Foodsharing-Café in Freising:Eine unendliche Geschichte

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Carolin Stanzl möchte mit dem Café Übrig so schnell wie möglich loslegen. Sie warte "auf den Tag", sagt sie. (Foto: Marco Einfeldt)

Eigentlich könnte das Café Übrig in seinen neuen Räumen an der General-von-Nagel-Straße sofort öffnen. Aber noch immer fehlt die Genehmigung der Stadt Freising.

Von Gudrun Regelein, Freising

"Es ist eine unendliche Geschichte", sagt Carolin Stanzl. Eigentlich wollte der Freisinger Verein Übrig, zu deren Gründungsmitgliedern sie zählt, sein Café Übrig - das erste Foodsharing-Café in Bayern - schon Ende März wiedereröffnen. Allerdings habe man damals unterschätzt, wie umfangreich und zeitaufwendig die dafür notwendige Antragstellung ist, sagt Stanzl im Rückblick. Nicht nur ein Antrag auf Nutzungsänderung musste bei der Stadt gestellt werden, sondern auch ein Sonderantrag, dass die Parkplatzablöse als gemeinnütziger Verein nicht bezahlt werden muss.

Endlich stand das Thema Café Übrig dann im Juni auf der Tagesordnung des Planungsausschusses der Stadt Freising, wurde aber wieder auf Juli verschoben. "Am 27. Juli wird es nun endlich behandelt - und wir hoffen natürlich auf eine Genehmigung", sagt Stanzl. Danach aber müsse noch die einwöchige Widerspruchsfrist abgewartet werden. Ob es letztendlich Auflagen geben werde, wisse sie auch noch nicht. "Also ehrlich gesagt rechnen wir nicht mit einer Eröffnung vor dem frühen Herbst."

Starten aber könnte man sofort, sagt Stanzl. Das neue Café an der General-von-Nagel-Straße ist fertig eingerichtet. Den lichtdurchfluteten vorderen Raum dominiert der hölzerne Bartresen, vor dem einige Barhocker stehen. "Drei Jungs aus dem Verein haben den zusammengezimmert." Das Holz dafür komme unter anderem aus einem Haus, das abgerissen wurde, auch Balkonteile steckten mit drin. "Ein echt cooles Recycling, das entspricht unserem Prinzip", sagt Stanzl. 20 bis 25 aktive Mitglieder des Vereins, der sich gegen Lebensmittelverschwendung stark macht, haben in den vergangenen Monaten hier mitgearbeitet. "Es war ein Kraftakt, aber es hat uns auch zusammengeschweißt", sagt Stanzl. Viele Leute hätten unglaublich viel Zeit investiert.

Probelauf beim Altstadtfest

Auf dem Bartresen steht ein polierter Siebträger, in den Schränken stapeln sich Teller und Tassen. Im Durchgang ist bereits der Fairteiler, in dem sich später die gespendeten Lebensmittel befinden werden, die jeder mitnehmen kann. Der hintere Raum ist auch schon komplett möbliert mit Sofas, Stühlen und Tischen, alles ist bunt zusammengewürfelt. Die Sachen stammen von den Großeltern der Mitglieder oder aus Kellerbeständen. Auch eine uralte Nähmaschine steht in einer Ecke. "Oma-Style, aber heimelig", kommentiert Stanzl das Ambiente. Hier sollen später Vorträge, Konzerte und Workshops über die Bühne gehen.

Im Cafébereich dagegen werden - wie im früheren Café Übrig an der Ziegelgasse - Gerichte und Kuchen, die aus geretteten Lebensmitteln gemacht wurden, und Getränke angeboten. Eine Passantin, die die offene Tür entdeckt hat, kommt herein. "Haben Sie schon offen?", fragt sie. Es kämen sehr häufig Anfragen, wann es endlich losgehe, sagt Stanzl, als die Frau wieder weg ist. Beim Altstadtfest hatte das Café schon für einige Stunden geöffnet und selbstgebrautes Bier und Kaffee angeboten. Es seien viele Besucher gekommen, es war permanent etwas los. Der erste Probelauf zumindest lief gut.

Sofas, Stühle und Tische - alles hier ist bunt zusammengewürfelt. Die Sachen stammen von den Großeltern der Vereinsmitglieder oder aus Kellerbeständen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Miete und die laufenden Kosten müssen bereits finanziert werden. Derzeit wird dies mit Geld aus dem Crowdfunding für das neue Café und mit Hilfe eines neuen Förderers, einer Speziallotterie, bestritten. Einige Veranstaltungen aber könne man bereits anbieten, wie einen Brunch mit Musik, auch eine klassische Schnippelparty, bei der gerettete Lebensmittel gleich gekocht werden, ist geplant. "Von uns aus könnte es aber endlich auch richtig losgehen", sagt Stanzl, "wir warten auf den Tag."

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