Schulen im Kreis Freising:Luftfilter sollen Präsenzunterricht sichern

FREISING: Realschule GUTE ÄNGER (Freising II) (Lerchenfeld)

In der Realschule Gute Änger in Freising ist man bereits auf der sicheren Seite, sie besitzt eine raumlufttechnische Anlage.

(Foto: Johannes Simon)

Experten werden in den Ferien klären, in welchen Klassenzimmern nur unzureichend gelüftet werden kann. Für diese sollen dann Luftreinigungsgeräte gekauft werden.

Von Peter Becker, Freising

Externe Experten werden in den Sommerferien Klassenzimmer an Schulen des Landkreises Freising begutachten, in denen laut Schulleitung eine Belüftung nur unzureichend möglich ist. Aufgrund dieser Basis wird das Landratsamt als Sachaufwandsträger Luftreinigungsgeräte bis zu einem Wert von 125 000 Euro bestellen. Der Schulausschuss des Kreistags hat diesem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, mit der Ergänzung, dass Landrat Helmut Petz (FW) bei der Regierung vorstellig werden soll, um eine Kostenerstattung zu verlangen. Diese Ergänzung kam auf Antrag der Grünen zustande.

Kreisrätinnen und Kreisräte sehen das Angebot der Regierung, die Hälfte der Kosten für den Kauf der Luftreinigungsgeräte zu übernehmen, kritisch. Weil deren Wirkung umstritten ist, hat das Landratsamt bislang nur sechs dieser Apparate gekauft. Diese kommen dort zum Einsatz, wo keine ausreichende Lüftung möglich ist. Diese entsprechen der Kategorie drei der Bewertung durch das Umweltbundesamt. Nach Angaben der Verwaltung zählen die meisten Klassenzimmer in Besitz des Landkreises zur Kategorie eins. In diesen Zimmern ist eine gute Fensterlüftung möglich oder es ist wie in den modernen Realschulen in Lerchenfeld und Au eine raumlufttechnische Anlage vorhanden. Kategorie zwei beinhaltet Räume, in denen eine Lüftung schlecht möglich ist. Diese sollen jetzt einer Untersuchung unterzogen werden. Der Schulausschuss beschäftigte sich aufgrund des Angebots der Regierung und zweier Anträge seitens der CSU und der FDP erneut mit den Luftfiltergeräten.

Es gehe um eine politische Entscheidung, sagt der Landrat

Landrat Helmut Petz (FW) stellte klar, dass es eine politische Entscheidung sei, die Luftfiltergeräte zu kaufen, denn über das nötige Fachwissen verfüge keiner. "Es geht um die Sicherheit der Schüler. Wir müssen alles aus dem Weg räumen, was den Präsenzunterrichtet gefährdet", führte er den Kreisrätinnen und Kreisräten vor Augen. Denn den Zorn der Eltern, falls es im Herbst wieder in den Distanzunterricht geht, weil keine solchen Geräte gekauft wurden, möchte niemand auf sich laden.

Die Kaufsumme auf 125 000 Euro zu beschränken, ist durchaus sinnvoll. Die Ausschreibung muss aufgrund ihres Volumens nicht europaweit ausgeschrieben, der Kreistag nicht noch eigens zu einer Sondersitzung einberufen werden.

Für Samuel Fosso (FSM) ist nur eins entscheidend. "Ich werde alles dafür tun, dass meine Kinder zur Schule gehen können", sagte er. Was ihm Sorge bereitet, sind die Temperaturen in den Klassenzimmern, wenn alle 20 Minuten gelüftet werden müsste. Antwort darauf gibt möglicherweise eine wissenschaftliche Untersuchung, an der sich der Landkreis Freising beteiligt, wie Florian Plajer, Leiter des Hoch- und Tiefbauamts, bekanntgab. Im November soll es dazu einen ersten Zwischenbericht geben. Petz versicherte, dass der Schulausschuss sofort einberufen werde, wenn sich Vorgaben seitens der Regierung änderten oder das Umweltbundesamt zu anderen Auffassungen komme. Als "sehr strittig" bezeichnete Martin Pschorr (SPD) den Kauf der Apparate. Es gebe erhebliche Vorbehalte über deren Wirkungsgrad.

Dass Luftfiltergeräte gekauft werden müssen, stellt niemand im Ausschuss in Frage

Dass Luftfiltergeräte gekauft werden müssen, stellte keiner im Gremium in Frage. Allenfalls gab es Ergänzungen. So wird die Verwaltung auf Antrag von Leon Eckert (Grüne) bei Sanierungsarbeiten an Schulen prüfen, ob nicht Luftreinigungsanlagen eingebaut werden könnten.

Massive Kritik wurde indes an der Regierung laut. Eckert und Tobias Weiskopf (FDP) bezeichneten das Vorgehen der Regierung als "Hau-Ruck-Prinzip" und "Hau-Ruck-Maßnahmen". Für Eva Bönig (Grüne) fällt der Kauf der Luftfiltergeräte unter das Konnexitätsprinzip. Die Regierung befürworte den Kauf der Geräte, dann müsse sie deren Kauf aber auch finanzieren.

Hans Sailer (FW) sieht in den Luftreinigungsgeräten "kein Allheilmittel" und kritisierte, dass die Regierung mit ihrer Vorgabe die Gemeinden spalte. Einige unter ihnen wollten unbedingt Vorreiter sein. Andere, etwa wie Langenbach, so war zu hören, lehnen deren Kauf ab. Sailer sagte, die Regierung wecke Ängste bei den Eltern. "So wird Unfrieden gesät." Und die Bürgermeister werden unter Druck gesetzt. Sailer zitierte eine Bürgermeisterin, die gesagt habe, wenn sie die Geräte nicht kaufe, könne sie sich gleich einen Strick nehmen. "Das Geschäft mit der Angst ärgert mich", bekräftigte auch Robert Scholz (FW).

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