Marzling:Totalschaden bei Erbsen

Marzling: Auf dem Betrieb von Georg Ball in Goldshausen begutachten (von links) Georg Ball, Thomas Kohl, Georg Schmid und Anton Mitterer die Erntequalität.

Auf dem Betrieb von Georg Ball in Goldshausen begutachten (von links) Georg Ball, Thomas Kohl, Georg Schmid und Anton Mitterer die Erntequalität.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Landwirte blicken auf ein Jahr zurück, das bisher zu warm und zu nass war. Die schweren Böden im Landkreis kommen damit nur schwer zurecht. Sie rechnen deshalb bestenfalls mit einer "normalen, durchschnittlichen" Ernte.

Von Gudrun Regelein, Marzling

Die Getreideernte 2015 im Landkreis ist in vollem Gange: Seit Anfang Juli fahren die Bauern die Gerste ein, bald folgt der Raps. Im Vergleich zu den vergangenen zwei "hervorragenden" Jahren bei der Wintergerste, die im Landkreis auf gut 4000 Hektar angebaut wird, erwartet sich Anton Mitterer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding für 2015 zwar keine Missernte, aber eine deutlich schlechtere. Der Bayerische Bauernverband (BBV) hatte am Mittwoch zu einem Informationsgespräch zu den Ernteaussichten im Landkreis auf den landwirtschaftlichen Betrieb von Georg Ball in Goldshausen geladen. Auch dieser rechnet mit einer eher durchschnittlichen Ernte. Zumindest die Erbsen seien ihm wegen des heftigen Platzregens im Juli kaputt gegangen, "da gibt es null Ertrag", sagte Ball.

Die vergangenen Monate seien im Vergleich zu den Vorjahren im Durchschnitt zu warm und zu nass gewesen, berichtete Mitterer. "Überall wird wegen der Trockenheit gejammert, aber südlich der Donau ist das anders." Im Januar und im Mai beispielsweise seien die Niederschläge deutlich höher als im Vorjahr gewesen: Im Januar verdoppelte sich die Niederschlagsmenge sogar von noch 40 Liter pro Quadratmeter 2014 auf 80 Liter in diesem Jahr. Und auch die Temperaturen seien drei bis vier Grad über den Schnitt gelegen, im Winter habe es deshalb keinen Bodenfrost gegeben. "Die schweren Böden im tertiären Hügelland kommen damit nur schwer zurecht. Die Folge sind zu nasse Böden und letztendlich Nässeschäden wie bei der Erbse", sagte Mitterer. Bei Kulturarten wie der Erbse, Gerste oder auch Mais müsse mit Ausfällen gerechnet werden. Georg Schmid, Kreisobmann des BBV, erwartet bei den Winterkulturen zwar eine "normal durchschnittliche Ernte". Bei den Sommerkulturen dagegen werde es wohl eine starke Splittung geben: Während bei den nässeempfindlichen Kulturen die Ernte zum Teil ganz ausfalle, sei bei den nässeliebenden Pflanzen, wie Ackerbohne und Sommergerste, mit einer guten Ernte zu rechnen.

Laut Anton Mitterer werden im Landkreis knapp 48 000 Hektar Fläche ackerbaulich genutzt. Spitzenreiter ist mit steigendem Anteil Getreide, angeführt von Winterweizen auf etwa 11 400 Hektar. Der Maisanbau dagegen schrumpft: 2015 sind es mit gut 10 000 Hektar bereits 280 Hektar weniger als noch im Vorjahr. Platz drei im Anbau belegt weiterhin die Wintergerste mit gut 4200 Hektar, gefolgt von Winterraps mit 2700 Hektar. Auch die Sommergerste sei zunehmend beliebter, diese werde bereits auf gut 1700 Hektar angebaut. Im Öko-Bereich legte vor allem der Dinkel, der im Vorjahr Spitzenpreise erzielte, zu - er verdoppelte seine Anbaufläche auf 200 Hektar. Die Leguminosen, die laut Kreisobmann Georg Schmid "Ziehkinder der Politik sind, verzeichneten aber prozentual gesehen die höchste Steigerungsrate. Von 200 auf 300 Hektar gestiegen ist die Anbaufläche der Sojabohne, der Spitzenreiterin unter den Eiweißpflanzen. Obwohl deren Anbau im Landkreis "risikobehaftet" ist, denn: "Wir sind kein Soja-Standort." Derzeit gibt es im Landkreis laut Schmid 1600 landwirtschaftliche Betriebe, davon 40 Prozent im Haupterwerb. 50 Prozent der Landwirte bauen Getreide an, 25 Prozent Mais und acht Prozent Raps. Die Viehwirtschaft allerdings gehe immer weiter zurück, mittlerweile gebe es nur noch etwa 9000 Milchkühe im gesamten Landkreis. Etwa ein bis zwei Prozent der Landwirte geben jedes Jahr auf : "Viele steigen aus der Landwirtschaft aus, wenn sie eine andere Arbeitsmöglichkeit finden", sagte Schmid.

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