Leuchtturmprojekte gibt es einige, wie das Quellschnecken-Artenschutzprojekt, die Streuobstwiese auf dem Schafhofberg, die Streuwiesen im Freisinger Moos oder auch die Bachrenaturierungen am Hutgraben und am Flitzinger Bach. Diese – und viele andere Maßnahmen des Landschaftspflegeverbands Freising – aber sind gefährdet.
Anfang Dezember verkündete das bayerische Umweltministerium einen vorläufigen Stopp für neue Naturschutzprojekte und begründete dies mit dem notwendigen Sparkurs, den die Staatsregierung angesichts leerer Kassen fahren müsse. Unter den Naturschützern löste die Entscheidung große Verunsicherung aus. „Für uns bedeutet das eine Katastrophe“, sagt Matthias Maino. Der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Freising spricht sogar von einer „existenziellen Bedrohung.“
Unklar sei zunächst gewesen, ob überhaupt und wann die Landschaftspflegeverbände in diesem Jahr ihre Arbeit fortsetzen könnten, berichtet Maino. Um Maßnahmen wie den Wiesenbrüterschutz oder frühe Wiesenmahden und Weidepflege rechtzeitig bis April oder Mai umsetzen zu können, müssten die Anträge eigentlich bereits im Winter von den Naturschutzbehörden bewilligt werden. Für Maßnahmen im Sommer und Herbst, zum Beispiel die Mahd von artenreichen Trockenrasen und Feuchtwiesen, sagte das Umweltministerium nach Protesten mittlerweile zu, von April an wieder Anträge anzunehmen und zu genehmigen.
„Unsere Finanzierung für dieses Jahr ist gesichert, bereits bewilligte Maßnahmen werden bezahlt“, erklärt Maino. Wie es danach aber weitergehen wird, wisse man nicht: „Ab 2026 ist alles offen.“ Der Landschaftspflegeverband erfülle im Landkreis eine ganze Reihe von Aufgaben, berichtet Maino: Neben der Gewässerrenaturierung beispielsweise auch eine Biotop- und Heckenpflege, die Anlage von Streuobstwiesen und deren Pflege.
Für all diese Maßnahmen gab und gibt es in diesem Jahr noch Geld von der Regierung von Oberbayern. Daneben betreut der Verband naturnahe Beweidungsprojekte mit Rindern, Schafen oder Pferden und arbeitet seit vielen Jahren mit daran, im Freisinger Moos, einem der wichtigsten Wiesenbrütergebiete in Oberbayern, die Lebensraumbedingungen seltener Vögel zu verbessern.

„Über 20 Jahre lang haben wir Aufbauarbeit geleistet – Moorrenaturierungen durchgeführt, Artenschutzmaßnahmen umgesetzt – und das ist nun vielleicht alles für die Katz“, sagt Maino. Aber nicht nur viele Projekte seien gefährdet, sondern auch die Stellen der beiden spezialisierten Projektleiter im Landschaftspflegeverband. „Das alles bedeutet aber nicht nur für uns einen herben Schlag“, sagt Maino, sondern auch für viele Grundstückseigentümer und Landnutzer, die für verschiedene Maßnahmen als Teilnehmende gewonnen wurden und sich auf eine kontinuierliche Unterstützung bei den Pflegemaßnahmen verlassen haben.
Natürlich eruiere man alle Möglichkeiten, andere Fördertöpfe zu finden, betont Maino. Neuanlagen von Hecken beispielsweise könnten über das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) laufen, bei diesem gewährt der Freistaat den Landwirten Ausgleichszahlungen für freiwillige umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen. Auch werde man zukünftig versuchen, mehr Spenden zu generieren. „Die Frage ist, was den Menschen wichtig ist, wofür sie bereit sind, etwas zu spenden“, sagt Maino.
Nicht weniger, sondern mehr Geld ist notwendig
Etwa eine halbe Million Euro umfasse der Jahreshaushalt des Landschaftspflegeverbandes, dafür leiste man im großen Umfang Arten- und Biotopschutz. Derzeit finanziere man sich über den Landkreis und die beteiligten 20 Landkreisgemeinden, von diesen bekomme man 65 Cent pro Einwohner. „Das ist unsere Grundfinanzierung.“ Dazu kommen verschiedene Fördertöpfe und Mittel aus der Landwirtschaft. Das Gros der Unterstützung aber fließe – noch – von der Regierung von Oberbayern. Für den Doppelhaushalt 2026 und 2027 aber werden massive Einschnitte erwartet, berichtet Maino. „Für den Artenschutz wäre das extrem schlimm, das würde einen riesigen Rückschritt bedeuten.“
Gespart werde aber definitiv an falscher Stelle. Laut Naturschutzgesetz nämlich soll der Biotopverbund bis 2030 immerhin 15 Prozent des nicht bewaldeten Gebiets in Bayern umfassen, für den Streuobstpakt sollen bis 2035 bayernweit eine Million Bäume neu gepflanzt werden. Wenn die Staatsregierung das umsetzen wolle, dann müsse sie nicht weniger, sondern mehr in den Naturschutz investieren. Sowohl beim Biotopverbund als auch beim Streuobstpakt stehe man nach wie vor am Anfang. Aber auch die Wasserschutzrichtlinien müssten beispielsweise noch umgesetzt werden, sagt Maino.
„Wenn wir aber kein Geld haben, dann passiert auch nichts.“ Derzeit sei die Finanzsituation aber offensichtlich so prekär, dass andere Prioritäten gesetzt werden: „Wir sind kein Must-have.“ Dass die Arbeit der Landschaftspflegeverbände zukünftig Freiwillige leisten, die dafür „zum Dank eine Wurstsemmel“ bekommen, aber sei illusorisch, sagt Maino. Inzwischen habe das ganz andere Dimensionen als noch vor 20 Jahren.