Luca-App im Landkreis Freising:Registrierung im Handumdrehen

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Im "Schnick Schnack"-Bistro in der Freisinger Innenstadt nutzen geschätzt 80 Prozent der Gäste die Luca-App, um ihre Anwesenheit dort zu dokumentieren. (Foto: Marco Einfeldt)

Kommunen und Gaststätten im Landkreis setzen zunehmend auf digitale Kontaktnachverfolgung. Die Gemeinde Neufahrn und die Stadt Freising nutzen die Luca-App, das Bräustüberl das Web-System "Darf ich rein".

Von Thilo Schröder, Freising

Nachdem die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung seit Mai auch im Landkreis Freising nutzbar ist, ersetzt oder ergänzt die Anwendung zunehmend die bisherige schriftliche Dokumentation. Seit Anfang der Woche nutzt etwa die Gemeinde Neufahrn die App, auch die Stadt Freising greift seit kurzem darauf zurück, ebenso Gastronomiebetriebe. Im Bräustüberl in Weihenstephan hat man sich dagegen für eine andere digitale Lösung entschieden.

"Ich bin erstaunt, wie viele die App nutzen", sagt ein Mitarbeiter des Schnick-Schnack-Bistros in der Freisinger Innenstadt, einem Unternehmen der Schuhbauers KG aus Kirchdorf. Geschätzt 80 Prozent der Gäste checke über die Luca-App ein, die man seit der Eröffnung Anfang Mai nutze - und das weitgehend reibungslos. Der Rest gebe weiter schriftlich die Kontaktdaten beim Besuch an. "Die App muss wohl auch für Ältere gut händelbar sein", mutmaßt der Mitarbeiter.

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Die Luca-App ist direkt mit den Gesundheitsämtern verbunden

Die vom Freistaat unterstützte Luca-App soll das aufwendige Dokumentieren von Kontaktdaten in der Corona-Pandemie vereinfachen und vereinheitlichen. Sie ist direkt mit den zuständigen Gesundheitsämtern verbunden, der Download kostenfrei. Überall, wo sich Menschen in größerer Zahl sammeln - beispielsweise bei Veranstaltungen, in Behörden oder Gastronomiebetrieben -, können Verantwortliche ihren Standort registrieren und einen QR-Code erzeugen, den Besuchende wiederum einscannen. Sie hinterlassen damit verschlüsselt ihre Kontaktdaten. Das Gesundheitsamt kann die Daten im Falle einer bestätigten Covid-19-Erkrankung einsehen und Menschen, die zur selben Zeit am selben Ort eingecheckt waren, informieren.

Ein solcher QR-Code zum digitalen Einchecken befindet sich seit dieser Woche auch an der Eingangstür des Neufahrner Rathauses, in der örtlichen Gemeindebibliothek und im Kinder- und Jugendhaus (Juz), wie die Gemeinde mitteilt. Nach dem Besuch checkt man ebenfalls über die Luca-App wieder aus. Auch im Freisinger Rathaus ist an jenen Räumen, die Mitarbeitende gemeinsam mit Besuchenden nutzen, seit kurzem ein QR-Code angebracht, um via Luca-App einzuchecken. "Ansonsten wissen wir aber auch immer, wer wann da war", sagt Sprecherin Christl Steinhart. Denn weil es weiterhin keinen Besuchsverkehr gebe, sei der Zutritt nur mit Termin möglich.

Bei "Darf ich rein" gehen die Daten verschlüsselt zum Branchenverband Dehoga

Im Bräustüberl in Weihenstephan setzt man hingegen auf den alternativen Anbieter "Darf ich rein". Auch bei diesem Tool zur Kontaktnachverfolgung scannen Gäste einen QR-Code ein. Die Daten würden jeweils vier Wochen lang beim Branchenverband Dehoga verschlüsselt gelistet und dann wieder gelöscht, heißt es beim Bräustüberl. "Das wird schon gut angenommen", sagt eine Sprecherin. Weil es sich hierbei im Gegensatz zur Luca-App um eine Webanwendung handelt, benötigt man selbst lediglich einen QR-Scanner oder eine entsprechende Kamera-Funktion am Smartphone. Wer kein Smartphone besitzt, kann auch im Bräustüberl weiterhin schriftlich die Kontaktdaten hinterlassen.

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Inwieweit die digitalen Tools tatsächlich bei der Kontaktnachverfolgung helfen, dazu hat man im Freisinger Landratsamt angesichts aktuell niedriger Infektionszahlen noch keine Erfahrungswerte. "Bisher wurde dem Contact Tracing Team (CTT) keine Freigabe von Daten der Luca-App durch eine positiv getestete Person gewährt", teilt die Behörde auf Nachfrage mit. "Insofern können von Seiten des CTT zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Aussagen über die Auswirkungen der Luca-App auf die Kontaktpersonennachverfolgung getroffen werden." Ebenfalls offen ist, wie viele Menschen im Landkreis Freising sich die App bislang heruntergeladen haben: "Zahlen zur Nutzung liegen uns nicht vor", so das Landratsamt. Ob Kontaktdaten generell zuverlässig erhoben werden, prüft das Landratsamt nicht gesondert. Es seien seitens des Gewerbeamtes "keine anlassunabhängigen Kontrollen angedacht", heißt es. Überdies könne man aus Gründen des Datenschutzes ohnehin lediglich abfragen, ob überhaupt Kontaktdaten erhoben werden.

Für Menschen ohne mobiles Endgerät lässt sich die Luca-App auch über entsprechende Schlüsselanhänger nutzen, die von lokalen Behörden verteilt werden. Der Landkreis Ebersberg etwa bietet seinen Bürgerinnen und Bürgern diesen Service. Danach gefragt, verlautet aus dem Freisinger Landratsamt: "Bisher haben wir diesbezüglich noch nichts geplant."

Beim digitalen Impfpass setzt der Kreis Freising auf das bundeseinheitliche Modell

Neben Anwendungen zur Kontaktnachverfolgung setzen Landkreise in Bayern seit einiger Zeit auf eine weitere technische Neuerung: den digitalen Impfpass. Der ist im Zuge des Impf-Fortschritts für viele interessant, denn Geimpfte sind von Einschränkungen im Alltag oft ausgenommen, digitale Nachweise einfacher zu handhaben als das klassische gelbe Impfbuch. Während die Regierung noch am bundeseinheitlichen Modell feilt, hat man beispielsweise im Landkreis Ebersberg in Eigeninitiative nach einem entsprechenden Angebot gesucht und ist in Magdeburg fündig geworden; in Altötting wurde im Januar mithilfe eines Kölner Start-ups der digitale Impfpass eingeführt.

In Freising setzt man jedoch auf die Lösung im Bund, wie das Landratsamt mitteilt: "Im Landkreis Freising wird auf die Einführung des bundeseinheitlichen digitalen Impfpasses gewartet. Dies soll nach Mitteilung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände vom 8. Juni am Montag, 14. Juni, soweit sein."

© SZ vom 12.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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