Mauern:Die Küken sind der Renner

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Sonja Hörgertskirchner ist mit ihrem Erlebnisbauernhof für Kinder zur "Unternehmerin des Jahres" geworden.

Alexandra Vettori

Die kleinen Bieberl, also Küken, sind der Renner im Moment. In einem Karton im Heizungskeller wuseln die Flauschebällchen unter der Wärmelampe. Wenn in diesen Tagen eine Kindergruppe zu Besuch auf dem Erlebnishof Wieser ist, führt der erste Weg immer in den Keller zu den Küken und dem Brutautomat. Darin wird es schon zwei Tage vor dem Schlüpfen spannend, denn dann fangen die Küken im Ei an zu piepsen.

"Ich möchte den Kindern ein Gefühl dafür geben, wo ihr Essen herkommt. Sie sollen spüren, wie warm die Milch im Euter ist, und sehen, wo die Hühner die Eier legen", sagt Sonja Hörgertskirchner.

Vor zwei Jahren hat die 28-Jährige aus dem Mauerner Ortsteil Enghausen ihre Idee mit dem Erlebnisbauernhof für Kinder in die Tat umgesetzt. Der durchschlagende Erfolg hat sie selbst überrascht und nun ist sie vor einigen Wochen vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium auch noch zur "Unternehmerin des Jahres" gekürt worden.

Eigentlich sei der Wieser Hof in Enghausen ein "stinknormaler Bauernhof", erzählt die zierliche Frau. 25 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, ein bisschen Wald, 40 Milchkühe, deren Nachzucht, vier Katzen, ein Hund, drei Zwergziegen und 20 Hühner. Vor fünf Jahren ist Sonja Hörgertskirchner zu ihrem Mann auf dessen elterliches Anwesen gezogen. Ein Jahr später war Sohn Anton auf der Welt und Mama hängte ihren Job als Erzieherin erst mal an den Nagel.

Schon bald aber leitete sie eine Spielgruppe in Moosburg und irgendwann erwachte der Wunsch, "einen eigenen Bereich auf dem Hof zu haben", erzählt sie. Als Jungbäuerin mit pädagogischem Anstrich war die Marschrichtung klar: etwas mit Kindern, Natur und Bauernhof. Sie macht kein Geheimnis daraus, dass am Anfang einige Überzeugungsarbeit zu leisten war, bei ihrem Mann wie bei den Schwiegereltern.

Eine Horde Kleinkinder, Mamas, Papas und Omas auf einem landwirtschaftlichen Betrieb zu betreuen, das musste wohlbedacht sein. Sonja Hörgertskirchner hat es wohl bedacht und längst steht die ganze Familie stolz hinter dem Projekt Erlebnisbauernhof.

Im Keller des geräumigen Wohnhauses richtete die Erzieherin einen Schlechtwetterraum ein - mit Kissen, Bänken, Tischen und kuscheliger Couch. Und sie besuchte den Lehrgang "Erlebnisbäuerin" beim Amt für Ernährung und Landwirtschaft. 2009 hielt sie ihr Zertifikat in der Hand und zog mit ihrer Moosburger Kindergruppe auf den Bauernhof um. Aus der einen festen Gruppe sind drei geworden, die einmal pro Woche für zwei Stunden mit ihren Müttern kommen. Mit den je zehn Kindern im Alter von eineinhalb bis vier Jahren geht es nach einem Begrüßungsritual in den Stall, auf die Wiesen, zum Brotbackhaus oder in den Garten.

Je nach Jahreszeit werden Ostereier gefärbt, Nudeln gemacht, Brot gebacken. Der Ernährungsaspekt ist Sonja Hörgertskirchner ein besonderes Anliegen, stets gibt es auch eine Brotzeit mit regionalen Zutaten. Zu den festen Gruppen bietet sie inzwischen jahreszeitliche Projekte für Kindergärten, Schulen oder Behinderteneinrichtungen an.

Zu Ostern drehten sie sich rund um Ei und Huhn, im Winter gibt es eine Waldweihnacht mit Nikolaus und Lagerfeuer, im Sommer ein Erntedankfest. "Die Nachfrage ist riesengroß", freut sich die Unternehmerin des Jahres, "man muss sich mindestens ein halbes Jahr vorher anmelden".

Für die Zeit, wenn ihre einjährige Tochter erst im Kindergarten ist, schmiedet Hörgertskirchner manchmal Pläne, denkt daran, mehr Einzelaktionen anzubieten. "Vielleicht kann ich dann alle Anfragen annehmen und muss nicht immer nur vertrösten", sagt sie. Aber auch eine Eltern-Kind-Freizeit in den Ferien, vielleicht mit Übernachtung im Zelt, spuke ihr im Kopf rum, oder, sagt sie lächelnd, "was mir auch mal Spaß machen würde, wäre eine Gruppe Manager, damit man die mal auf den Boden zurückholt".

© SZ vom 29.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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