Sechs Fragen an die Kandidaten:Ein besseres Angebot, attraktivere Preise

Sechs Fragen an die Kandidaten: Für mehr Investitionen in den Öffentlichen Personennahverkehr sind alle Landtagskandidaten. Auch das Fahrradfahren wollen alle attraktiver machen.

Für mehr Investitionen in den Öffentlichen Personennahverkehr sind alle Landtagskandidaten. Auch das Fahrradfahren wollen alle attraktiver machen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die sieben Direktkandidaten für den Landtag stellen ihre Konzepte zum Thema Mobilität vor. Weitgehend einig sind sie sich, dass in den öffentlichen Nahverkehr, aber auch in Fahrradwege kräftig investiert werden sollte.

Die Stadt Freising erstickt im Verkehr, nach München ist mit dem Auto oft kein Durchkommen. Doch die Verbindungen mit dem Bus aufs Land sind teilweise schlecht, die S-Bahn ist sehr oft voll, verspätet und teuer. Was tun Sie, um den ÖPNV zu verbessern und damit mehr Menschen zu bewegen, auf ihr Auto zu verzichten? Wie stehen Sie zu der geforderten Buslinie von Freising nach Garching?

Sechs Fragen an die Kandidaten: undefined
(Foto: Marco Einfeldt)

Florian Herrmann (CSU): Die Westtangente und die Nordost-Umfahrung von Freising sind im Bau, wichtige Verkehrsadern für den gesamten Landkreis, die Entlastung bringen werden. Dass die Bürger vor allem auf die Westtangente so lange warten mussten, liegt an denen, die sie vehement bekämpft haben. Die Staatsregierung will den ÖPNV mit kräftigen Investitionen gerade auf dem Land deutlich stärken - von im Takt verkehrenden landkreisübergreifenden Buslinien bis hin zu Smart- und Bürgerbussen. Darüber hinaus wollen wir bayernweit unter anderem 2000 neue Busse fördern. Wir werden Verbundstrukturen bayernweit stärken - auch um Schiene und Bus noch attraktiver zu verknüpfen. Unser ÖPNV soll auch moderner und komfortabler werden: Wir wollen ein einheitliches bayernweites Ticket für alle Verkehrsmittel und bis 2020 Wlan in allen Bussen.

Der Landkreis hat mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplans die Möglichkeiten, die ÖPNV-Situation im Landkreis auf Dauer zu verbessern. Eine wichtige Aufgabe wird die intelligente Anbindung der U 6 von Garching aus an die S 1 im Landkreis Freising sein - das wollen wir zügig voranbringen. Mit Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke soll eine direkte Regional-S-Bahn-Linie Marzling und Langenbach im Stundentakt mit München verbinden. Ein großes Plus insbesondere für Bahnpendler.

Sechs Fragen an die Kandidaten: undefined
(Foto: Marco Einfeldt)

Markus Grill (SPD): Zu Beginn ist eine weitere Verschärfung des Verkehrskollapses bereits in den Ansätzen zu verhindern. Das bedeutet, dass ich mich - derzeit noch ohne Mandat - für massive Nachbesserungen bei der MVV-Tarifreform stark mache. Bei einer derartigen Reform darf keine Zeitkarte mehr als zehn Prozent (in Einzelfällen 15 bis 20 Prozent) teurer werden. Derzeit sprechen wir - nicht nur für den östlichen Landkreis - über Preissteigerungen von oft 30 bis 40 Prozent für Massentickets. Und dies zu einem Zeitpunkt, in welchem - bei sechs Wochen Schienenersatzverkehr - die Nerven vieler PendlerInnen so schon blank liegen.

Eine Attraktivitätssteigerung des ÖPNV ist an zwei Punkten möglich:

1. Stärkung von Querverbindungen über die Landkreisgrenzen hinaus. Deshalb bin ich ein Befürworter der Buslinie Freising-Garching. Ein weiteres Beispiel wäre eine bessere Verbindung zum S-Bahn-Halt Petershausen als Nachbar der westlichen Landkreisgemeinden Hohenkammer, Allershausen und Fahrenzhausen.

2. Ein kostenfreier ÖPNV (langfristig). Nur so ist sichergestellt, dass es für die Menschen attraktiver wird. Mittelfristig beginnend mit kostenfreien Ticketmodellen für Auszubildende, Studierende und SeniorInnen, welche freiwillig auf das Auto verzichten.

Sechs Fragen an die Kandidaten: undefined
(Foto: Marco Einfeldt)

Johannes Becher (Grüne): Ich möchte eine echte Verkehrswende. Die Mobilität der Zukunft ist nachhaltig, klimaschonend, intelligent, vernetzt und emissionsarm. Bahn & Bus sowie der Fuß- und Radverkehr sollen so attraktiv werden, dass sie gleichberechtigte, schnelle, bequeme und effiziente Mobilitätsangebote für alle bieten.

