Proteste in Sünzhausen„Die Befürchtungen sind nicht unbegründet“

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Bürger in Sünzhausen und Gremertshausen protestieren gegen die Belastungen, die ein Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen aus ihrer Sicht mit sich bringen würde.
Bürger in Sünzhausen und Gremertshausen protestieren gegen die Belastungen, die ein Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen aus ihrer Sicht mit sich bringen würde. (Foto: Marco Einfeldt)

Leserreaktionen zu den Berichten über den geplanten Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen in die Gemeinde Kranzberg.

Zu den Berichten über die Umzugspläne des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen in der SZ:

Ich teile die Bedenken der Bürgerinitiative „Leben und leben lassen“ voll und ganz. Das Bauvorhaben in Viehhausen würde alle Kapazitäten der Region sprengen. Hierzu hebe ich besonders die Belastung und Gefährdung der betroffenen Anwohner in Sünzhausen und Gremertshausen durch den entstehenden Durchgangsverkehr hervor.

 Des Weiteren ist der enorme Flächenverbrauch für das vorgesehene Betriebsgelände mit Reithalle, Stallungen für Pensionspferde, Gastronomie, Gärtnerei, Hofladen und Lieferdienst, Verwaltungsgebäude und Parkplätzen zu nennen. Ebenso negativ sind die zu erwartenden Kunden- und Besucherströme zu werten, für die letztendlich das Areal von insgesamt 18 Hektar geschaffen werden soll.

Die Auswirkungen der verschiedenen Geschäftszweige für die Einwohner von Viehhausen, die den Großbetrieb dann quasi permanent vor der eigenen Haustür hätten, dürften dann noch ungleich höher sein. Jeder, der einen Blick in den aktuellen Veranstaltungskalender der Antragsteller wirft, kann erkennen, dass bei dieser Anzahl an Events diese Befürchtungen nicht unbegründet sind.

Ein Dorf in Aufruhr
:„Da trifft dich der Schlag, wenn du das liest“

Anwohner in Sünzhausen wehren sich gegen das Großprojekt des Naturgartens Schönegge in Viehhausen und gründen eine Bürgerinitiative. Grund sind die enge Zufahrt, aber auch die Sorge um das Naherholungsgebiet. Die Betreiber planen eine Informationsveranstaltung.

Von Petra Schnirch

 Der 1. Bürgermeister der Gemeinde Kranzberg, Hermann Hammerl, beteuert immer wieder seine neutrale Haltung zum Projekt und bemüht sich um Sachlichkeit. Betrachten wir also die Angelegenheit sachlich: Der Kranzberger Gemeinderat hat mit knapper Mehrheit das Projekt befürwortet und übermittelt nun eine entsprechende Stellungnahme an das Landratsamt. Schlussendlich wird dann das Landratsamt über das Bauvorhaben entscheiden und die gegebenenfalls hierfür notwendigen Auflagen festlegen. Diese vielleicht einzige Möglichkeit der konkreten Einflussnahme der Gemeinde auf das Vorhaben hat man jedoch mit der grundsätzlichen Zustimmung zum Projekt in der Gemeinderatssitzung vom 11. Juni 2024 leichtfertig und unwiederbringlich verspielt.

 Denn die Liste der zu prüfenden Punkte dürfte lang sein und da liegt es doch nahe, dass man im Landratsamt die Stellungnahme aus Kranzberg zur Kenntnis nimmt und mit „betroffene Gemeinde zeigt Zustimmung – erledigt“ abstempelt. Sind sich die Gemeinderatsmitglieder, die diesen Antrag befürwortet haben, über die Tragweite und die möglichen Folgen ihrer Entscheidung bewusst? Der Freisinger Oberbürgermeister agiert hier überlegter, indem er sich mit den bis dato vorliegenden Fakten kritisch auseinandersetzt.

 Bisher wurde folgenden Fragen noch wenig Beachtung geschenkt: Welche finanziellen Risiken hätte das Projekt für die Gemeinde Kranzberg? Sind überhaupt kommunale Steuereinnahmen zu erwarten? Welcher Aufwand für den Unterhalt der zusätzlich geschaffenen öffentlichen Infrastruktur käme mittelfristig auf die Gemeinde Kranzberg zu? Christian Pausch, Sünzhausen

Alternative Standorte prüfen

Auch die Kranzberger Bürger treiben die Pläne der Schönegges um. Mit allem Respekt vor der Idee und Leistung der Familie Schönegge sowie ihren Verdiensten um diverse soziokulturelle Errungenschaften und den eventartigen Angeboten ist die notgedrungene Standortverlegung nach Viehhausen als rabiater Eingriff in das grüne Herz der Gemeinde Kranzberg zu deuten. Es wird nur schwerlich das ökonomische Interesse einer GmbH (Wachstum und Gewinnerzielung) mit den ökologischen Besonderheiten dieses friedlichen Weilers in Einklang zu bringen sein.

Angesichts der bereits dargelegten Problematiken muss dringend an die Verantwortlichen appelliert werden, alternative Standorte zu prüfen, die weniger ökologisch sensibel sind!

