Die Kassen der Kommunen sind leer, ein eiserner Sparkurs ist angesagt. Gekürzt wird, was nicht unbedingt notwendig ist. Das macht sich auch im sozialen Bereich bemerkbar: Angebote sozialer Träger, die auf freiwillige Leistungen angewiesen sind, sind in Gefahr – auch in den Landkreisen Freising und Erding.
„Bei uns war es eine lange Zitterpartie“, sagt Markus Mehner, Leiter der Sozialen Beratung der Caritas Freising. Gemeinsam mit zwei weiteren Trägern – der Diakonie Freising und dem Verein Invia – bietet die Caritas im Landkreis Freising eine Flüchtlings- und Integrationsberatung an. Und die sei bei der zuletzt gestiegenen Zahl an Geflüchteten auch gut nachgefragt, sagt Mehner.
Das Angebot aber war in Gefahr. Lange wurde der Kooperationsvertrag mit dem Landkreis, der Ende 2023 auslief, nicht verlängert. Auch für eine finanzielle Unterstützung erteilte der Landkreis keine Zusage. Erst im Juli gab es dann endlich grünes Licht vom Kreisausschuss, berichtet Mehner. Die neue Vereinbarung läuft nun bis Ende 2026, für die Co-Finanzierung allerdings gibt es nur für dieses Jahr eine Zusicherung. „2024 werden wir den Ist-Stand also halten können – wie es weitergeht, wissen wir aber nicht.“ Schon jetzt sei man dabei, wieder neue Anträge zu stellen. „Es ist zermürbend, keine Planungssicherheit zu haben“, sagt Mehner. Nicht nur die Flüchtlingsberatung sei gefährdet, auch in anderen Bereichen sei man auf Zuschüsse des Landkreises angewiesen.
Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsbetriebe Rentabel und Etappe der Caritas in Freising und Erding kennen das Thema seit Langem. Immer wieder stand man vor dem Aus. Bis dann doch wieder eine Mitfinanzierung zugesagt wurde. Dass soziale Träger drastisch unterfinanziert sind, sei nicht wirklich neu, sagt Mehner. „Aber die Kürzungen werden immer größer, immer mehr Kosten bleiben ungedeckt.“
Laut einer Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege aus diesem Juni mussten bereits knapp zwei Drittel der Einrichtungen und Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege in den vergangenen zwei Jahren wegen finanzieller Schwierigkeiten ihre Angebote einschränken oder ganz einstellen. Mehr als drei Viertel der Befragten rechnen damit, dass sie diese 2025 weiter zurückfahren zu müssen.
Auch bei der Diakonie Freising sind viele Angebote freiwillige Leistungen, sagt Geschäftsführer Philipp Blümle. Neben der Flüchtlings- und Integrationsberatung ist das beispielsweise die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit. „Die grundsätzliche Frage ist, wie es weitergehen wird, wie wir es schaffen, weiterhin unser qualitativ hohes Niveau aufrechterhalten zu können“, sagt Blümle. Bislang gab es zwar keine Kürzungen durch den Landkreis – aber eben auch keine Anpassungen an die allgemein gestiegenen Kosten. Das bedeute für die Diakonie, dass sie einen höheren Eigenanteil leisten müsse. Noch könne das durch Fundraising und Spenden abgefedert werden.
In schwierigen Zeiten wie diesen seien viele Menschen verunsichert, sagt Blümle. Viele hätten Probleme, bräuchten eine Beratung. In Erding beispielsweise gebe es die Beratungstelle Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (Kasa), die durch die Kirche finanziert wird. Auch dort wisse man nicht, wie es weitergehen wird. „Die Kasa ist aber ein sehr wichtiges, niedrigschwelliges Angebot“, sagt Blümle. Sie biete eine Anlaufstelle für sehr viele, unterschiedliche Fragen und Probleme. Falls sie wegbreche, werde es für bereits abgehängte Menschen noch schwieriger werden. Auch mit Blick auf den sozialen Frieden wäre eine Streichung fatal. „Soziale Träger verursachen dem Landkreis zwar Kosten, bringen aber auch vieles ein“, sagt Blümle.
Mobile Elternbegleitung stand bereits auf der Streichliste
Die Mobile Elternbegleitung im Landkreis stand vor dem Aus, die Finanzierung durch den Landkreis läuft Ende des Jahres aus. Der Posten war von der Verwaltung bereits gestrichen worden. Ende Oktober gab der Jugendhilfeausschuss dann doch noch grünes Licht, knapp 100 000 Euro wurden für das kommende Jahr zugesagt. „Ich war unendlich erleichtert, es gab Freudentränen“, sagt Martina Freudenstein, Geschäftsführerin des Freisinger Kreisbildungswerks. „Jetzt können wir zumindest im kommenden Jahr weitermachen.“
Die Mobile Elternbegleitung gibt es seit dem Jahr 2021. An drei Tagen in der Woche ist eine Sozialpädagogin mit dem Beratungsbus „Elmo“ in sechs Gemeinden im Landkreis unterwegs. Das Angebot sei niederschwellig, die Sozialpädagogin habe ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Eltern. „Gerade auf dem Land fehlt es oft an Hilfen für Eltern, das wird sehr gut angenommen“, berichtet Freudenstein.
Der notwendige Sparkurs aber habe auch auf das Kreisbildungswerk Auswirkungen. Für die Erwachsenenbildung gebe es beispielsweise von den Gemeinden immer weniger Zuschüsse. „Wir sind aber auf eine Bezuschussung angewiesen“, sagt die Geschäftsführerin. Auch das Zentrum der Familie werde finanziell unterstützt, dafür gebe es mit dem Landkreis Freising glücklicherweise eine feste Vereinbarung.
„Einfacher wird es nicht“, sagt Freudenstein. Die Kosten steigen, die Angebote seien personalintensiv. Die kommunalen Zuschüsse aber bleiben gleich, die kirchlichen wurden sogar gekürzt. „Wir können das nicht ausgleichen, das ist für alle kleinen Träger sehr schwierig.“ Von den Rücklagen könne man nicht lange zehren, „wir müssen schauen, wie wir durchkommen.“