Landratsamt Freising:Die Lücke wird größer

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Das Jugendamt verzeichnet im Etat für 2021 weiter steigende Ausgaben bei unveränderten Fördersätzen. Zu Buche schlagen vor allem zusätzliche Personalkosten. Stark zugenommen hat die Zahl der Schulbegleiter

Von Peter Becker, Freising

Die Fördersätze sind laut Norbert Flötzinger vom Jugendamt des Landkreises viele Jahre lang unverändert geblieben. Die Kosten für Aufwand und Personal stiegen jedoch von Jahr zu Jahr. So ist es kein Wunder, dass zwischen Einnahmen und Ausgaben des Amtes für Jugend und Familie am Landratsamt wieder eine erhebliche Lücke klafft. Laut Ansatz für das Jahr 2021 beträgt diese etwa 1, 44 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Der Nettoaufwand lag im vergangenen Jahr bei gut 22,23 Millionen Euro. Für 2021 kalkuliert das Jugendamt mit knapp 23,78 Millionen. Einnahmen von 7,55 Millionen stehen Ausgaben von ungefähr 31,33 Millionen gegenüber. Der Jugendhilfeausschuss empfahl den Haushaltsentwurf des Amtes für Jugend und Familie an den Kreisausschuss und den Kreistag weiter.

Flötzinger nannte einige Posten, welche die Aufwendungen im Vergleich zum Vorjahr gesteigert haben. Zum einen sind das die Personal- und Sachkosten. Diese betragen im laufenden Jahr 5,36 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 429 000 weniger. Grund dafür sind unter anderem neue tarifliche Vereinbarungen und zusätzliche Personalstellen. Im Amt für Jugend und Familie gibt es derzeit 112 Beschäftigte.

In der Kindertagespflege befinden sich derzeit etwa 400 Kinder. Das lässt den Aufwand im Vergleich zum Vorjahr um 300 000 auf gut 4,05 Millionen Euro steigen. 600 000 Euro mehr als 2020 betragen die Ausgaben für Heimunterbringungen. Sie steigen von 4,1 auf 4,7 Millionen Euro. Weil die Zahl der in Heimen untergebrachten Jugendlichen und Kinder gleich geblieben ist, machen sich höhere Entgeltsätze der Träger sowie die "München-Zulage" bemerkbar. Erschreckt zeigten sich Evelin Altenbeck (Grüne) und Birgit Mooser-Niefanger (FSM) über die zunehmende Zahl der Inobhutnahmen. Dies führt dazu, dass die Ausgaben um 150 000 auf 330 000 Euro steigen.

Gestiegen ist zudem der Aufwand für die Jugendsozialarbeit. Der klettert um 308 900 auf 1,94 Millionen Euro im Jahr 2021. Grund dafür sind die bewilligten neuen Jugendsozialarbeiterstellen an den Realschulen, der Wirtschaftsschule und der Anton-Vitzthum-Grundschule in Moosburg. Die Kosten für ambulante Eingliederungshilfen steigen um 220 000 auf 2,46 Millionen Euro. Kostentreiber ist die zunehmende Zahl von Schulbegleitern. Die explodiere förmlich, meinte Flötzinger. Warum dies so sei, wisse man nicht. Offenbar sei es so, dass manche Eltern schon vor dem ersten Schultag einen Schulbegleiter orderten.

Selbst dem Schulpsychologen am Landratsamt, Hans-Joachim Röthlein, gibt die steigende Zahl der Schulbegleiter Rätsel auf. Jedenfalls sei eine zunehmende Zahl an Erkrankungen und Depressionen bei Kindern festgestellt. Röthlein selbst registriert zunehmend Schwächen im Schreiben, Lesen und Rechnen. "Das läuft nicht mehr so präzise wie zuvor." Röthlein sagte, es gebe Schwierigkeiten, Eltern davon zu überzeugen, dass ihre Kinder in einem Förderzentrum besser aufgehoben seien. Es bedürfe einer größeren interdisziplinären Zusammenarbeit. Vielleicht sei die Bildung einer Task Force zielführend, schlug er vor. Ein Gedanke, der Mooser-Niefanger gut gefiel.

© SZ vom 16.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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