Energiewende im Landkreis:Module auch in Schutzgebieten

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Als Übergangslösung benötigt der Landkreis auch Photovoltaik-Freiflächenanlagen, eine Genehmigung in Landschaftsschutzgebieten soll erleichtert werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Landkreis will den Weg frei machen, dass mehr Photovoltaik-Freiflächenanlagen gebaut werden können - allerdings mit Auflagen. Hallbergmoos muss sich solange gedulden.

Von Petra Schnirch, Freising

Auch in Landschaftsschutzgebieten könnten im Landkreis bald Solarmodule stehen. Da für die Energiewende dringend mehr Photovoltaikanlagen auch auf Freiflächen benötigt werden, wollen die Kreisräte den Weg dafür frei machen. Das zumindest war am Donnerstag der Tenor im Planungsausschuss des Kreistags. Möglich sein soll dies allerdings nur auf Zeit und auf einem 200 beziehungsweise 500 Meter breiten Korridor entlang von Autobahnen und Eisenbahntrassen. Grundlage soll ein "Erlaubnistatbestand im Einzelfall" sein, die Gebiete werden nicht aus den Schutzgebieten herausgenommen.

Die Details werden noch festgelegt. Bei einer Gegenstimme einigte sich das Gremium auf diese Vorgehensweise. Da bereits mehrere Anträge zur Errichtung solcher Anlagen vorliegen, drängt die Zeit. Bis zur Kreistagssitzung Ende Juni soll das Änderungsverfahren abgeschlossen sein, sagte Landrat Helmut Petz (FW). Solange muss sich die Gemeinde Hallbergmoos noch gedulden, bis sie weiß, ob ihre beiden Anträge Aussicht auf Genehmigung haben. Sie sollen parallel zum Änderungsverfahren unter den neuen Maßgaben bearbeitet werden. In der Sitzung am Donnerstag wurden sie deshalb zurückgestellt. Die beantragte Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet wurde abgelehnt.

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Für Hallbergmoos ist das ein positives Zeichen, dass die beiden Projekte doch noch umgesetzt werden können. Vor einem halben Jahr sah dies ganz anders aus. Zwischen S-Bahn und Bundesstraße 301 soll ein 37 Hektar großer Solarpark mit Service-Station der Bäckerei Höflinger-Müller, Gastronomie und E-Lade-Stationen entstehen, im Anschluss daran eine weitere, etwa zehn Hektar große Photovoltaik-Freiflächenanlage. Beide Gebiete liegen im Landschaftsschutzgebiet, obwohl die Gemeinde die Ackerfläche als ökologisch nicht hochwertig einstuft.

Die "Pfiffig"-Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zu potenziellen Solar-Standorten im Landkreis hatte solche Schutzgebiete im vergangenen Jahr noch als "rot" eingestuft, sie sollten weitgehend tabu für Photovoltaikanlagen sein. Der Hallbergmooser Bürgermeister Josef Niedermair (CSU) hatte darauf sehr verärgert reagiert.

Eine Lösung mit Leitplanken

Nach vielen Diskussionen zeichnet sich nun eine Lösung "mit Leitplanken" ab, wie Petz es nannte, also mit einigen Auflagen. Vorgesehen ist die Genehmigung solcher Anlagen für eine Übergangszeit von 25 bis 30 Jahren. Der Landschaftsschutz sei im Landkreis Freising immer schon sehr wichtig, sagte Jürgen Steiner, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Deshalb sollen die Flächen ihren Schutzstatus nicht verlieren.

Benötigt werden im Landkreis nach seinen Worten 400 bis 600 Hektar an zusätzlichen Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Bei einem 200-Meter-Korridor kämen auf dem Papier 1200 Hektar dazu, bei einem 500 Meter breiten Streifen wären es sogar 3000. Allerdings wird nur ein Teil davon tatsächlich zur Verfügung stehen, weil die Grundbesitzer mitspielen müssen. Biotope und andere "Hotspots des Artenschutzes" bleiben ohnehin ausgeklammert. In der Sitzung zeichnete sich eine Tendenz Richtung 500 Meter ab. Auch sehr gute Ackerböden dürften nicht einbezogen werden, forderte Toni Wollschläger (Grüne). Anton Frankl (Freisinger Mitte) und Michael Stanglmaier (Grüne) sprachen beide von einem "guten Weg".

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