Langenbach:Landratskandidaten diskutieren über Seniorenpolitik

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Zum ersten Mal alle an einem Tisch: Die Landratskandidaten Birgit Mooser-Niefanger (FSM), Franz Scholz (AfD), Helmut Petz (FW), Tobias Weiskopf (FDP), Robert Wäger (Grüne), Herbert Bengler (SPD) und Manuel Mück (CSU). (Foto: Marco Einfeldt)

Die Landratskandidaten diskutieren bei einem erstem Aufeinandertreffen über Seniorenpolitik. Dabei gibt es einige Schnittmengen.

Von Karlheinz Jessensky, Langenbach

Eine Frau und sechs Männer wollen Landrat im Landkreis Freising werden. Zum ersten Mal trafen sie nun in Langenbach bei einer gemeinschaftlichen Podiumsdiskussion aufeinander. Verbindendes Problem: die künftige Seniorenpolitik im Landkreis. Das Thema schien allen miteinander nicht erschöpfend genug, denn in der Frage- und Antwortrunde landete man auch bei der dritten Startbahn und der Feinstaub-Messstation am Flughafen.

Die Seniorenpolitik auf Kreisebene war die Idee des Seniorenreferenten der Gemeinde, Elmar Ziegler, und des als sehr rührig bekannten Arbeitskreises 55 plus. Ziegler ist auch Vize-Vorsitzender des Kreis-Seniorenbeirats und in dieser Funktion darauf bedacht, die Seniorenarbeit in den Gemeinden in einer breiteren Gesamtschau zu sehen, beispielsweise durch erweiterte ÖPNV-Angebote. In erster Linie aber sollten die aus Wahlprospekten bekannten Gesichter der Landratsaspiranten auch einmal anfassbar werden. Knapp 100 Besucher nutzen diese Gelegenheit beim Alten Wirt in Langenbach am Donnerstagnachmittag. In fünfminütigen Eingangsstatements stellten sich die Bewerber vor. Die Reihenfolge war ausgelost worden.

Birgit Mooser-Niefanger (Freisinger Mitte), 50, war bereits einmal Vize-Landrätin und würde die erste Frau auf diesem Freisinger Chefsessel sein. Statt des Ausdrucks "Seniorenpolitik" würde sie "Generationenpolitik" bevorzugen. Für Senioren sei das Hauptproblem dasjenige der Mobilität, "das werden wir ändern". Franz Scholz (AfD), 64, sprach sich für kostenlose ÖPNV-Nutzung durch Senioren aus, wollte Jung und Alt mehr zusammenbringen und verwahrte sich gegen das Verbot der Bezeichnung "Mohrenapotheke". Helmut Petz (Freie Wähler), 62, derzeit Richter am Bundesverwaltungsgericht, betonte, in der Seniorenpolitik müsse der Mensch im Mittelpunkt stehen, was in der auf Sachleistungen bezogenen Pflegeversicherung oftmals zu kurz komme. Alte Menschen müssten möglichst lange selbstbestimmt wohnen können. Der Landkreis müsse bedarfsgerechte Hilfeangebote machen und sei durchaus in der Lage, sozialen Wohnungsbau zu betreiben.

"Es ist nicht viel passiert im Kreistag, lasst es uns endlich anpacken"

Tobias Weiskopf (FDP), 22, führte acht Forderungspunkte für "eine Politik ohne Blabla" auf, darunter mehr Wohnraum, den Ausbau der Radwege und einfachere und effiziente Behördengänge. Der ÖPNV müsse zu einer echten Alternative für das eigene Auto werden. Beim MVV müsse die Strecke Moosburg - München eine einzige Zone werden. Robert Wäger (Grüne), 59, Gemeinderat in Hallbergmoos und Vorstandsmitglied der Lebenshilfe, sprach sich dafür aus, den Begriff "Senior" in einer möglichst großen Bandbreite zu sehen und forderte eine größere Unterstützung der "aktiven" Senioren durch den Landkreis. Das bereits 2012 verabschiedete Seniorenkonzept sei weder fortgeschrieben worden noch sei etwas geschehen. Herbert Bengler (SPD), 64, hieb in die selbe Kerbe. Im Jahr 2038 werde es 56 Prozent mehr an 65-Jährigen geben. Die Wartezeit beim betreuten Wohnen betrage schon heute zwei bis drei Jahre. Das Krankenhaus werde zu klein werden und leide jetzt schon unter Personalmangel. "Es ist nicht viel passiert im Kreistag, lasst es uns endlich anpacken", sagte er.

Manuel Mück (CSU), 32, kam als Letzter zu Wort. Zuzug und Verkehrsbelastung seien die Hauptprobleme im Landkreis. Die Hausarztversorgung müsse gewährleistet und die Mobilität verbessert werden. Das Klinikum sei aufzurüsten, der Personalfehlbestand zu beseitigen und Wohnungen für die Mitarbeiter zu bauen sowie der Rufbus zu verbessern.

In der Diskussionsrunde kam zur Sprache, was die Leute so drückt. Herbert Bengler sah im Bau eines Pflegeheims nicht von vornherein ein Minusgeschäft. "Wenn wir jetzt nicht bauen, wann dann?" Tobias Weiskopf forderte, Geld in Mitarbeiterwohnungen zu stecken, auch in das betreute Wohnen. Robert Wäger stellte fest, es handle sich nicht nur um Personalmangel, sondern auch um einen Ausbildungsmangel. Manuel Mück wollte auch die Wirtschaftsförderung gestärkt sehen, wegen der nachfolgenden Steuereinnahmen. Marianne Heigl, selbst Mitglied des Bezirkstags, forderte dringlich die Einführung von Pflegestützpunkten. Allgemeines Fazit: der Landkreis müsse an seiner Attraktivität arbeiten.

© SZ vom 07.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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