Die grüne Kreistagsfraktion hat für den Landkreis vor wenigen Wochen ein Mobilitätskonzept vorgelegt. Dieses beinhaltet den Ausbau des Busverkehrs sowie ein Expressbussystem. Ich unterstütze eine Expressbuslinie nach Garching, aber auch auf der B 301 Richtung Mainburg oder von Moosburg Richtung Erding und Holledau sowie von Freising über Allershausen zum S-Bahnhof Petershausen. Zudem braucht es einen abgestimmten Takt und bessere Vernetzung der einzelnen Verkehrsmittel. Insgesamt brauchen wir mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr, einen besseren Service für die Fahrgäste und mehr Informationen. Für unsere Region ist ein attraktiver MVV-Tarif besonders wichtig. Die neue Tarifreform mit massiven Nachteilen für unsere Region lehne ich deswegen ab.

Wichtig ist mir auch eine Stärkung des Fahrradverkehrs mit einem Rad-Gesetz für Bayern und einer in allen Bereichen besseren Infrastruktur sowie die Verbesserung der Situation für Fußgänger. Ich unterstütze zudem den Ausbau von Carsharing-Angeboten.

Sechs Fragen an die Kandidaten: Benno Zierer weiß, es gibt noch mehr zu tun.

Benno Zierer weiß, es gibt noch mehr zu tun.

(Foto: Marco Einfeldt)

Benno Zierer (FW): Der Freistaat sollte die Haushaltsmittel zur Förderung des Radverkehrs erhöhen und zum Beispiel Fahrradabstellanlagen und E-Bike-Ladestationen fördern, um die Attraktivität des Radverkehrs zu erhöhen. Ich denke, dass in Freising noch mehr München-Pendler mit dem Rad zum Bahnhof fahren würden, wenn es dort anständige Abstellmöglichkeiten gäbe.

Die Freisinger Freien Wähler fordern schon lange den Bau eines Fahrradparkhauses. Der Bau von Radschnellwegen ist ein guter Ansatz. Die Strecke von München nach Garching, die als Pilotprojekt realisiert werden soll, ließe sich nach Freising verlängern. Eine Buslinie zwischen Freising und Garching halte ich ebenfalls für sinnvoll, um die beiden Hochschul-Standorte zu verbinden.

Unabhängig vom Bau der 2. Stammstrecke müssen Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV- und S-Bahn-Systems im Großraum München ergriffen werden. Hierzu gehören die Ertüchtigung und der Ausbau der S-Bahn-Außenäste.

Sechs Fragen an die Kandidaten: undefined
(Foto: Marco Einfeldt)

Jens Barschdorf (FDP): Wir müssen den ÖPNV und die Infrastruktur für alle Verkehrsträger weiter in unserer Region ausbauen. Gerade der nördliche Landkreis muss mit mehr Verbindungen und einem flexibleren Angebot besser an die Bahnlinie München-Landshut angebunden werden. Wir brauchen eine bessere Zusammenarbeit mit den angrenzenden Landkreisen. So ist es oft schneller für jemanden aus Allershausen und Hohenkammer nach Petershausen zu fahren, um einen Zug zu erreichen.

Auch die Buslinie von Freising nach Garching, zumindest bis die U-6-Verlängerung nach Neufahrn noch nicht gebaut ist, ist dringend notwendig. Zudem muss möglichst bald der Erdinger Ringschluss gebaut werden. Auch der Ausbau der Bahnstrecke München-Landshut ist notwendig, wir müssen den Ausbau aber bürgerfreundlich und mit Blick auf Lärmschutz angehen. Die Kosten für den MVV sind ein wichtiges Thema. Hier fordere ich, dass das gesamte jetzige MVV-Gebiet nur noch eine Zone hat, so dass das System einfacher und gerechter wird. Ich bin froh, dass endlich Umgehungsstraßen gebaut werden, welche den Durchgangsverkehr zu großen Teilen aus der Stadt halten werden. Wir brauchen auch möglichst bald eine Ortsumgehung für Allershausen und Hohenkammer.

Sechs Fragen an die Kandidaten: undefined
(Foto: Marco Einfeldt)

Felix Bergauer (ÖDP): Die ÖDP setzt sich seit vielen Jahren für bessere Verbindungen im ÖPNV ein. Bereits für die Kommunalwahl 2014 hat die ÖDP ein Buskonzept für den Landkreis entwickelt und in ihrer Wahlbroschüre ausführlich dargestellt.

