Marcushaus in Freising:Respekt vor der Geschichte

Nach vierjähriger Bau- und Planungszeit öffnet das sanierte Freisinger Marcushaus im Herzen der Altstadt wieder seine Pforten.

Sabina Dannoura

Anerkennende Blicke, begeisterte Kommentare: Am Freitag öffnete sich erstmals die automatische Glastür des renovierten Marcushauses am Freisinger Marienplatz - für die Einweihung mit geladenen Gästen. Das Foyer erstreckt sich über zwei Stockwerke, viel Licht fällt selbst an diesem wolkenverhangenen und verregneten Nachmittag herein.

Marcushaus in Freising: Das ist nicht die aktuelle Mode, mit der das Gewandhaus Gruber Kunden ins Freisinger Marcushaus locken will: Die Bekleidungsfirma demonstriert mit einem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert ihre Schneidertradition.

Das ist nicht die aktuelle Mode, mit der das Gewandhaus Gruber Kunden ins Freisinger Marcushaus locken will: Die Bekleidungsfirma demonstriert mit einem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert ihre Schneidertradition.

(Foto: Marco Einfeldt)

Noch ist das Gebäude leer, und so kann man den Verkaufsraum im Erdgeschoss und ersten Stock eingehend inspizieren, in dem am 2. September die Filiale des Gewandhauses Gruber öffnet. Auch die künftigen Büros für das Wirtschafts- und Finanzreferat der Stadtverwaltung in den Stockwerken darüber und im Neubau an der Fischergasse sind zugänglich. An diesem Samstag haben die Bürger Gelegenheit, sich in dem Baudenkmal umzusehen.

"Toll" und "schön" lauten die von allen Seiten vernehmbaren Lobesworte. Was in vierjähriger Bau- und Planungszeit entstanden ist, kann sich zweifellos sehen lassen. In bedeutungsvolle Worte fasst dies Oberbürgermeister Dieter Thalhammer in seiner Rede. Das Marcushaus behaupte seinen "Rang als prägender Höhepunkt hier, im Herzen unserer Altstadt", sagt er. Schließlich sei das historische Zentrum ein Pfund, mit dem Freising wuchern müsse. Und dazu habe die Stadt mit dem Erhalt des Gebäudes ein "klares Bekenntnis" abgelegt.

Nicht alle Stadträte waren allerdings Feuer und Flamme, als die Entscheidung anstand, ob das Baudenkmal aus den Jahren 1566/1567 restauriert und umgebaut - oder der Abrissbirne geopfert und durch einen Neubau ersetzt werden solle. Thalhammer hat immer für den Erhalt plädiert. Während der Einweihung führt er nochmals wichtige Argumente an: Es gelte "Respekt vor der Geschichte dieses Hauses und den Baumeisterleistungen der Vergangenheit" abzulegen. Zumal das Marcushaus Zeitzeuge der Stadt- und Wirtschaftsgeschichte seit dem 17. Jahrhundert sei - und auch an die Familie von Marcus Lewin und das furchtbare Unrecht erinnere, das auch in Freising jüdischen Mitbürgern während der NS-Zeit widerfahren sei.

Die Stadt hat sich die Renovierung, Modernisierung und Erweiterung jedenfalls einiges kosten lassen: 9,1 Millionen Euro wurden investiert. Der OB spricht angesichts der Probleme von einer "ungewöhnlichen Baustelle", Architekt Michael Braun bekennt: "Wir sind ein bisserl froh, dass wir die Aufgabe hinter uns haben." Den schwierigen Baugrund, den "Hochwasserstand bis zur Unterkante Oberlippe" spricht er an, die undichte Baugrube an der Fischergasse und die beengten Verhältnisse, in denen die Bauarbeiten abgewickelt werden mussten.

Aber auch angenehme Überraschungen stellten sich ein: Überraschend wurde ein Münzschatz gehoben - mehr als 700 vor dem Jahr 1754 geprägten Münzen. Eine der Schautafeln, die für den Tag der offenen Tür gefertigt wurden, zeigt den Fundort und Abbildungen der Münzen. Im künftigen Trakt der Stadtverwaltung, im zweiten Stock stieß man außerdem auf eine Kassettendecke aus dem Jahr 1567, die freigelegt wurde.

Bauwerk mit Geschichte

Das Marcushaus ist ein Bauwerk mit Geschichte. Auch das Gewandhaus Gruber kann auf eine lange Tradition blicken - und zeigt diese, bevor Kleiderständer und Regale das Bild beherrschen, in einer Ausstellung. Blickfang ist ein Gemälde der "delicatessima principesse", der schönen und zierlichen Tochter des Herzogs von Savoyen. Der Gruber-Vorfahre Hanns Leopold habe bereits 1657 in München dafür gesorgt, das Kurfürstin Adelaide die Schönste gewesen sei, heißt es dazu erklärend.

Wer historisch interessiert ist, kann auf weiteren Tafeln die Geschichte des Marcushauses studieren. Die aufwendigen Untersuchungen vor der Sanierung sind dokumentiert und eine Fotowand zeigt "Bauimpressionen". Am heutigen Samstag finden von 10.30 Uhr an halbstündig Führungen durch das Gebäude statt, um 15.30 Uhr erzählt Günther Lehrmann von der Geschichte des Baudenkmals.

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