Landkreis Freising:Ziemlich unappetitlich

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In Moosach-Fischen wird ein verbotenes Arzneimittel entdeckt, im Wasser später noch eine weitere Chemikalie

Von Nadja Tausche und Alexandra Vettori, Freising

Im Sommer sind in der Moosach und im Nebenfluss Mauka erhöhte Werte an sogenannten per- und polyfluorierten Substanzen nachgewiesen worden. Bis heute ist nicht geklärt, woher die Giftstoffe kommen. Anfang August hatten die Landratsämter Freising und München eine Verzehrwarnung für Fische aus der Moosach ausgesprochen: Während das Essen von Fischen aus Zuchten gesundheitlich unbedenklich sei, könne ein langfristiger und regelmäßiger Verzehr wilder Fische Auswirkungen haben, hieß es.

Auch das Grundwasser war betroffen: Bei Eching hatte das Wasserwirtschaftsamt München erhöhte PFOS-Werte festgestellt. Und auch in einem der Freisinger Trinkwasser-Brunnen wurden die Chemikalien nachgewiesen, wenn auch in nicht gesundheitsschädlichem Ausmaß. Das Landratsamt erstattete wegen des Verdachts einer schädlichen Gewässerverunreinigung Anzeige gegen Unbekannt.

Um den Ursprung der Stoffe zu finden, arbeitet sich das Wasserwirtschaftsamt von Eching in Richtung München vor. Auch in den Stadtvierteln Hasenbergl und Milbertshofen waren die PFOS-Werte im Grundwasser erhöht. Möglich ist, dass die Chemikalien von einem Betrieb kommen, der Metalle bearbeitet. Per- und polyfluorierte Chemikalien sind früher in Feuerlöschschaum verwendet worden, sie kommen aber auch in Imprägniermitteln und sogar in Pizzakartons vor. Die Natur kann die Stoffe nicht abbauen.

Ebenfalls schwer mit dem Abbau tut sich die Natur im Fall von Malachitgrün. Der Umweltskandal bewegte im Frühjahr die Gemüter. Dabei hatte sich die Sache schon im Herbst 2018 ereignet, als ein Fischzüchter in der Neufahrner Moosmühle das verbotene Fischarzneimittel, das in Verdacht steht, für den Menschen krebserregend zu sein, in Teiche geschüttet hatte. Es verteilte sich in der Moosach, trotz der giftgrünen Farbe hat es wohl niemand bemerkt. Auch dass sich der Züchter im September 2018 selbst anzeigte, erfuhr die Öffentlichkeit zunächst nicht - ebenso wenig wie die Fischer, die monatelang belastete Fische aus der Moosach holten. Die Behörden, allen voran das Freisinger Landratsamt, mussten viel Schelte ertragen, sie verwiesen darauf, dass keine Gefahr für die Gesundheit bestanden habe. Richtig bitter wurde der Fall für zwei Freisinger Fischzuchten, deren Teiche verseucht wurden. Sie waren monatelang gesperrt und leiden bis heute an den wirtschaftlichen Folgen. Der Fischzüchter ist inzwischen verurteilt - zu 8450 Euro Geldstrafe.

© SZ vom 27.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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