Corona im Landkreis Freising:Testen wie am Schnürchen

Corona im Landkreis Freising: Die Ankömmlinge werden im hinteren Zelt registriert, im vorderen getestet.

Die Ankömmlinge werden im hinteren Zelt registriert, im vorderen getestet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Drive-in-Teststation auf dem Bauhof in Marzling arbeitet eng getaktet. Rotes Kreuz und Johanniter sind eingespielt, die 70 bis 90 Getesteten pro Tag diszipliniert. Ärger machen nur die langen Wartezeiten auf die Testergebnisse.

Von Gudrun Regelein, Marzling

Die Corona-Drive-in-Teststation auf dem Marzlinger Bauhof ist einfach zu finden. "Corona-Teststelle" steht auf einem großen weißen Schild am Eingang. Und darunter: "Einfahrt nur mit Berechtigung und bestätigtem Termin". Rot-weiße Absperrgitter markieren den Weg als Einbahnstraße über den Platz, an diesem heißen Septembernachmittag stehen nur vier Autos in der Warteschlange. Alles hier ist durchgetaktet, der Test auf das Corona-Virus dauert insgesamt nur zwei Minuten - von der Registrierung in dem einen der beiden weißen Zelte bis zum Abstrich im zweiten.

"Das läuft hier alles problemlos, die Leute, die kommen, wissen ja Bescheid. Alle sind friedlich, kiebige Bemerkungen kamen noch keine", berichtet Marcel Jacobs, Mitarbeiter beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Er trägt - wie seine vier Kollegen vom BRK und den Johannitern, die an diesem Nachmittag Dienst haben - einen Schutzanzug. Da Jacobs im ersten Zelt, der Registrierung, arbeitet, sind es bei ihm ein Schutzkittel, ein Mund-Nasen-Schutz und Handschuhe. Die beiden Mitarbeiter im zweiten Zelt dagegen ähneln in ihrem weißen Vollschutzanzug Marsmännchen. "Die müssen den tragen, weil sie ja mit eventuell Infizierten Kontakt haben. Das ist bei dieser Hitze aber nicht witzig, die sind froh, wenn sie hier fertig sind", kommentiert Jacobs.

Corona im Landkreis Freising: Marcel Jacobs und Hannah Treutmann sortieren die Beutel mit den Teströhrchen.

Marcel Jacobs und Hannah Treutmann sortieren die Beutel mit den Teströhrchen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei ihm im ersten Zelt wird zunächst der Name abgefragt, dazu muss die Testperson einen Personalausweis vorlegen. "Dann geben wir eine kurze Belehrung, wie es abläuft und der Patient bekommt eine Karte mit einem QR-Code - über diesen Code erfährt er dann auch sein Ergebnis: positiv oder negativ", berichtet Jacobs. Danach geht es im Schritttempo weiter zum Abstrich im zweiten Zelt. Die Testperson öffnet weit den Mund, das Stäbchen wird in den Rachenraum gesteckt und hin- und herbewegt. Nach zwei Sekunden ist es überstanden, das Teststäbchen wird abgeknickt, kommt in ein Röhrchen mit einer pinkfarbenen Flüssigkeit und wird dann noch in einen Beutel gepackt.

Nachmittags von 15 bis 17 Uhr wird hier getestet, heute stehen sehr viele Patienten auf der Liste - 90 sind es. In den Tagen zuvor waren es immer etwa um die 70 gewesen. In der Teststelle laufe es problemlos, inzwischen aber, so erzählt Jacobs, müsse teilweise bis zu einer Woche auf das Ergebnis gewartet werden. "Das ist schon heftig", sagt er.

