Erneuerbare Energien:Große Schritte in Richtung Energiewende

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Die Zahl der Windräder im Landkreis Freising wird in den kommenden Jahren deutlich steigen. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

In zwei bis drei Jahren werden im westlichen Landkreis Freising voraussichtlich mehrere Windräder in Betrieb gehen. Die Planungen kommen voran – allerdings gibt es einige Unwägbarkeiten, etwa die gestiegene Nachfrage bei den Herstellern.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Ausbau der Windenergie im Landkreis Freising kommt voran, mehrere Projekte stehen kurz vor der Genehmigung. Die Verfahren sind aufwendig, in der Regel dauern sie vier bis fünf Jahre. 2027 und 2028 könnten entscheidende Jahre für die Nutzung der Windkraft in der Region werden.

Denn in etwa zwei Jahren könnten die beiden bei Hohenkammer geplanten Windräder der Bürger-Energiegenossenschaft (BEG) Freisinger Land in Betrieb gehen sowie einige weitere. Werner Hillebrand-Hansen, einer der beiden Vorsitzenden der BEG, bleibt allerdings vorsichtig. Auf einen Termin festlegen lassen will er sich nicht, dazu gibt es zu viele Unwägbarkeiten.

Bisher gibt es im westlichen Teil des Landkreises zwei Anlagen in Johanneck bei Paunzhausen und bei Kammerberg. Nach deren Fertigstellung passierte wegen der 10-H-Abstandsregelung im Freistaat lange nichts mehr. In den vergangenen beiden Jahren aber sind die Planungen wieder in Schwung gekommen. Die BEG hofft, dass das Landratsamt Freising die Genehmigung für die beiden Windräder in der Gemeinde Hohenkammer im zweiten Quartal 2025 erteilt. Zunächst war eine Fertigstellung Ende 2027 angepeilt worden. Das aber sei „sportlich“, räumte Hillebrand-Hansen im Gespräch mit der SZ ein. Genauer abschätzen lasse sich das erst, wenn die Genehmigung auf dem Tisch liege und die BEG mit dem Hersteller gesprochen habe, da die Nachfrage nach Windkraftanlagen deutlich gestiegen sei.

Anwohner sollen von günstigen Strompreisen profitieren können

Noch in diesem Jahr soll es möglich sein, Nachrangdarlehen zu zeichnen. Denn BEG-Mitglieder und insbesondere die Anwohner aus den Gemeinden Hohenkammer, Reichertshausen und Petershausen können sich an dem Projekt bei Niernsdorf im Mittermarbacher Holz beteiligen, letztere profitieren dann auch von günstigen Strompreisen. Geplant sind bei Niernsdorf zwei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 175 Metern, die Rotorblätter haben eine Länge von 87,5 Metern. Vor ziemlich genau zwei Jahren war das Vorhaben der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Im Schwarzhölzl bei Allershausen plant die Bürger-Energiegenossenschaft einen kleinen Windpark mit vier Anlagen. Für zwei liege bereits ein positiver Vorbescheid vor, für die beiden anderen rechne man in Kürze damit, sagte der BEG-Vorsitzende. Derzeit laufe die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung für alle vier Standorte, dabei werden die Auswirkungen auf geschützte Arten untersucht. Noch in diesem Jahr soll nach Möglichkeit der Bauantrag gestellt werden.

Als Fertigstellungstermin war bei der Präsentation der Pläne vor eineinhalb Jahren das vierte Quartal 2028 genannt worden. „Das ist immer noch möglich“, sagte Hillebrand-Hansen – der genaue Termin lässt sich aber auch hier schlecht abschätzen. Auch die Anlagen bei Allershausen sind mit einer Nabenhöhe von 175 Metern geplant. Ein fünftes Windrad könnte im Schwarzhölzl durch Projektplaner Vitus Hinterseher hinzukommen. Für dieses Vorhaben müssen unter anderem die Abstände zu den BEG-Anlagen geprüft werden.

Werner Hillebrand-Hansen (Bild) gehört gemeinsam mit Andreas Henze dem Vorstand der Bürger-Energiegenossenschaft Freisinger Land an. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Ertrag der sechs BEG-Windräder in den Gemeinden Hohenkammer und Allershausen soll in etwa dem Stromverbrauch von 56 000 Personen entsprechen. Die bereits bestehende Windkraftanlage der Bürger-Energiegenossenschaft bei Kammerberg erzielte 2024 insgesamt 7,34 Millionen Kilowattstunden, 18 Prozent mehr als prognostiziert. Weitere vier Windräder will die BEG bei Jesenwang im Landkreis Fürstenfeldbruck bauen lassen. Hillebrand-Hansen rechnet damit, dass die Genehmigung in den nächsten beiden Monaten erteilt wird.

Viel Arbeit und hohe Investitionen

Weitere Pläne für Windkraftanlagen hat die Bürger-Energiegenossenschaft bereits. So sollen an der Gemeindegrenze von Attenkirchen, Au und Wolfersdorf ein bis zwei weitere Windräder aufgestellt werden. Dieses Projekt befinde sich allerdings auf der „allerersten Stufe“, schilderte Hillebrand-Hansen. Die BEG will sich zunächst auf die Vorhaben in Jesenwang, Hohenkammer und Allershausen fokussieren. Für das Team bedeute das viel Arbeit, hinzu kämen die Kosten. Allein in Hohenkammer habe man in die Planung bisher eine halbe Million Euro investiert, sagte er.

In der zweiten Jahreshälfte 2027 könnte auch ein weiteres Windrad bei Kammerberg in Betrieb gehen. Projektentwickler ist Vitus Hinterseher aus Fahrenzhausen mit seiner Firma SL Windenergie. Eine Voraussetzung dafür ist nach seinen Worten aber, dass er sich bei der nächsten Ausschreibung der Bundesnetzagentur Stromtarife sichern kann. Das wäre ein „großer Meilenstein“, sagte er.

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Vor knapp zehn Jahren wurde Vitus Hinterseher für den Bau eines Windrads in Fahrenzhausen noch angefeindet. Jetzt verwirklicht er mit der „Windkraft Haimhausen Gesellschaft“ drei Anlagen im Riedholz. Im Interview erzählt er von Reiz und Risiko der Branche.

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Weitere Hürde sei der Netzanschluss, dieses Problem müsse noch geklärt werden. Für eine Anlage am Miltacher Holz in der Gemeinde Kranzberg musste der Flächennutzungsplan geändert werden, dieses Verfahren ist nahezu abgeschlossen. In Kürze möchte Hinterseher den Bauantrag einreichen.

Für dieses Projekt ist ebenso eine Bürgerbeteiligung geplant wie für zwei geplante Anlagen des Ingenieurbüros Sing bei Lauterbach, Gemeinde Fahrenzhausen. Die positiven Vorbescheide für diese beiden Windräder liegen inzwischen vor. Nun startet das aufwendige Genehmigungsverfahren mit Gutachten, etwa zu Immissions- und Artenschutz. Läuft alles gut, könnte auch hier Ende dieses Jahres oder aber Anfang 2026 die Genehmigung vorliegen.

Bei Johanneck könnte bald ein zweites Windrad stehen. Die Primus Dritte Projekte GmbH hat im Gemeinderat im Sommer 2024 einen Antrag auf Vorbescheid für ein Windrad an der Gemeindegrenze zu Ilmmünster und Reichertshausen gestellt. Damit soll geprüft werden, ob das Vorhaben mit Belangen der militärischen und zivilen Luftfahrt vereinbar ist – als erster Schritt vor weiteren Planungen.

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