Landparty in der Hallertau:Tote Hose war gestern

Landparty in der Hallertau: Mario Urban (rechts), Alexander Graßl und ihre beiden Mitstreiter bei "2Cultures" lassen sich auch von den vielen Auflagen, die sie erfüllen müssen, nicht abschrecken. Ihre Partys im Postkeller locken viele Besucher an.

Mario Urban (rechts), Alexander Graßl und ihre beiden Mitstreiter bei "2Cultures" lassen sich auch von den vielen Auflagen, die sie erfüllen müssen, nicht abschrecken. Ihre Partys im Postkeller locken viele Besucher an.

(Foto: Marco Einfeldt)

In kleineren Gemeinden ist für junge Menschen immer weniger geboten. Das Team von "2Cultures" sorgt mit seinen Musik-Events im Postkeller dafür, dass sich im nördlichen Kreis Freising wieder was rührt.

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Auf dem Land ist immer weniger los, für Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren ist kaum mehr was geboten. Im nördlichen Landkreis Freising jedoch haben vier junge Männer dieser Entwicklung den Kampf angesagt. Mario Urban, 25, und Alex Grassl, 24, aus Nandlstadt, Georg Stiegler, 26, aus Au und Marco Altmann, 24, aus Haag haben sich zusammengetan und "2Cultures", eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, gegründet. Während vielen Veranstaltern ob der umfangreichen Auflagen die Lust am Organisieren inzwischen schon vergangen ist, wollen die Vier mit ihren Veranstaltungen jungen Menschen die Gelegenheit geben, sich zu treffen, zu feiern, Spaß zu haben und vielleicht auch die Probleme des Alltags für einige Stunden zu vergessen.

Als die Vier 2014 begannen, voller Enthusiasmus einen Veranstaltungsort im nördlichen Landkreis für eine Techno-Party zu suchen, erhielten sie viele Absagen. Besonders frustrierend sei die Absage der Gemeinde Au gewesen, erinnert sich Urban. Dort hatten sie zwei Gewächshäuser in der weitläufigen und abgelegenen Gärtnerei "Flora Mediterranea" gefunden, die Firmenchefin war einverstanden, alle Pläne waren gezeichnet und eingereicht. Doch der Markrat befürchtete Lärmbelästigungen für die Anwohner und lehnte das Vorhaben ab. In Bayern seien die Auflagen für öffentliche Musikveranstaltungen sehr hoch, sagen die 2Cultures-Macher, und der Landkreis Freising sei besonders streng. Sicherheitspersonal, Toiletten, Parkplätze, Fluchtwege, Brandschutz und natürlich, ob Anwohner betroffen seien, würde sehr genau geprüft.

In Nandlstadt haben sie den Postkeller gemietet, eine ehemalige Disco mitten im Ort

Urban, Stiegler, Grassl und Altmann wurden nach langer Suche aber doch noch fündig. In Nandlstadt mieteten sie den "Postkeller", eine ehemalige Disco mitten im Ort. Ihre erste Technoparty wurde zum durchschlagenden Erfolg, 2015 gab es dann eine Wiederholung, bei 300 Gästen musste der Einlass geschlossen werden, erinnern sich Stiegler und Urban. Grundsätzlich seien mindestens zwei Security-Mitarbeiter vor Ort und sie selbst und das Thekenpersonal geschult - Drogen, Waffen und Flaschen würden am Eingang konfisziert. Bisher verliefen sämtliche Veranstaltungen friedlich, neben den Techno-Dancepartys folgten "90 flash back" und im Vorjahr "2000 flash back" - Veranstaltungen im Postkeller.

Die Location aus den 90-er Jahren sei Kult, die Musik der 90-er passe gut zum Ambiente, sagen Stiegler und Urban. Ärger wegen Lärms müssen sie im Postkeller nicht befürchten. Der große Zuspruch veranlasste die Vier schließlich, 2016 "2Cultures" zu gründen, um ihrem Engagement eine rechtliche Form zu geben. Mario Urban bringt reichlich Erfahrung als DJ mit, außerdem weiß er als gelernter Koch, wie man organisiert. Georg Stiegler ist von Beruf Servicetechniker, er hat aber auch eine Ausbildung zum Pyrotechniker absolviert. Alex Grassl arbeitet als Elektriker und Marco Altmann in der Automobilbranche.

Für den Sommer ist etwas Großes geplant - was, ist noch geheim

"Wir haben klein im Postkeller angefangen und gesehen, wie gut die Partys ankommen, jetzt planen wir für den Sommer etwas Größeres, verraten aber noch nicht, was", kündigt Urban an. Eigentlich wollten die Vier heuer die Hopfenhalle in Nandlstadt für ihre Pandora-Techno-Party mit rund 800 Gästen mieten. Aber aufgrund von Terminkollisionen wurde das Ganze auf 2018 verschoben. Zweifel, ob tatsächlich 800 Gäste kommen, haben die Vier nicht. Die Werbung für ein solch große Veranstaltung laufe im Umkreis von 40 Kilometern über die Social-Media-Kanäle und über Plakate. Inzwischen habe es sich herumgesprochen, dass es sich lohne, die 2Cultures-Veranstaltungen zu besuchen, sagen Urban und Stiegler.

Nandlstadt sei als Veranstaltungsort durch die zentrale Lage zwischen den Landkreisen Freising, Kelheim, Pfaffenhofen und Landshut optimal. Und auf dem Land ist die Nachfrage nach Partys offenbar groß. Viele junge Leute seien nicht mehr in den Vereinen eingebunden, sondern wollten sich locker und spontan, ohne Verpflichtungen treffen, so die 2Cultures-Macher. Außerdem seien die Partys auch für "Zugereiste" eine gute Gelegenheit, Leute kennenzulernen. Aber von alleine laufe das nicht, sagen die Vier. Man benötige Kreativität und Ehrgeiz, dürfe nicht auf die Arbeitszeit schauen, müsse vor allem den Gemeinden gegenüber hartnäckig sein und dürfe sich durch die vielen Auflagen nicht entmutigen lassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: