Mitten in Freising:Die Masken fallen zögerlich

Manche Menschen haben noch nicht registriert, dass die Maskenpflicht in der Innenstadt aufgehoben ist.

Kolumne von Thilo Schröder, Freising

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Erfordern veränderte Gegebenheiten eine Verhaltensanpassung, wird darum oft erst mal gegrantelt, dann zögerlich umgeschwenkt und schließlich akzeptiert. Huift ja nix, insbesondere bei Pandemie-Vorschriften wie der Maskenpflicht. Seit Monaten wird gebetsmühlenartig die AHA-Regel gepredigt: Abstand, Hygiene, Alltags(-FFP2-)Maske. Irgendwann kommt unweigerlich der Punkt, an dem unvorstellbar scheint, dass die Dinge jemals anders gewesen sein sollen. Dass seit Freitag die lange eingeübte Routine des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes auf bestimmten öffentlichen Plätzen im Landkreis Freising wegfällt, sorgt nun wiederum für einen Bruch.

Wie Augenzeugen berichten, wird die zurückgewonnene Gesichtsfreiheit etwa in der Freisinger Innenstadt nur zögerlich angenommen. Viele Menschen sind demnach weiter mit Maske unterwegs. Womöglich ist einigen das Stück Stoff nach über einem Jahr des Tragens schlicht in die Gesichtshaut eingewachsen. Oder haben sie es gar lieb gewonnen? Es liegt wohl auch an besagter automatischer Abwehr gegenüber sich ändernden Gegebenheiten. Der Gang durch die Stadt ohne Maske? Jetzt, wo man sich gerade daran gewöhnt hat?

Maske tragen, obwohl es nicht mehr Pflicht ist: ein gefundenes Fressen für Corona-Kritiker

Kritiker von Corona-Schutzmaßnahmen werden sagen, dass die Regierung, die natürlich alles von langer Hand geplant hat, die Menschen nun dort hat, wo sie sie immer haben wollte: eingehüllt in einen maskengewordenen Maulkorb des Schweigens, den manche selbst dann nicht ablegen, wenn Verbote längst wieder aufgehoben sind. Dem könnte man entgegenhalten, dass die demaskierende Maßnahme möglicherweise schlichtweg noch nicht zu allen durchgedrungen ist. Auch wenn zahllose blau-weiße Maskenpflicht-Schilder bereits entfernt wurden.

Neben der Maskenpflicht hat das Freisinger Landratsamt zuletzt auch das Alkoholverbot auf bestimmten öffentlichen Plätzen aufgehoben. Ob die lange eingeübte Abstinenz-Routine ähnlich weiter wirkt, bis die einstmals zelebrierte Routine des öffentlichen Trinkens wieder Einzug erhält, ist nicht bekannt. Solange allerdings manche Menschen weiter Maske tragen, bleibt es nüchtern betrachtet dabei, dass sich das Trinken mit Maske nie durchgesetzt hat. Und mit gleich zwei Routinen auf einmal zu brechen, das wäre ja nun wirklich zu viel verlangt. Der Mensch ist schließlich ein Gewohnheitstier.

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