Mobilität:Vom Hinterland schnell ohne Auto in die Stadt

Mobilität: Nicht in allen Dörfern gibt es Bushaltestellen. Bei dem Pilotprojekt, das der Landkreis entwickelt, braucht es das auch nicht mehr. Ein Anruf genügt und ein Kleinbus holt die Menschen an ihrem Wohnort ab.

Nicht in allen Dörfern gibt es Bushaltestellen. Bei dem Pilotprojekt, das der Landkreis entwickelt, braucht es das auch nicht mehr. Ein Anruf genügt und ein Kleinbus holt die Menschen an ihrem Wohnort ab.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ein Anruf genügt und Menschen werden von einem Kleinbus an ihrem Wohnort abgeholt. Der Landkreis Freising arbeitet zusammen mit dem MVV an einem Pilotprojekt.

Von Peter Becker, Freising

Mal schnell mit dem Bus in die Stadt oder zum Arzt: Wer irgendwo im Freisinger Hinterland wohnt, dem werden die Grenzen der Spontanität schnell aufgezeigt. In manchen Dörfern fahren gar keine Busse, in anderen nur spärlich. Also hilft nichts, entweder man bleibt zu Hause oder steigt doch wieder ins Auto ein. Im Sinne der Verkehrswende ist das schlecht. Deswegen denkt der Landkreis zusammen mit dem Münchner Verkehrsverbund (MVV) über flexible Bedienungsformen im öffentlichen Nahverkehr nach. Möglichkeiten wären Ruftaxis oder ein On-Demand-Verkehr.

"Von Haustür zu Haustür", über dieses Konzept hatte der Planungsausschuss des Kreistags in seiner Februar-Sitzung nachgedacht. Die Idee ist charmant: Wer abseits der Hauptlinien des Busverkehrs im Landkreis wohnt, könnte per App oder Telefon einen Kleinbus ordern, der ihn vor der eigenen Haustür abholt. In Gesprächen mit dem MVV hat sich aber herausgestellt, dass diese Variante für den Landkreis als Träger des öffentlichen Nahverkehrs nicht umsetzbar ist. Er würde damit in Konkurrenz zum Taxiverkehr treten, sagte Landrat Helmut Petz (FW) in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses.

Die barrierefreien Busse halten an "virtuellen Haltestellen"

Deshalb bedarf es jetzt "virtueller Haltestellen". Zum Einsatz sollen barrierefreie Busse mit acht Sitzplätzen kommen. Die können Nutzer oder Nutzerinnen per App oder Telefon bestellen. Die "virtuellen Haltestellen" sollen dann in einem Radius von maximal 200 Metern zu erreichen sein. Die Aufgabe der Verwaltung besteht jetzt darin, zusammen mit der Verwaltung so rasch wie möglich ein oder mehrere Vorschläge für Pilotgebiete im Landkreis zu erarbeiten. Außerdem ist zu prüfen, ob notwendige Vorlaufzeiten und Fristen für die Vergabeverfahren nicht verkürzt werden könnten. Diese sogenannten Bedarfsverkehre, wie immer sie auch gestaltet sind, sollen dann in den MVV integriert werden. Start des Pilotprojekts könnte 2024 sein.

Planer des MVV haben Vor- und Nachteile der Varianten gegeneinander abgewogen. So seien Ruftaxis günstig, aber an einen Fahrplan gebunden. On-Demand-Verkehr verlangt wegen vieler Zustiegsmöglichkeiten nach mehr Fahrzeugen, was mit höheren Kosten verbunden ist. "Es ist ein mühsamer Weg", sagte Petz. Man habe alles ausgereizt, aber mehr sei rechtlich nicht möglich.

Geplant ist eine Probezeit mit Option auf Verlängerung

Susanne Hoyer (FW), Kreisrätin und Bürgermeisterin von Langenbach, hätte das Bedarfssystem gleich gerne über die Landkreisgrenzen hinweg ausgedehnt. Etwa nach Gaden, das zwar nah an Langenbach liegt, aber zum Landkreis Erding gehört. Grundsätzlich sei das denkbar, versicherten Referenten des MVV, die in der Sitzung anwesend waren. Doch die Pilotprojekte sollten nicht zu groß sein. Und es sei die Frage, ob sich andere Landkreise finanziell beteiligen würden. Michael Stanglmaier (Grüne) findet, dass so ein Bedarfssystem eine attraktive Alternative zum Auto sei. Er würde es am liebsten gleich einführen. Ist das Pilotprojekt erst mal eingeführt, soll eine gewisse Probezeit mit einer Option auf Verlängerung gelten.

Immerhin: Die Zeit, in denen große "Geisterbusse" leer auf Nebenstrecken unterwegs sind, seien dann vorbei, hoffen einige Kreisräte.

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