Es hat Jahre gegeben, da stammte kein Einziger der Bundestagsabgeordneten direkt aus dem Landkreis Freising. In dieser Legislaturperiode sind es gleich vier. Fest steht schon jetzt: So viele werden es in den kommenden vier Jahren nicht mehr sein. Chancen auf eine Wiederwahl haben Andreas Mehltretter (SPD) und Leon Eckert (Grüne). Für Erich Irlstorfer (CSU) und Johannes Huber (früher AfD) aber endet ihre Amtszeit. Die CSU schickt diesmal mit Christian Moser aus Pfaffenhofen einen anderen Kandidaten ins Rennen, Huber ist bereits 2021 aus der AfD ausgetreten.
Im Wahlkreis 2013, der die Landkreise Freising, Pfaffenhofen sowie mehrere Gemeinden aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen umfasst, bewerben sich insgesamt acht Kandidatinnen und Kandidaten um das Direktmandat. Bis zum vergangenen Montag konnten im Landratsamt Freising Kreiswahlvorschläge mit den Bewerbern eingereicht werden. An diesem Freitag entschied der Kreiswahlausschuss, dass sie alle zulässig sind – allerdings unter der Bedingung, dass die Landeswahlleitung auch die jeweiligen Landeslisten der Parteien durchwinkt.
Gute Chancen auf das Direktmandat hat Christian Moser, dieses ging im Wahlkreis in den vergangenen fünf Jahrzehnten stets an die Christsozialen. Für Moser, der sich bei der Nominierungsversammlung seiner Partei gegen Irlstorfer durchgesetzt hatte, führt der Weg in den Bundestag nur über die Erststimmen. Da die CSU im Freistaat bisher stets fast alle Direktmandate geholt hat, sieht es für Listenkandidaten eher schlecht aus. Aussichtsreich sind nur die Plätze ganz vorn. Moser aber steht auf Rang 33, die Freisingerin Silvia Bergmann auf 80. Sollte die CSU ein schlechtes Ergebnis einfahren, worauf die Umfragen derzeit nicht hindeuten, könnte es sogar für einige Wahlkreis-Sieger eng werden.



Andreas Mehltretter und Leon Eckert, beide auch Erststimmen-Kandidaten, schafften 2021 über die Liste den Sprung ins Parlament. Beide mussten am Wahlabend zittern, bei Eckert war es besonders knapp. Er war die Nummer 18 auf der Landesliste. Zunächst sah es so aus, als könnten die bayerischen Grünen genau 18 Abgeordnete entsenden. Drei Wochen nach der Wahl erhielten sie sogar einen weiteren Sitz zugesprochen – zulasten der Grünen in Nordrhein-Westfalen.
Dieses Mal hat der junge Grüne aus Eching die bessere Ausgangsposition. Er steht auf Listenplatz zehn der Bayern-Liste seiner Partei. Mehltretter ist auf 17 gelistet (2021: 15). Das aber könnte eng werden. Derzeit stellt die Bayern-SPD 23 Bundestagsabgeordnete. Vor vier Jahren kamen die Sozialdemokraten in Bayern bei der Bundestagswahl auf 17,8 Prozent, bundesweit sogar auf 25,7. Aktuelle Wahlumfragen sehen sie derzeit bei 17 Prozent, in Bayern könnte das Ergebnis sogar einstellig ausfallen. Die SPD-Fraktion dürfte also schrumpfen.
Die AfD wird aller Voraussicht nach wieder einen Abgeordneten aus dem Wahlkreis nach Berlin entsenden. Der stellvertretende Landesvorsitzende Tobias Teich aus Geisenfeld, Landkreis Pfaffenhofen, steht auf dem aussichtsreichen Listenplatz elf. 2021 kamen zwölf der AfD-Abgeordneten aus Bayern. Diesmal werden es den Umfragen zufolge wohl einige mehr sein. Erststimmenbewerber ist Claus Staudhammer aus Pfaffenhofen.