Ein weiteres Beispiel ist die bereits seit Dezember vergangenen Jahres im Betrieb befindliche, zusätzliche Linie 692 zwischen Neufahrn und Hallbergmoos, die eine schnelle Anbindung des Nova-Gewerbeparks mit den Bahnhöfen der S 1 und der S 8 sowie des Gewerbegebiets am Römerweg mit dem dortigen Kino ermöglicht.

Unser mittel- bis langfristiges Ziel ist ein deutlich günstigerer und attraktiverer ÖPNV bis hin zu der Überlegung, selbigen kostenlos anzubieten. Hierfür gibt es unsererseits eine Menge Ideen, die vor ihrer Umsetzbarkeit jedoch noch einer gewissen Überprüfung bedürfen.

Gleichzeitig sollte der motorisierte Individualverkehr verteuert und damit unattraktiver gemacht werden. Parallel dazu bietet die ÖDP verschiedene Konzepte zum Thema Carsharing an, die in diversen Gemeinden auch schon mit Erfolg umgesetzt wurden. Schließlich unterstützt die ÖDP die Umsetzung der Buslinie Freising-Garching und hat hierfür auch bereits einen entsprechenden Antrag im Freisinger Stadtrat gestellt.

Sechs Fragen an die Kandidaten: undefined
(Foto: Marco Einfeldt)

Guido Hoyer (Die Linke): Die Zukunft gehört dem Öffentlichen Personennahverkehr, der Elektromobilität und im Nahverkehr auch dem Rad. In Mobilität für alle muss aber investiert werden, damit zum Beispiel auch Pendler aufs Auto verzichten können. Die CSU tut das nicht: 446 Millionen Euro im Haushalt für Straßen stehen nur 74 Millionen Euro für den Öffentlichen Personennahverkehr gegenüber. Wir brauchen den Ausbau von Bus und Bahn und seine Bezahlbarkeit durch Sozialticket und Bahnsozialcard. Längerfristig wollen wir den ÖPNV als ökologische Alternative zum Auto kostenfrei machen. Wir brauchen kürzere Taktungen bei der S-Bahn und natürlich den Direktbus Freising-Garching, aber auch bessere Verbindungen auf dem Land.

Ein absolut falscher Schritt ist die aktuell geplante MVV-Tarifreform: Pendler nach München sollen künftig erheblich mehr bezahlen, insbesondere die Tarife für Familien, Senioren und Schüler sollen um rund 20 Prozent steigen. Nicht nur MVV-Fahrten nach München verlieren dadurch an Attraktivität, auch die Buslinien im Landkreis Freising werden weniger Personen befördern. Mobilität für alle heißt auch, dass die Bahnhöfe endlich komplett barrierefrei ausgebaut werden und sämtliche Busse behindertengerecht sind.

Ich bin auch für die weitere Förderung des Radverkehrs inklusive Radschnellwegen, und für die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene.

Sechs Fragen an die Kandidaten: undefined
(Foto: Marco Einfeldt)

Bernhard Kranich (AfD): Der massive Zuzug, der durch die Pläne zur dritten Startbahn und LabCampus nochmal verschärft würde, verursacht zusätzliche Kosten für die Kommunen (zum Beispiel Umgehungsstraßen, zusätzliche Buslinien). Überdies haben viele Frauen Sicherheitsbedenken, öffentliche Verkehrsmittel vor allem abends zu nutzen, durch zumindest ein subjektiv vorhandenes Gefühl mangelnder Sicherheit. In Kombination mit zahlreichen Verspätungen, temporären SEV, Baustellen und Gedränge in Bus und Bahn, nicht vorhandenen oder mangelhaften sanitären Einrichtungen in Bahnhöfen verstärkt dies die Tendenz, auf das eigene Auto umzusteigen und macht den ÖPNV weiter unattraktiv. Ein Bus nach Garching wäre sicherlich eine sehr gute Entlastung, aber die Entscheidungshoheit hat hier wohl die Deutsche Bahn AG und Landespolitiker haben hier nur bedingt Einfluss.

Mehr Arbeit von zu Hause aus (Home Office) und die Möglichkeit, Behördengänge durch die Nutzung des Internets obsolet zu machen, würde den Stau im Straßenverkehr durch vermehrten Datenverkehr ersetzen, was deutlich nervenschonender, zeitsparender und umweltverträglicher wäre. Ein Skandal sind nach wie vor die vielen Funklöcher auch an viel befahrenen Straßen. Selbst Rumänien und Peru haben ein dichteres Mobilfunknetz als unser hoch industrialisiertes Land.

Zur SZ-Startseite

Landtagswahl
:Ein erster Schlagabtausch

Sieben Kandidaten stellen auf Einladung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung ihre Positionen zu Themen wie Wohnen, Mindestlohn, dritte Startbahn oder Polizeiaufgabengesetz vor - die AfD darf nicht aufs Podium

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: