieten, aber noch nie in Afrika. "Jeder Einsatz ist etwas Neues." Dies ist zudem seine erste Teamleitung. Der Kontakt zu der Hilfsorganisation mit Sitz in Moosburg war vor Jahren über seinen Bruder zustande gekommen, der bei der Münchner Feuerwehr aktiv ist.

Zwei Anlagen sollen das Trinkwasser vor Ort aufbereiten

Mit dabei hat das Team zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Auf dem Camp-Gelände befindet sich laut Wagner ein alter Brunnen, dessen Wasser können die Navis-Techniker aufbereiten, bis zu 5000 Liter pro Stunde. Mit der zweiten Anlage kann sogar stark verdrecktes Wasser gereinigt werden. Mit im Gepäck sind Zehn-Liter-Plastikbehälter. Bisher holten die Menschen ihren Vorrat oftmals in alten, verschmutzten Kanistern, erzählte Wagner. Das Navis-Team will jedoch verhindern, dass das aufbereitete Wasser gleich wieder belastet ist.

Kurzfristig eingesprungen ist der Rosenheimer Arzt Uwe Neddermeyer, 49. An einem solchen Hilfseinsatz habe er sich schon immer einmal beteiligen wollen, schilderte er. Ebenso wie Krebs baut er dafür Überstunden ab, der Teamleiter nimmt zudem unbezahlten Urlaub. Was den Internisten, der in der Notaufnahme des Rosenheimer Krankenhauses arbeitet, dort erwartet? "Malaria ist sicher ein großes Thema", sagte Neddermeyer. Das stehende Wasser biete Mücken optimale Bedingungen. Auch Cholera-Fälle gebe es in Mosambik bereits. Hinzu kämen Magen-Darm-Infekte und infizierte Wunden, listete der Mediziner auf. Auch er erfuhr über private Kontakte von dem Navis-Einsatz. Die übrigen Helfer kommen aus Hallbergmoos, Moosburg, Eching im Landkreis Landshut, Wolnzach und Gunzenhausen. Unterstützt werden sie von den "Apothekern ohne Grenzen".

Den Verein unterstützen Menschen über die Landkreis-Grenzen hinaus

Der erste Teil der Fracht wird am Samstag erwartet. Weil sämtliche Maschinen überbucht waren, musste das Material per Lastwagen nach Lissabon gebracht werden. Erst dort kann es auf drei Flugzeuge verteilt werden, wie Wagner berichtete. Er hofft, dass es mit dem Zoll weniger Probleme gibt als in Kenia, wo es Tage dauerte, bis die Fracht freigegeben wurde. Damit das medizinische Team in Mosambik gleich arbeiten kann, hat es selbst Medikamente dabei.

Der Verein Navis hat längst Unterstützer weit über die Landkreis-Grenzen hinaus. Seit 2004, seit dem Tsunami in Südostasien, haben die ehrenamtlichen Helfer bei großen Naturkatastrophen immer wieder mit angepackt.

Weitere Informationen über Navis und kurze Tagesberichte aus Mosambik finden Interessierte im Internet unter www.navisev.de. Dort ist auch das Spendenkonto angegeben, da der Verein um Unterstützung bittet.

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