Zum Schluss gibt es einen QR-Code, über diesen erfährt man sein Ergebnis

Die Marzlinger Drive-in-Station musste nicht komplett neu aufgebaut werden, sie wurde bereits im März als erste Station im Landkreis in Zolling eingerichtet und zog dann nach Marzling um. Seit Juni wird nun hier getestet, im August war Pause, seit Anfang September laufen die Tests wieder. Getestet wird an den Nachmittagen, an den Vormittagen laufen dafür die Vorbereitungen in der BRK-Kreisgeschäftsstelle in der Rotkreuzstraße: Fünf Mitarbeiter des BRK's und der Johanniter sitzen im Callcenter im zweiten Stock und organisieren alles.

Von Ärzten und vom Freisinger Gesundheitsamt laufen hier per Fax die Überweisungen für diejenigen ein, die getestet werden müssen. Weil sie Symptome zeigen, in einem Risikogebiet waren oder Kontakt zu einem Infizierten hatten. Vom Gesundheitsamt kommt die Liste mit Kontaktpersonen: Diese müssen angerufen und mit ihnen ein Termin ausgemacht werden. "Die Abläufe sind schon eingespielt, berichtet BRK-Kreisgeschäftsführer Albert Söhl. Außerdem wird von den Mitarbeitern das Material für die Tests vorbereitet. So erhalten die Proberöhrchen und die Beutel einen Barcode mit den Daten des Getesteten.

Corona im Landkreis Freising: Helfer müssen beim Testen Vollmontur-Schutzanzüge tragen.

Helfer müssen beim Testen Vollmontur-Schutzanzüge tragen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Trotz der vielen Tests gebe es momentan aber nicht besonders viele positive Fälle, sagt Söhl. "Das sind vielleicht ein bis zwei Prozent." In der Hochzeit, im März und April, sah das noch ganz anders aus: Damals waren etwa zehn Prozent der Tests positiv gewesen. Die Mitarbeiter in der Teststation seien alle geschult, die Testung laufe professionell. "Die haben alle Routine", sagt Böck. Seit Anfang September muss es in jedem bayerischen Landkreis beziehungsweise in jeder kreisfreien Stadt ein Corona-Testzentrum geben. Dadurch sollen die Kapazitäten im Freistaat ausgebaut werden. Im Landkreis Freising wurde es auf dem Gelände des BRK in Marzling in Betrieb genommen, den Auftrag dafür erteilte das Landratsamt an das BRK und die Johanniter.

"Wenn es Anlass gibt, zu testen, dann ist das wichtig und in Ordnung", sagt Hubert Böck, Leiter des BRK-Rettungsdienstes. "Aber nur um zu erfahren, ob man vielleicht Corona hat, ist Unsinn." Dafür würden die Kapazitäten nicht ausreichen. Ein anderer Kritikpunkt ist die lange Wartezeit auf das Ergebnis: "Das dauert einfach zu lange, man sieht ja in Garmisch, was dann passiert." Bei Schnelltests beispielsweise liege das Ergebnis bereits zwei bis drei Stunden später vor. Doch trotz der wieder steigenden Infektionszahlen sind weder Albert Söhl noch Hubert Böck besonders alarmiert. "Man muss nicht die absoluten Infektionszahlen betrachten, sondern die Zahl derjeniger Menschen, die eine medizinische Behandlung brauchen - und die ist nicht gravierend angestiegen", sagt Böck.

Momentan müssten nur sehr wenige Patienten wegen Corona im Freisinger Klinikum behandelt werden, ergänzt Söhl. "Ich bin momentan nicht beunruhigt", sagt er. "Dennoch darf man nicht unvorsichtig werden." Die Situation sei in den Griff zu bekommen, ist sich auch Böck sicher. "Und das ohne zweiten Lockdown."

Zur SZ-Startseite

Corona-Krise im Landkreis Freising
:Zunehmend unübersichtlich

Mit jetzt 616 gemeldeten Infizierten liegt der Landkreis Freising in Bayern an fünfter Stelle. Wie konnte es dazu kommen und wie reagieren Gesundheitsamt und Klinikum darauf? Eine Spurensuche.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: