Langenbach:Herrin über 400 Schafe

Langenbach: Katharina Vogt aus Langenbach züchtet Schafe. Das Fleisch gibt es auf dem Freisinger Wochenmarkt und in einem Bioladen im Chiemgau zu kaufen.

Katharina Vogt aus Langenbach züchtet Schafe. Das Fleisch gibt es auf dem Freisinger Wochenmarkt und in einem Bioladen im Chiemgau zu kaufen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die 31-jährige Katharina Vogt aus Langenbach wollte schon immer Tierzüchterin werden. In dem Familienbetrieb, der mit Fleisch und Fellen auch Freisings Wochenmarkt beliefert, arbeiten alle eng zusammen. Von der Aufzucht bis zur Vermarktung muss alles erledigt werden

Von Katharina Aurich, Langenbach

So lange sie denken kann, stand das Berufsziel für die 31-jährige Katharina Vogt fest: Sie wollte Schafe halten und züchten. Da sie auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern in Langenbach gemeinsam mit Bruder Martin aufwuchs, lernte sie schon früh, wie viel Arbeit es bedeutet, Tiere zu halten und vor allem, auch davon zu leben. Nach einer Lehre zur Landwirtin und der Meisterschule baute sie zu Hause aus einigen wenigen Schafen eine große Herde aus Merino-Land- und Fleischschafen auf. Auf Schafauktionen sucht sie sich robuste, Fleisch betonte Böcke für ihre Nachzucht aus.

Im Juli 2015 hat die Landwirtschaftsmeisterin endgültig einen Teil des elterlichen Betriebs übernommen und ist für 400 Schafe verantwortlich. Ihr Bruder bekam den anderen Teil des Hofs übertragen und erzeugt mit seiner Mutterkuhherde bei Rastberg, wohin der Hof vor ein paar Jahren ausgesiedelt wurde, Rindfleisch, kümmert sich um den Ackerbau und liefert seiner Schwester Stroh, Silage und Kraftfutter für die Schafe. Der Vater der beiden hilft überall mit, die Mutter hat die Vermarktung des Lamm- und Rindfleisches, der Felle und Wolle auf dem Freisinger Wochenmarkt übernommen.

"Wir sind ein echter Familienbetrieb, jeder hat seinen Bereich und seine Aufgaben, alles greift ineinander", beschreibt Katharina Vogt. Die tatkräftige junge Frau hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit ihrem Partner auf der Hofstelle im Ortskern von Langenbach großzügige Offenställe für ihre Schafe gebaut. Hier verbringen alle Tiere den Winter, den Rest des Jahres grasen sie auf den Weiden bei Langenbach und Haindlfing. Jeden Tag fährt Vogt zu ihren Tieren und setzt die Zäune ein Stück um,, "die Schafe möchten immer etwas Frisches zu fressen haben. Die Kunst ist, ihnen aber nur so viel Frisches zu geben, dass sie auch die restlichen Flächen sauber abgrasen", beschreibt die Landwirtin. Wenn Schnee liegt, motivieren die heraus schauenden Grashalme die Schafe, zu scharren und sich noch ein wenig Futter unter der Schneedecke selbst zu suchen.

Die Lämmer kommen das ganze Jahr über auf die Welt, aber von November an ist Hochsaison, damit sie an Ostern, wenn Lammfleisch sehr stark nachgefragt wird, schlachtreif sind. Da die Tiere im Winter im Stall stehen, hat sie die Landwirtin beim Lammen im Blick, falls es Komplikationen gibt. Die übrige Zeit kommen die Lämmer draußen zur Welt und laufen mit der Herde mit.

Die Hitze des vergangenen Sommers sei für die Tiere eine enorme Belastung gewesen, zumal es auf den Weiden wenig Schatten gebe, erinnert sich Vogt. Die Schafe bekommen in Abhängigkeit vom Futterangebot häufig Zwillinge, manchmal sogar Drillinge. Wenn das Gras üppig wachse, dann vermehrten sich die Tiere stärker. Aber Drillinge seien sehr zehrend für das Muttertier und nicht erwünscht, sagt Vogt. Nach der Geburt werden die weiblichen Schafe von den Böcken getrennt, damit sie erst einmal geschont werden und nicht sofort wieder trächtig. Damit der Produktionsablauf reibungslos funktioniere, benötigt die Schafzüchterin viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und vor allem einen guten Blick für die Tiere. "Den Schafen soll es so lange sie leben, gut gehen", betont Vogt. Viele ihrer Tiere sind acht Jahre alt, ein hohes Alter für Schafe. Da die Landwirtin ihr Fleisch selbst vermarktet und nicht wie konventionelle Bauern an Großabnehmer liefert, braucht sie verlässliche Absatzstrukturen. Jede Wochen werden sechs Lämmer für den Freisinger Wochenmarkt geschlachtet, weitere 25 Tiere liefert sie jeden Monat nach Trostberg ins Chiemgau an einen größeren Biofleisch-Vermarkter. "Wichtig für eine dauerhafte Lieferbindung ist die gleichbleibend gute Qualität und man muss sich um den Absatz kümmern" , sagt Vogt.

Von der Weide bis zur Schlachtbank legen die fünf Monate alten Lämmer, die etwa 40 Kilogramm wiegen, nur den Weg von Langenbach bis nach Kirchdorf zurück. Dort werden sie in der Metzgerei Häuslmeir geschlachtet und zerlegt. Ein Kollege stellt die Würste und Schinken her. Die Felle der Tiere werden gesäubert und gegerbt, dann dienen sie als wärmende Unterlage im Kinderwagen und an vielen Stellen mehr. Auch die Wolle wird als Rohwolle vermarktet. Einmal im Jahr, im Februar oder März, ist der Deutsche Schafschurmeister Rainer Blümelhuber in Langenbach zu Gast und befreit mit seinen Mitarbeitern an einem einzigen Tag alle 400 Muttertiere von ihrem dicken Winterpelz.

Katharina Vogt hat sich mit ihren 400 Schafen einen arbeitsreichen Traum erfüllt. Sie möchte aber auch zeigen, dass ökologische Tierhaltung gerade auf den Niedermoorstandorten des Ampertals und auf den steilen Flächen der Amperleiten eine gute Perspektive biete. Denn die grasenden Schafe oder Rinder erfreuten die Menschen, schonten die Böden und "sie erhalten die Weiden und Wiesen, die unsere Landschaft prägen. Wir haben das Land von unseren Eltern erhalten und wollen die Böden gesund und intakt an unsere Kinder weiter geben", wünscht sich die junge Landwirtin.

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