Für die Freien Wähler tritt Birgit Weinsteiger-Tauer aus Schnotting bei Kirchdorf an. Sie hat allenfalls Außenseiter-Chancen, das Direktmandat zu holen, zumal sie sich erst seit Kurzem in der Kommunalpolitik engagiert. Sie nimmt Platz 23 der Landesliste ein. Die Freien Wähler müssen aber darum kämpfen, überhaupt die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen oder drei Direktmandate einzufahren. Das Gleiche gilt für die FDP. Im Wahlkreis 213 kandidiert Vittorino Monti aus Pfaffenhofen als Erststimmenkandidat, zudem hat er Listenplatz 30 inne. Für die Linke tritt Sebastian Pisot an, der auch dem Kreisvorstand in Freising angehört. In Umfragen liegt die Partei bundesweit zwischen drei und fünf Prozent.
Um das Direktmandat bewirbt sich außerdem Michael Stangl aus Wang für „Die Basis“. Kandidaten nominiert hatten auch Volt mit Daniel Rüdel aus Freising und „Die Partei“ mit Niklas Welser aus Langenbach. Sie reichten jedoch keine Kreiswahlvorschläge ein – sie bekamen die 200 Unterstützerunterschriften nicht zusammen. Für Daniel Rüdel habe es in der kurzen Zeit knapp nicht gereicht, teilt Volt mit.

CSU-Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer macht keinen Hehl daraus, dass er gern noch vier Jahre weitergemacht hätte. Seit 2013 gehört der 54-Jährige dem Bundestag an. Sein Schwerpunkt ist die Gesundheitspolitik, zuletzt thematisierte er das Problem der seltenen Erkrankungen, weil den Betroffenen wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nicht jedem im Wahlkreis aber gefiel diese Spezialisierung offenkundig. Der CSU-Kreisverband Pfaffenhofen hatte bei der Vorstellung von Christian Moser im März 2024 gefordert, dass Themen wie Wirtschaft, Arbeit, Mittelstand, Landwirtschaft, Energie und Wohnraum stärker in den Fokus rücken müssten. Selbst einige Delegierte aus dem Landkreis Freising gaben Moser bei der Nominierung den Vorzug.

Bundestagswahl im Landkreis Freising:„Beruflich war es die schönste Zeit in meinem Leben“
Der CSU-Abgeordnete Erich Irlstorfer ist nicht mehr als Kandidat für den Bundestag aufgestellt worden. Das hätte er sich anders gewünscht. Mit einer gewissen Wehmut blickt er auf die vergangenen zwölf Jahre und seine Arbeit im Gesundheitsausschuss zurück.
Johannes Huber aus Nandlstadt beendet seine politische Karriere nach der Bundestagswahl. Er gehört dem Bundestag seit 2017 an, vier Jahre lang für die AfD und seit Anfang 2022 als fraktionsloser Abgeordneter. Als einen der Gründe für den Austritt im Dezember 2021 nennt Huber eine „Medienkampagne“ gegen ihn, die auch die AfD „während der Corona-Maßnahmen diskreditieren“ sollte. Ihm war ein Telegram-Chat zum Verhängnis geworden, in dem extremistische Positionen ausgetauscht worden sein sollen.
Außerdem war Huber mit dem Russland-Kurs der AfD nicht einverstanden. Er habe den Angriffskrieg kommen sehen und seinen „Austritt aus Partei und Politik genutzt, um während des russischen Aufmarsches an der ukrainischen Grenze nicht weiter indirekt dafür zu haften“, teilte er jetzt auf Anfrage der SZ mit. „Angesichts der beidseitigen Eskalationsspirale“ werde er auch „keiner anderen Nato-freundlicheren Partei beitreten“. Für Anliegen der Bürger im Landkreis könne er auch ohne Partei weiter ein Ansprechpartner sein.
Er würde genauso wieder handeln, erklärt er. Als Fraktionsloser unterliege er keinem Fraktionszwang und sei nicht auf bestimmte Themen innerhalb der Fraktion beschränkt gewesen, sondern habe sich auch „zu Fragen von Krieg oder Frieden und anderen entscheidenden Debatten wie zur verhinderten Impfpflicht zu Wort melden“ können. Nun will der 38-Jährige wieder „in einen bürgerlichen Beruf einsteigen“, wie er sagt.