Manege statt Klassenzimmer:Proben für den großen Auftritt

Bei den Schülern der Grundschule St. Lantbert in Lerchenfeld dreht sich eine Woche lang alles um das Thema Zirkus. Sie üben fleißig an ihren Nummern und haben so viel Spaß, dass sie gar nicht nach Hause wollen

Von Maika Schmitt, Freising

Es ist dunkel in dem großen blau-roten Zirkuszelt, es riecht nach feuchtem Gras und nur die Manege ist in strahlendes Licht getaucht. Aber noch steht dort kein Zirkusdirektor, der die Zuschauer begrüßt. Im Moment proben dort nur die kleinen Artisten für ihren großen Auftritt. Und das sind die Schülerinnen und Schüler der Grundschule St. Lantbert in Lerchenfeld. Eine Woche lang dreht sich bei ihnen alles um das Thema Zirkus. Denn der Circus ZappZarap ist zu Gast in Freising, um mit den jungen Artisten bis zum Ende der Woche eine große Show auf die Beine zu stellen.

Begonnen hatte das Projekt schon vor einigen Wochen, als die Lehrer eine zweitägige Fortbildung zum Thema hatten, wie Schuldirektor Peter Neurohr berichtet. Dabei lernten die Pädogen selber Zirkusnummern, die sie nun gemeinsam mit drei Teamern vom Circus ZappZarap ihren Schülern beibringen. Diese konnten zwischen 16 verschiedenen Workshops wählen und üben jetzt fleißig an ihren Nummern.

In der Mitte des Zirkuszeltes hängt ein großes Trapez, an dem gerade sechs Mädchen schaukeln und für ihren Auftritt trainieren. Der Rest der Akrobatengruppe wartetet hinter dem Vorhang. Von allen Ecken hört man aufgeregte Kinderstimmen, auf den roten Bänken liegen bunte Rucksäcke, Pausenbrotdosen und Trinkflaschen.

Auch am linken Rand der Manege wird eifrig geprobt. An der Hand ihrer Lehrerin balanciert Helena elegant über das Drahtseil, streckt ihren Fuß zur Seite und lächelt gekonnt Richtung Publikumsbereich. Für sie und ihre Freundin Dilara war klar, dass sie eine Nummer auf dem Seil aufführen wollten. "Wir machen Ballett und haben deshalb schon eine sehr gute Haltung", erzählt die achtjährige Dilara. "Und wir sind sehr gelenkig", ergänzt die zehnjährige Helena.

Weiter hinten im Zelt geht es noch etwas brenzliger zu. Dort üben die Kinder eine Feuernummer. Lehrerin Andrea Koppenwallner erklärt, wie man mit dem Feuer umgeht, ohne sich zu verbrennen. "Wenn ihr es schnell genug macht, ist es gar nicht heiß und tut nicht weh", sagt sie und zeigt, wie man die brennende Fackel ganz kurz an die eigene Zunge tippt. Die jungen Feuerschlucker müssen erst einmal ohne Feuer die Bewegung üben, immer nacheinander, damit Koppenwaller sie gut im Blick hat und im Notfall eingreifen kann. Das ist aber nicht nötig, vorsichtig und kontrolliert übt jeder Einzelne mit der brennenden Fackel.

Alle 500 Schüler der Grundschule wirken an der Zirkusvorstellung mit. Sie sind unterteilt in zwei Gruppen und trainieren abwechselnd oder machen in ihren Klassen Projektarbeiten zum Thema Zirkus. Es werden Geschichten gelesen, Requisiten gebastelt und eine Zirkuszeitung erstellt. Auch nachts gehen manche Kinder nicht nach Hause, sondern bleiben in der Schule - um das Zirkuszelt zu bewachen. "Wir haben einen Film geschaut und sind gegen elf Uhr ins Bett. Nach so einem Tag sind die Kinder ja auch müde", erzählt Neurohr, der in der letzten Nacht als Betreuer dabei war.

Er war es auch, der Spenden eingesammelt hat, um das Zirkusprojekt finanzieren zu können. Viele kleine Unternehmen aus Lerchenfeld hätten etwas gegeben und auch der Elternbeirat unterstützt die Schule mit einem Essenverkauf während der Vorstellungen. Diese finden am Freitag und Samstag statt und sind offen für Eltern, Freunde und Zirkusbegeisterte. Freitagabend um 19 Uhr wird es außerdem eine Benefizveranstaltung geben, bei der unter anderem die Lehrerband spielt und weitere Spenden für die Zirkuswoche gesammelt werden sollen.

Bis dahin werden die jungen Artisten der Grundschule St. Lantbert noch fleißig trainieren. Dilara und Helena macht es auf jeden Fall großen Spaß: "Wir sind im Moment lieber in der Schule als Zuhause", erzählen die beiden, bevor sie zurückhuschen zum Drahtseil und weiter ihre Balancenummer üben.

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