Süddeutsche Zeitung

Letzter Arbeitstag:Abschied nach sieben Jahren

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Pfarrer Urland verlässt Allershausen und geht zurück nach Bratislava. Im Pfarrverband wird man ihn vermissen

Von Petra Schnirch, Allershausen

Sein Terminkalender ist bis zum Schluss voll. Am 31. Dezember wird Pfarrer Robert Urland seinen letzten Gottesdienst im Pfarrverband zelebrieren, zum Kirchenpatrozinium in Schlipps. Nach einem Weißwurstfrühstück heißt es dann, endgültig Abschied nehmen. Nach sieben Jahren verlässt der 55-Jährige Allershausen und kehrt in die Slowakei zurück. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Sieben Jahren lang leitete Monsignore Urland den Pfarrverband. Der Abschied fällt ihm nicht leicht, wie er sagt. Seit April weiß er, dass ihn der Erzbischof von Bratislava nach fast drei Jahrzehnten zurückholen will. Inzwischen ist Urland trotz aller Wehmut froh darüber. Denn seinem Vater geht es seit einigen Wochen gesundheitlich sehr schlecht. "Ich sehe das ein bisschen als Vorsehung Gottes", sagt Urland, dass er seinen Eltern in dieser schwierigen Zeit nun beistehen könne. Welche Pfarrei er künftig betreuen soll, wird er im Sommer erfahren. Einen Teil seiner Arbeitszeit wird er in jedem Fall im Ordinariat verbringen. Dass er nicht mehr so intensiv in der Seelsorge arbeiten wird wie in Allershausen, bedauert er.

Dort hat er es geschafft, die drei ehemals selbständigen Pfarreien Allershausen, Hohenkammer und Kirchdorf ein wenig besser zu vernetzen, als das zuvor der Fall war, beispielsweise über gemeinsame Ministrantenausflüge. Mit seiner verschmitzten und herzlichen Art hat Urland im Landkreis viele Freunde gewonnen. Dass viele in diesen Tagen im Pfarrhaus vorbeikommen, um sich zu verabschieden, freue ihn, mache ihn aber auch ein wenig traurig, gesteht Urland. Da sei es ganz gut, dass er kaum zum Nachdenken komme, weil es so viel zu tun gebe. "Das ist eigentlich nicht schlecht." Auch bei einem Empfang im Pfarrsaal verabschiedeten sich vor kurzem viele Gläubige. Allershausens Bürgermeister Rupert Popp bedauert es, dass Urland die Gemeinde verlässt. Er sei ein sehr zugänglicher, offener Mensch. "Die Leute mögen ihn, er war super integriert." Auch die Ökumene habe er wieder aufleben lassen. Insgesamt acht Jahre lang war Urland in Bayern tätig. Zuvor war er viel herumgekommen. Er erhielt eine Ausbildung an der diplomatischen Akademie in Rom, arbeitete in der Nuntiatur in Venezuela und neun Jahre lang im Staatssekretariat des Vatikans, wollte dann aber in die Seelsorge. In Allershausen leitete er zum ersten Mal einen Pfarrverband. "Das war für mich eine sehr schöne Erfahrung." Vor der politischen Wende in der Tschechoslowakei hatte er Bauwesen studiert.

Was er mitnimmt aus Allershausen? "Viele Erinnerungen an die Menschen, an die Familien." Die werde er vermissen, die Bürokratie eher nicht, fügt er hinzu. Ganz abreißen wird der Kontakt vermutlich nicht. Urland will seine slowakische Handynummer und seine E-Mail-Adresse im Pfarrbüro hinterlassen. So weit sei er künftig ja nicht weg, sagt er. Einige seiner Schäfchen haben auch schon angekündigt, dass sie ihn einmal besuchen wollen, vielleicht wird sogar ein Pfarrausflug nach Bratislava führen.

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Quelle:
SZ vom 31.12.2018
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