Steven Tandler, Kranzberg

Die Zufahrt nach Viehhausen führt über schmale Straßen in Sünzhausen oder Gremertshausen.
Die Zufahrt nach Viehhausen führt über schmale Straßen in Sünzhausen oder Gremertshausen. (Foto: Marco Einfeldt)

Purer Expansionswille

 Viel Unmut bringt jetzt schon das aktuell nur geplante Projekt „Zukunftshof“ der Familien Schönegge, Sedlmaier und Schwaiger, das in Viehhausen entstehen soll. Und es zaubert immer neue überraschende Argumente-Karnickel aus dem angeblich sozialen, nachhaltigen Hut. Wenn es nicht so schlimm wäre, was auf die betroffenen Ortschaften zukommt, ist man jedes Mal fast versucht auszurufen: „Simsala-Schönegge!“ Doch hier gibt’s keine kurzweilige Zauberei, sondern langfristige und ernsthafte Beeinträchtigungen für Gremertshausen, Sünzhausen und Viehhausen in Alltag, Sicherheit, Infrastruktur und Umwelt.

Das anfangs bemühte „Argument“ der Betreiber-Familien, man bange um die Existenz, weil das Pachtverhältnis gekündigt wird, verlor schon an Glaubwürdigkeit: Laut Homepage vom „Naturgarten Schönegge“ bleibt nämlich ihr Standort Nandlstadt mit Anpassungen bestehen. Und von sechs auf geplante 18 Hektar umzuziehen, stellt keinesfalls die Abwendung einer Existenzbedrohung dar, sondern puren Expansionswillen. Dieser nutzt offenbar das „Argument“ der Landwirtschaft als Deckmantel zur Erlangung der dadurch privilegierten Bauerlaubnis. In einem Interview sprechen die Betreiber selbst davon, dass erst die Landwirtschaft in Viehhausen aufgebaut wird, und dann „das Soziale hinterherkommt“. Und damit das dicke Ende für uns.

Denn in Sünzhausen werden mit dem Projekt unsere Lebensqualität und die Sicherheit der Kinder leiden. Die engen Straßen sind ungeeignet für die – von den Betreibern geplante – Ortsdurchfahrt, die uns mit zu viel Verkehr überrollen wird: Baufahrzeuge, Lieferanten, Lieferservice, Kunden, Reiter, Gäste von Café und Hotel, Arbeitnehmer und Eltern.

Man zaubert auch hier wieder neue „Argumente“ hervor: „Es sind maximal fünf bis sechs Autos pro Stunde mehr.“ Eine Milchmädchen-Rechnung und Augenwischerei zur Beschwichtigung – bis der genehmigte Bauantrag da ist und wir vor befürchtete, aber vollendete 18 Hektar Tatsachen gestellt werden? Es ist Zeit, dass endlich unsere Fakten anerkannt werden: Unser Ort ist keine Verkehrs-Lebensader für ein reines Umsatz-Projekt in dieser Größe an diesem Standort: Es ist so wie geplant hier weder machbar noch erwünscht. Angela Klein, Sünzhausen

Bürgerbegehren wünschenswert

Das hat sich der Gemeinderat von Kranzberg wohl nicht so vorgestellt. Eine Großzahl der Bürgerinnen und Bürgern von Kranzberg und insbesondere des Ortsteils Gremertshausen fühlen sich von ihrer Gemeinde nicht mehr vertreten. Wer ein solch die Seele der Menschen bewegendes Großprojekt wie den „Pferdepensionsbetrieb Schönegge“ in Viehhausen ohne den Einbezug seiner eigenen Gemeindebürger beschließt, der muss damit rechnen, dass die betroffenen Bürgerinnen und Bürger versuchen, sich für die Wahrung ihrer Rechte einzusetzen.

Protest gegen Schönegge-Umzug
:OB sagt Anwohnern Unterstützung zu

Bürgerinitiative aus Sünzhausen übergibt Unterschriften gegen Umzug des Naturgartens Schönegge nach Viehhausen. Auch Freisings Oberbürgermeister sieht das Vorhaben wegen der Erschließung kritisch.

Von Petra Schnirch

Gott sei Dank haben in Bayern Staatsbürger das Recht, Angelegenheiten des eigenen Wirkungskreises der Gemeinden und des Landkreises durch Bürgerbegehren in die eigene Hand zu nehmen. Die augenblickliche Zuspitzung des Bürgerprotests fordert eine solche Vorgehensweise geradezu heraus, um auch dem berechtigten Bürgerwillen Gehör zu verschaffen. Es wäre daher wünschenswert, wenn sich eine Initiative aufmachen würde, ein derartiges Bürgerbegehren in Kranzberg auf den Weg zu bringen. Unterstützer gäbe es sicherlich nicht wenige.

Evelyn Neumair, Kranzberg

Das „Soziale“ steht hinten an

Wenn nunmehr von der Familie Schönegge angeführt wird, dass infolge der erwartet hohen Verkehrsbelastung „die sozialen Einrichtungen das erste (wären), was hier von einer Kürzung betroffen wäre“, dann sollte dieser Aussage aber auch ein Zitat der Schönegge-Tochter aus einem Interview von München TV am 3. April gegenübergestellt werden dürfen. Darin spricht sie davon, dass die Fortführung des Naturgartens in der jetzigen Form, wie es in Meilendorf der Fall ist, „so nicht funktioniert“. Stattdessen sagt sie: „Wir müssen jetzt wieder mit einem reinen landwirtschaftlichen Betrieb starten, der aus sich selbst heraus auch wirtschaftlich ist und können dann wieder das Soziale angliedern. Also so ist jetzt der Plan“.

Diese Darstellung zeigt, dass unseres Erachtens einer wichtigen Grundlage für die Bauvoranfrage (bei der Gemeinde Kranzberg zum Pferdepensionsbetrieb) der Boden genommen wurde. Das „Soziale“ steht jetzt offenbar bei diesem Projekt hinten an. Der Beschluss über das Bauvorhaben des Gemeinderates von Kranzberg ist somit höchst fragwürdig. Hertha Seidenberger, Sünzhausen

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