Süddeutsche Zeitung

Die perfekte WG:Angebandelt wird woanders

Lesezeit: 3 min

Für Studenten kann das Leben in einer WG schön sein, wenn man sich an Regeln hält. Die SZ hat die Ratschläge für ein friedliches Miteinander zusammengestellt - mit Tipps für Putzplan-Sanktionen und Kühlschrank-Kommunismus.

Von Maximilian Gerl, Freising

Wohnraum ist knapp in Freising - und vor allem teuer. Studenten trifft das besonders hart. Darum teilen sich viele eine Wohnung. So eine WG kann viel Spaß machen, stellt man sich vor. Man ist nie alleine und im Kühlschrank findet sich auch immer etwas. Für das friedliche Zusammenleben sollte man allerdings einige Regeln beachten. Und es ist auch gar nicht so einfach, eine WG-geeignete Wohnung in Freising zu finden.

Die Wohnung

Die schlechte Nachricht vorweg: Wer eine Wohnung sucht in Freising, braucht Geduld. Leerstand gibt es kaum. Und manche Vermieter haben Vorbehalte gegenüber Studenten, weil sie wenig verdienen, nur kurze Zeit bleiben und als Partymacher verschrien sind. Statt eine WG neu zu gründen, ist es oft einfacher, in eine bestehende zu ziehen und diese später zu übernehmen. Einen guten Überblick verschaffen WG-Suchmaschinen im Internet, die TU München führt ein eigenes Portal mit Angeboten. In Alt-WGs liegen die monatlichen Mietpreise meist zwischen 280 und 470 Euro. Die Schwankungen hängen zum einen von Lage und Zimmergröße ab - zum anderen gibt es immer wieder WGs, die ihren neuen Mitbewohner gerne mehr zahlen lassen, um selbst ein wenig Miete zu sparen.

Durchgangszimmer haben in WGs nichts verloren. Ein abgetrennter Raum ist wichtig, um sich ein bisschen Privatsphäre zu bewahren: Wer ein Date mit nach Hause bringt, dürfte wenig begeistert sein, wenn plötzlich der Mitbewohner durch die Szene stolpert. Freisings Hauptverkehrsmittel ist das Radl. Die perfekte Studenten-WG liegt in Campus-Nähe oder in der Innenstadt - das sorgt für kurze Fahrtzeiten und weniger Schweiß.

Die Mitbewohner

Seine Familie kann man sich nicht aussuchen - die Mitbewohner schon. Wichtiger als gleiche Interessen sind die täglichen Gewohnheiten. Auch der Altersunterschied sollte nicht zu groß sein. In der Geschlechterfrage muss jeder für sich entscheiden, ob sie oder er lieber in einer Männer-, Frauen- oder gemischten WG leben will. Männer-WGs gelten traditionell als unordentlich, es wurden aber auch schon Frauen-WGs gesichtet, in denen man die Schuhe besser anbehält. Um Komplikationen zu vermeiden, gilt das ungeschriebene Gesetz: Mit Mitbewohnern wird nicht angebandelt, der Campus bietet genug Alternativen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Um Ärger zu vermeiden, sollten die Bewohner vor Einzug miteinander klären, wie sie sich das gemeinsame Wohnen vorstellen.

Der Mietvertrag

Oft stehen alle Bewohner als Hauptmieter im Vertrag. Damit sind alle haftbar und haben die gleichen Rechte und Pflichten. Der Nachteil: Wer seine Mitbewohner loswerden will, kann ihnen nicht kündigen. Dazu muss man als alleiniger Hauptmieter eingetragen sein, die anderen als Untermieter. In diesem Fall sollten sich die Untermieter vertraglich zusichern lassen, dass sie die Wohnung übernehmen können, sobald der Hauptmieter auszieht. Normalerweise beteiligen sich alle Bewohner mit gleichem Anteil an den Nebenkosten. Falls einer deutlich mehr Strom oder Wasser verbraucht, sollte man untereinander eine Regelung finden. Für eine Bürgschaft oder Kaution müssen meist die Eltern ran. Die WG-Bewohner sollten deshalb schriftlich regeln, wer für wen bürgt. Auch sollte jeder eine eigene Haftpflichtversicherung abschließen. Vorsicht vor Staffelmieten: Sie erhöhen sich Jahr für Jahr. Wohnungen, die zuerst günstig waren, können dadurch schnell teuer werden.

Die fixen Regeln

Eine gute WG ist vor allem ein guter Kompromiss. Viele WGs haben eine eigene Kasse oder ein Konto. Jeder Bewohner zahlt dort regelmäßig einen bestimmten Betrag ein. Von der Summe schafft die WG an, was alle brauchen, etwa eine neue Waschmaschine oder Alkohol für die nächste Party.

Bevor die Wohnung zum biologisch-bakteriellen Testgelände mutiert, empfiehlt sich die Aufstellung eines Putzplans mit festen Sanktionen. Wer nicht putzt, kann zum Beispiel mit Internet-Entzug bestraft werden, indem die Mitbewohner das Passwort des Wlan-Routers ändern. Das neue Passwort gibt es erst gegen ein blitzsauberes Bad. Streitpotenzial bietet auch das Thema Essen. Meistens hat jeder Bewohner in der Küche oder im Kühlschrank sein eigenes Fach, vom Inhalt sollte man die Finger lassen. Nur selten schaffen es besonders verfressene WGs, den sogenannten Kühlschrank-Kommunismus zu etablieren: Alles, was im Kühlschrank landet, gilt dann als Gemeingut.

Die Einweihungsfeier

Alles geklärt? Dann steht der ersten WG-Party nichts mehr im Wege. Die Nachbarn freuen sich, wenn sie vorher über den anstehenden Krach informiert werden. Falls trotzdem die Freisinger Polizei in die Feier platzt: ruhig bleiben. Die Musik ein bisschen runterdrehen. Nicht rufen: "Hey, die Stripper sind da!"

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Quelle:
SZ vom 14.06.2016
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