Lebensräume schaffen:Haus mit vielen Untermietern

Lebensräume schaffen: Ulrike Kolar ist auch als Igelmutter von Moosburg bekannt, sie nimmt verletzte und zu kleine Igel auf.

Ulrike Kolar ist auch als Igelmutter von Moosburg bekannt, sie nimmt verletzte und zu kleine Igel auf.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ulrika Kolar ist als Igelmutter von Moosburg bekannt, sie schafft aber auch viele Nistmöglichkeiten für Vögel

Von Alexandra Vettori, Moosburg

"Artenvielfalt kann jeder", unter diesem Motto stellt die SZ Menschen vor, die es nicht beim Klagen und Schimpfen belassen, sondern selbst aktiv werden. Im eigenen Garten, auf dem Balkon, am Haus schaffen sie kleine Naturinseln, in denen Insekten, Vögel und Kleingetier Lebensraum finden.

Man sieht es schon am Hauseingang, dass bei Ulrike Kolar und ihrem Mann tierische Untermieter wohnen. Wilder Efeu rankt sich über die Hausfassade, darin raschelt es, Vögel fliegen ein und aus. Neben der Haustüre hängen ein Insektenhotel und ein Vogelhaus, im Vorbeet steht ein kleiner Igelschlupf. Ulrike Kolar ist auch als Igelmutter von Moosburg bekannt, sie nimmt verletzte und zu kleine Igel auf und bringt sie über den Winter. Gleichzeitig achtet die Tierfreundin aber auch darauf, dass eine möglichst große Artenvielfalt in ihrem kleinen Garten herrscht.

"Im Efeu am Haus nisten im Moment Amseln und Spatzen und ich glaube, Meisen auch. Wir haben sogar schon Mönchsgrasmücken hier gehabt, alles, was sonst nicht unterkommt, geht da rein", erzählt Ulrike Kolar und lacht. Man spürt, wie viel Freude es ihr macht, dass ihre tierischen Hausgäste so zahlreich und regelmäßig kommen. "Efeu ist immer gut", sagt sie, "und die Beeren fressen die Vögel gerne".

Dass ihr Haus ein selten gewordenes Refugium bietet, weiß sie nur zu gut, an spaltenlosen, glatten und gedämmten Hausfassaden, wie sie auch in der Umgebung zu finden sind, haben viele Gebäudebrüter keine Nistmöglichkeiten mehr. Daher hängt Kolar, wo es geht, Nistkästen auf, sechs sind es derzeit, in verschiedenen Formen und mit verschiedenen Schlupflöchern, jede Vogelart hat da ihre Vorlieben.

Freudig zählt die Hausbesitzerin auf, wer immer wieder in ihrem Garten vorbei schaut: Zaunkönig, Rotkehlchen, Baumläufer, Buntspecht, Star, Zilpzalp und alle möglichen Meisen. Das Rezept für die tierische Vielfalt heißt pflanzliche Vielfalt: Je mehr heimische Büsche und Bäume es in einem Garten gibt, desto mehr Futter haben die Vögel und desto besser können sie sich verstecken. In diesem Jahr vermisst Ulrike Kolar allerdings die Grünfinken, "die waren sonst immer da".

Man höre ja immer wieder, man solle Vögel auch im Sommer füttern. Das stimme nur zum Teil, sagt die Tierexpertin, "bevor man das Falsche füttert, lässt man es lieber". Nur bestimmtes Futter sei gut, etwa spezielles für Wildvögel oder Sommer-Meisenknödel, "keine ranzigen alten Knödel, keine Sonnenblumenkerne mit Schalen, keine Erdnüsse und kein billiges Mischfutter." Noch besser aber sei es, im Garten eine gewisse Zahl an Raupen, Ameiseneiern und auch Läusen zu haben. "Die Meisen lieben die Läuse von den Rosen", sagt Ulrike Kolar, "deshalb ist es auch so wichtig, dass man auf Gift im Garten ganz verzichtet, denn das Gift schadet allen, auch den Vögeln und den Igeln." Letztere brauchen in diesem trockenen Sommer auch mehr Hilfe als sonst, in Form von Wasserschälchen und Igel- oder Katzentrockenfutter, "die ersten werden mir schon gebracht, sie sind unterernährt, weil es zu wenig Bodeninsekten gibt".

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