Sie sind eher unauffällig und nur bis zu 17 Millimeter groß, doch sie können großen Schaden anrichten. Auch in Bayern breitet sich die Marmorierte Baumwanze aus. Möglichkeiten, sie zu bekämpfen, gibt es bisher kaum. Ein aktuelles Forschungsprojekt unter Federführung der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising sucht nach neuen Strategien zur Bekämpfung des invasiven Schädlings. Auch das Monitoring wird ausgebaut, im Bereich Freising geschieht dies an drei Standorten. Die Experten setzen zudem auf die Mithilfe der Bevölkerung. Gerade in den Wintermonaten hielten sich Baumwanzen gern in der Nähe von Häusern auf, sagt Sybille Orzek, Projektleiterin an der LfL.
Insgesamt 423 Marmorierte Baumwanzen wurden 2024 in Freising gefangen. „Die Schäden halten sich hier noch in Grenzen und beschränken sich unseres Wissens nach eher auf Privatgärten oder öffentliche Anlagen“, erklärt Orzek. In anderen Regionen gebe es aber Hotspots, an denen Wanzen bereits große Schäden in Gartenbaubetrieben verursachen. Ein solcher Schwerpunkt ist die Stadt München.
Die Marmorierte Baumwanze ist eigentlich in Ostasien beheimatet. 2004 wurde ein erstes Exemplar in Europa entdeckt. Was ihre Wirtspflanzen angeht, ist sie nicht wählerisch. Dazu zählen Apfel, Birne, Beerenobst, Haselnuss, Tomate, Paprika und Bohnen – also vor allem Kulturen aus dem Obst- und Gemüseanbau. Zur Eiablage nutzen die Wanzen oft Ziergehölze. Schäden verursachen sie sowohl an den Früchten als auch an Blättern und Stängeln. Befallene Früchte weisen laut LfL Deformationen und Flecken auf und lassen sich nicht mehr vermarkten.
Ein weiteres Problem ist, dass die Marmorierte Baumwanze sehr mobil ist – an einem Tag kann sie bis zu 117 Kilometer weit fliegen. Deshalb und aufgrund des Klimawandels befürchten Experten, dass sie künftig auch hierzulande große Schäden anrichten könnte. Daher fördert das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus das Forschungsprojekt.
Um einen Überblick über die Verbreitung der Marmorierten Baumwanze, aber auch anderer Wanzenarten in bayerischen Gartenbaubetrieben zu bekommen, bittet die Landesanstalt für Landwirtschaft um Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger. Wer diese Schädlinge in seinem Betrieb findet, kann sich an die LfL wenden – mit einem Bild und der Angabe des Fundorts (E-Mail an Wanzen@Lfl.bayern.de). Die Exemplare können aber auch in kleine Plastikdosen oder Streichholzschachteln verpackt an die LfL geschickt werden (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz, Arbeitsgruppe IPS 3d – Krankheiten, Schädlinge im Gartenbau, Kreuzbreite 4, 85354 Freising). Auch Schäden an Obst und Gemüse können gemeldet werden.

Die Marmorierte Baumwanze sieht der heimischen Grauen Gartenwanze sehr ähnlich, hat jedoch keinen Dorn am Bauch und mehrere helle Flecken am Rücken. Bei der Bestimmung helfen können Apps wie „Naturalist“.
Das Forschungsprojekt läuft noch bis Ende 2025, auch an der LfL in Freising finden Versuche statt, sowohl im Gewächshaus als auch im Freiland mit sogenannten Astkäfigen, in denen Pflanzenteile den Schädlingen ausgesetzt werden. Die Schadbilder werden dokumentiert, außerdem suchen die Forscherinnen und Forscher nach Methoden, die Wanzen zu bekämpfen. Diese Möglichkeiten sind bisher begrenzt. Die zur Verfügung stehenden Insektizide können dieser Insektenart wenig anhaben.
Ein natürlicher Feind ist die Samuraiwespe, eine Schlupfwespenart, die ihre eigenen Eier in denen der Marmorierten Baumwanze ablegt. Die Experten setzen deshalb große Hoffnung in die kleinen Schlupfwespen. Allerdings gibt es hier laut LfL noch viel Forschungsbedarf – und hierzulande ist er bisher kaum vertreten. Der zweite Nachweis dieser Art in Bayern gelang 2022 in Freising. Forschende der Versuchsstation für Obstbau Schlachters, die zur Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gehört, entdeckten passenderweise am Campus in Weihenstephan ein parasitiertes Wanzengelege.