Landtagswahl 2018:Die CSU muss Federn lassen

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Florian Herrmann holt dennoch mit deutlichem Vorsprung das Direktmandat im Landkreis und verweist Johannes Becher auf Rang zwei. Benno Zierer von den Freien Wählern landet knapp dahinter auf Platz drei.

Von Peter Becker, Freising

Florian Herrmann, Staatsminister und CSU-Landtagsabgeordneter, hat im Landkreis Freising wieder das Direktmandat gewonnen. Im Vergleich zu den Landtagswahlen 2013 hat er allerdings mächtig Federn lassen müssen, so wie die Christsozialen landesweit an Zustimmung verloren haben. Herrmann kam nur noch auf 27,36 Prozent der Stimmen. Vor sechs Jahren waren es noch 38,8 gewesen. Knapp hinter ihm landete Johannes Becher (Grüne), der als eigentlicher Herausforderer Herrmanns gehandelt worden war, mit einem Stimmenanteil von 23,99 Prozent auf Rang zwei der Wählergunst. Die eigentliche Überraschung des Wahlabends bot Benno Zierer (FW). Lange Zeit lieferte er sich sogar mit Herrmann ein enges Rennen um das Direktmandat, ehe er mit knapp 21 Prozent noch hinter Becher zurückfiel.

Landtagskandidat Jens Barschdorf (FDP, links) und Bezirkstagskandidat Simon Schindlmayr (CSU) blicken gespannt auf die Anzeigetafel. (Foto: Marco Einfeldt)

Herrmann, Zierer und Becher dürften den Einzug ins bayerische Parlament geschafft haben. Bei letzterem war sich Toni Wollschläger, Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag, absolut sicher, als er im Fernsehen die erste Trendmeldung für die Grünen in Bayern sah. "Bei dem Ergebnis ist der Jojo drin", kommentierte er. Als Nachfolger von Christian Magerl blieb er allerdings etwas hinter dessen Ergebnis von 2013 zurück. Auf 25,2 Prozent war dieser damals gekommen. Becher gelang es immerhin, vier Kommunen für die Grünen zu holen. Marzling, Haag, Moosburg und Freising, wo er mit einem Stimmenanteil von 34,19 Prozent sein bestes Ergebnis holte. Die Kreisstadt ist seit vielen Jahren eine feste Bastion für die Grünen.

Der Direktkandidat der Grünen, Johannes Becher, 29, hat allen Grund zum Strahlen, er fuhr mit 23,99 Prozent der Erststimmen ein hervorragendes Ergebnis ein. (Foto: Marco Einfeldt)

Hermann hatte am Ende 15 Kommunen auf seiner Seite. Über 40 Prozent holte er in den im Norden des Landkreises gelegenen Kommunen Rudelzhausen und Hörgertshausen. In Freising handelte er sich mit 16,83 Prozent sein schwächstes Ergebnis ein. "Ich bin froh, dass ich meine Arbeit als Stimmkreisabgeordneter fortsetzen kann", kommentierte Herrmann sein Abschneiden. Dass er sein Ergebnis aus dem Jahr 2013 nicht annähernd wiederholen konnte, liege seiner Meinung nach am bayernweiten Trend der CSU. Und schließlich spiele im Landkreis immer noch die dritte Startbahn ein große Rolle. Was den Koalitionspartner in der Regierung angehe, müsse man mit allen Fraktionen Gespräche führen. Anbieten würden sich in jedem Fall die Freien Wähler.

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Die Überraschung des Abends lieferten jedoch die Freien Wähler mit ihrem Kandidaten Benno Zierer. Der hatte sich, zumindest bis die Hälfte aller Kommunen ausgezählt war, ein enges Rennen mit Herrmann geliefert. Lange lagen beide eng beinander, fast schien es, als könne er diesem das Direktmandat abspenstig machen. Dann setzte sich Herrmann ab und Zierer lag bis zuletzt vor Becher auf Rang zwei in der Wählergunst. Erst nach dem Eintreffen des Freisinger Stimmergebnisses zog der Kandidat der Grünen vorbei. Zierer, FW-Kreisvorsitzende Maria Scharlach und Bezirkstagskandidatin Marianne Heigl sind unisono der Meinung, dass sich ihr bürgernaher Wahlkampf bezahlt gemacht habe. Insbesondere ihre Kampf gegen die Abschaffung der "Strabs" und des G 9 haben den Freien Wählern wohl Sympathien gebracht. Scharlach und Heigl betonten auch, dass sich die Bürger eine "Regierung der Mitte wünschten. Dies sei nun mit der CSU möglich. Die ihrem Verständnis nach eigentliche Protestpartei AfD kam mit ihrem Kandidaten Bernhard Kranich auf 9,57 Prozent der Stimmen. Er blieb damit unter dem Landesschnitt von 10,3 Prozent. Wer jetzt also Protestwähler ist, scheint lieber die gemäßigten Freien Wähler zu bevorzugen. Geradezu marginalisiert wurde die SPD im Landkreis. Markus Grill kam nur auf 5,21 Prozent. Peter Warlimont fuhr vor fünf Jahren immerhin noch 10,9 Prozent ein. Die Wahlbeteiligung war bei 76,4 Prozent außerordentlich hoch.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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