Erhöhte Nitratwerte im Landkreis:Ärger in der roten Zone

Erhöhte Nitratwerte im Landkreis: In der Hallertau gelten für Landwirte besondere Auflagen - die sollen sich jetzt noch einmal verschärfen. Den Betroffenen protestieren.

In der Hallertau gelten für Landwirte besondere Auflagen - die sollen sich jetzt noch einmal verschärfen. Den Betroffenen protestieren.

(Foto: Marco Einfeldt)

In der Hallertau gelten für Landwirte besondere Auflagen, weil die Nitratbelastung im Grundwasser zu hoch ist. Die Betroffenen zweifeln die Zahlen teilweise an, deshalb soll das Messstellennetz engmaschiger werden.

Von Alexandra Vettori, Au

Die rote Zone zieht sich quer durch den Norden des Landkreises Freising, umfasst fast die gesamte Hallertau und reicht im Osten bis Landshut. Rote Zone, das heißt, dass dort die Nitrat-Grenzwerte im Grundwasser überschritten werden, weshalb für Landwirte besondere Auflagen gelten. Von Januar an werden diese noch einmal verschärft - ein Hauptgrund für die jüngsten Bauernproteste.

Normalerweise sind Nitrat-Werte dort besonders hoch, wo viel Tiermast betrieben wird. Denn die Hinterlassenschaften der Tiere landen auf den Feldern und im Grundwasser. Dass sie auch in der Hallertau so hoch sind, verwundert manchen. Denn dort gibt es kaum Nutzvieh, sondern vor allem Hopfen. Der wird zwar kräftig gedüngt, doch bezweifeln nicht wenige ortsansässige Bauern, dass die Messungen der Wasserwirtschaftsämter nicht so recht stimmen. Christian Leeb, der Leiter des Münchner Wasserwirtschaftsamts, das auch für den Kreis Freising zuständig ist, kennt die Vorwürfe. Deshalb begrüßt er es, dass das Messstellennetz engmaschiger werden soll. "Das ist es zugegebenermaßen noch nicht", räumte er ein und gibt den protestierenden Landwirten zumindest in diesem einen Punkt Recht.

In Au muss das Trinkwasser aufgewertet werden

Was die sonstigen Klagen anbelangt, meint er dazu nur: "Man hat einen schwarzen Peter gefunden." Fakt sei, dass in der Hallertau regelmäßig über 50 Milligramm Nitrat im Liter Grundwasser gemessen werden, und das bei einem Grundwasserpegel, der 70 bis 80 Meter tief unter der Erde ist. In der Gemeinde Au, sagt Leeb, müsse das Trinkwasser schon länger aufbereitet werden. Dennoch hält er es für sinnvoll, dass auch die Landesanstalt für Landwirtschaft künftig mitspielt und Emissionsdaten beisteuert - aus den Anträgen der Landwirte nämlich, die angeben müssen, wie viel Stickstoff sie auf welchem Feld ausgebracht haben. "Dann können wir sagen, so viel Nitrat kommt von oben und diesen und jenen Wert messen wir unten", so Leeb.

Bayern will statt der aktuellen 500 Grundwasser-Messstellen künftig 1500 schaffen, um detaillierte Aussagen zu den Ursachen der Belastung machen zu können. Das sieht auch Stefan Hörmann vom Freisinger Bauernverband als unumgänglich an. Derzeit sei nicht ganz klar, ob nicht auch eine nahe Kläranlage, eine Siedlung oder ein Golfplatz beteiligt sei. Auch Hörmann hofft, dass alles genauer wird. So seien Au und Nandlstadt zwar im roten Gebiet, doch die Messstelle befindet sich in Rudelzhausen.

Das Düngen soll reduziert werden

Darüber hinaus hat sich laut Hörmann in den vergangenen Jahren viel getan in der Landwirtschaft. Zum Beispiel hat sich die Mulch-Saat zwischen den Hopfenreihen etabliert und die Bodenerosion gebremst. Genau hier sieht Josef Schächtl vom Amt für Landwirtschaft in Erding, das auch für den Kreis Freising zuständig ist, ein Problem. Von den Einschränkungen, die von Januar an in roten Zonen gelten sollen, sind ausgerechnet Zwischenfrüchte betroffen. Denn abgesehen von einer pauschalen Reduzierung der Stickstoffdüngung um 20 Prozent ist auch ein Düngeverbot im Sommer vor Wintergerste und Zwischenfrüchten geplant. Josef Schächtl befürchtet, dass Letztere schlechter wachsen, weniger Humus aufgebaut wird und ein geringerer Erosionsschutz da ist. Genau der ist in den hügeligen Hopfengärten mit ihren senkrechten Rinnen aber wichtig, um das Auswaschen des Düngers zu reduzieren.

Neben den Ernte-Einbußen sieht Stefan Hörmann auf die Bauern vor allem eines zukommen - noch mehr Bürokratie. Früher mussten sie die jährliche "Nährstoffbilanz", also wie viel und mit was gedüngt wurde, je Betrieb erstellen. Künftig muss das für jedes Feld geschehen. Das Ende der Fahnenstange ist aber wohl immer noch nicht erreicht. 2013 hat die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, da die EU-Nitratrichtlinie seit 2012 nicht mehr eingehalten wird. Das letzte Mahnschreiben stammt vom Vorjahr, die nächste Verfahrensstufe ist ein Klage.

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