Neue Gesetzesvorgabe:Ärger mit der Müllabfuhr

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In einer schmalen Straße in Hangenham werden die Tonnen nicht mehr geleert, weil die Fahrzeuge möglichst nicht mehr rückwärts fahren sollen. Auch andere Gemeinden könnten bald betroffen sein.

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Ein bisschen ärgerlich findet Marzlings Bürgermeister Dieter Werner die ganze Angelegenheit schon. Das Entsorgungsunternehmen Heinz, das im Landkreis mit der Müllabfuhr beauftragt ist, wird mit seinem Fahrzeug nicht mehr rückwärts in eine schmale Straße im Ortsteil Hangenham hineinfahren - und folglich die Mülltonnen der Anwohner dort nicht mehr leeren. Was der Bürgermeister nicht versteht: "50 Jahre hat das geklappt - und auf einmal geht es nicht mehr. Jetzt soll die Straße nicht mehr befahrbar sein, das ist schon merkwürdig."

Zwar fand bereits eine Ortsbesichtigung mit Vertretern des Landratsamts und des Entsorgungsunternehmens statt. Eine Lösung wurde aber auch bei diesem Termin nicht gefunden. Grund, dass das Müllauto nicht mehr rückwärts in die enge Straße in Hangenham einfahren könne, sei eine Branchenregelung, die Anfang 2017 in Kraft getreten ist, berichtet Robert Stangl, Pressesprecher im Landratsamt, das im Landkreis für die kommunale Abfallwirtschaft zuständig ist. Diese Vorgabe werde nun sukzessive umgesetzt. In Verbindung mit der Straßenverkehrsordnung müsse ein Müllfahrzeug beim Einfahren in eine Straße auf jeder Seite mindestens 50 Zentimeter Platz haben, berichtet Stangl. Wenn es keine Wendemöglichkeit gibt, dürfe maximal 150 Meter weit rückwärts gefahren werden; aber das auch nur mit Einweiser und wenn die Straße übersichtlich sei. "Ist das nicht möglich, müssen die Anwohner ihre Mülltonnen zu einer Sammelstelle bringen, die aber nicht mehr als 100 bis 150 Meter entfernt sein sollte."

"Möglichst zumutbare Lösungen finden"

Es sei das Unternehmen, das die Gefährdungsbeurteilung abgebe und an das Landratsamt melde. Dieses müsse dann für die jeweilige Straße eine Anordnung erlassen. "Wir versuchen aber, möglichst zumutbare Lösungen zu finden", betont Stangl. In Marzling ist das bislang nicht geschehen. Nun hofft der Bürgermeister, dass in dem besagten Straßenabschnitt, der etwa 200 Meter lang ist, in einer Kurve eine Sammelstelle eingerichtet werden kann. Ansonsten müsste dies bereits am Ortseingang auf einem kleinen Gemeindegrundstück geschehen. Das aber würde für die Anwohner der betroffenen Straße einen längeren Weg - mehrere hundert Meter - bedeuten, für ältere Menschen sei das kaum zumutbar, sagt Werner. Außerdem müsste die Gemeinde dort ein abschließbares Häuschen für die Mülltonnen errichten. "Aber wer zahlt das dann?". Auf die Müllgebühren könne man das nicht umlegen, meint Werner. Die Hangenhamer zumindest hätten ihm bereits eine Unterschriftenliste übergeben. Sie machen klar, dass sie eine Sammelstelle am Ortseingang vehement ablehnen.

Das Ganze sei keine Schikane, sondern eine gesetzliche Auflage, betont Peter Jung, der beim Entsorgungsunternehmen Heinz im Bereich Arbeitssicherheit tätig ist. "Die Gefährdungssituationen müssen abgebaut werden - und dazu gehört, nach Möglichkeit mit den Müllfahrzeugen nicht mehr rückwärts zu fahren." In den vergangenen Jahren habe es dabei mehrere Unfälle mit Todesopfern gegeben, sowohl Müllwerker als auch Passanten waren betroffen. Aus diesem Grunde sei die Branchenregelung erarbeitet worden, berichtet Jung. Nun müssen bei Ortsterminen nach und nach alle schmalen Straßen begutachtet werden, im Landkreis seien das zwischen 170 und 180. Gemeinsam werde dann nach einer Lösung gesucht. Das könne ein Sammelpunkt sein oder ein Wendeplatz werde eingerichtet. Vielleicht sei es für die Betroffenen nicht immer witzig, dass die Tonnen nun nicht mehr direkt vor ihrem Haus abgeholt werden, sagt Jung, aber: "Verkehrstote sind auch nicht witzig."

In Au war man zu Beginn schon etwas verärgert

In der Marktgemeinde Au mit vielen engen Straßen haben die Ortsbesichtigungen bereits im vergangenen Jahr stattgefunden. Zu Beginn sei man schon etwas verärgert gewesen, dass die Müllabfuhr nicht mehr wie gewohnt laufe, erzählt Bürgermeister Karl Ecker. Aber für alle der etwa fünf betroffenen Straßen habe man eine Lösung gefunden, mit der nun alle Anwohner gut leben können - zumindest habe es bislang keine Beschwerden von Anwohnern gegeben. So wurde in einer Straße auf einem Grundstück der Gemeinde ein Wendeplatz errichtet, in den anderen Straßen ziehen die Bewohner ihre Mülltonnen nun wenige Meter bis zur Hauptstraße zu einem Sammelplatz. Auch in Nandlstadt mit vielen schmalen Straßen gibt es bisher keine Probleme, berichtet Geschäftsleiter Michael Reithmeier. "Viele dieser Straßen sind nur kurze Stichstraßen mit wenigen Anwohnern. Die bringen ihre Mülltonnen zum Entleeren allerdings schon immer zur Hauptstraße."

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