Kommunalwahl 2020 - Worauf es im neuen Kreistag ankommt:Öffentlicher Nahverkehr: Quer durch den Landkreis 

Kommunalwahl 2020 - Worauf es im neuen Kreistag ankommt: Im Kreistag herrscht Einigkeit: Zusammen mit dem MVV soll das Busnetz im Landkreis weiter ausgebaut werden.

Im Kreistag herrscht Einigkeit: Zusammen mit dem MVV soll das Busnetz im Landkreis weiter ausgebaut werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der nächste Kreistag wird sich für mehr Express-Buslinien einsetzen. Gewünscht ist auch eine bessere Information über digitale Medien, die Auskünfte über Abfahrtszeiten und Anschlüsse geben.

Von Peter Becker, Freising

Die Weichen sind gestellt: In gut anderthalb Jahren soll ein Expressbus Freising und Garching miteinander verbinden. Super für alle, die in einer der beiden Städte auf dem Forschungsgelände arbeiten. Oder für Berufspendler, die künftig in Garching in die U-Bahnlinie U 6 umsteigen können, um dann zu ihrem Arbeitsplatz in München weiterzufahren. Den Beschluss, eine solche Expressbuslinie einzurichten, hat der Kreistag im Zuge der Fortschreibung des Nahverkehrsplans bereits im Oktober gefasst. Auf dem Wunschzettel der Fraktionen stehen weitere solcher Schnellbusse. Etwa von Au Richtung Freising, um den nördlichen Landkreis besser anzubinden. Oder eine Linie von Schweitenkirchen über Allershausen in den Münchner Norden. Im Gespräch sind eine schnelle Verbindung von Moosburg nach Erding und eine Tangentialverbindung durch das Ampertal.

Die großen Themen der Kreispolitik

Die Freisinger SZ hat in einer Serie zur Kommunalwahl in den vergangenen Wochen Analysen der politischen Situation aus allen 24 Kommunen des Landkreises Freising zusammengetragen. Diese wird in den kommenden Tagen nun um die großen Themen der Kreispolitik ergänzt.

Zu den jeweiligen Themenkomplexen wird zunächst ein Überblick gegeben, außerdem wurden die Wahlprogramme der Parteien durchgearbeitet, die mit Listen zur Kreistagswahl antreten. Herausgesucht wurden zum einen Passagen, die der Redaktion besonders bemerkenswert erschienen, außerdem wurde geprüft, welchen Stellenwert das jeweilige Thema im gesamten Programm einnimmt und was - nach Einschätzung der SZ-Mitarbeiter - in den Programmen jeweils fehlt.

Online sind alle Folgen sowie weitere Berichte und Reportagen zur Kommunalwahl auf der Homepage der SZ: www.sueddeutsche.de/thema/Kommunalwahl_in_Freising nachzulesen. vo

Für Landrat Josef Hauner (CSU) sind dies alles Ziele, die konform mit denen des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) gehen. Der wehrt sich gegen solche Vorstellungen nicht, solange sie rentabel sind. Schließlich ist es erklärtes Ziel des Kreistags, zusammen mit dem MVV die Verkehrssituation im Landkreis in den Griff zu kriegen und seine Einwohner zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Eine andere Sache ist natürlich die Frage der Finanzierbarkeit. In Zeiten, in denen der Landkreis vor Wirtschaftskraft nur so strotzt, sind solche Wünsche leicht erfüllt. Aber wehe, wenn die Gewerbesteuer mal wieder wegbricht und die Kassen des Landkreises nicht mehr so gefüllt sind, dann muss der öffentliche Nahverkehr mit all den zusätzlichen Expressbuslinien weiter finanziert werden. Und sei es durch die Erhöhung der Kreisumlage. Auf diese Konsequenzen weist die Verwaltung im Vorfeld solcher Beschlüsse unverdrossen hin.

Wird zu viel Geld in den Straßenbau investiert?

Manchem Kreisrat gehen die aktuellen Investitionen des Landkreises nicht weit genug. Albert Schindlbeck von den Freisinger Linken forderte beispielsweise im Vorfeld der Haushaltssitzung des Kreisausschusses des Kreistags, die Ausgaben für den Bau und den Unterhalt von Kreisstraßen zu reduzieren und dafür in den öffentlichen Nahverkehr zu stecken. Er und Kreisräte der Grünen-Fraktion haben das Gefühl, dass zu viel Geld in den Straßenbau investiert werde. Das Netz der Kreisstraßen umfasst 260 Kilometer.

Demgegenüber stellte Landrat Hauner in dieser Sitzung eine Bilanz seiner Amtszeit von 2014 bis 2019 gegenüber. In dieser Zeit seien 20 Millionen Euro für den Bau und Unterhalt von Straßen aufgewendet worden, zählte Hauner in der Sitzung auf. "Pro Jahr sind das 3,3 Millionen Euro." Hauner fügte hinzu, dass in dieser Rechnung die Beteiligung des Landkreises an der Freisinger Westtangente nicht enthalten sei.

Elf Millionen Euro gibt der Landkreis 2020 für den ÖPNV aus

Für seine Busse dagegen hat der Landkreis im Jahr 2018 ganze 9,1 Millionen Euro ausgegeben. Allein für die Jahre 2014 bis 2018 sei der jährliche zusätzliche Aufwand von 2,61 auf 3,36 Millionen Euro gestiegen. Anders ausgedrückt sind das im Vergleich zum Jahr 2014 zusätzliche 754 000 Kilometer Leistung. Hauner wies darauf hin, dass der Landkreis im Jahr 2020 gut elf Millionen Euro für den öffentlichen Nahverkehr ausgibt. Zu den Kosten für den Busverkehr kommen die zur Umsetzung der Tarifreform des MVV und der Einführung des 365-Tage-Tickets für Schüler und Auszubildende. Was den Unterhalt der Straßen anbelangt, stellte Hauner klar, dass er sich als Landrat auch als Anwalt der Bürger des nördlichen Landkreises sieht. Diese brauchten gut erhaltene Straßen, um zu den Bahnhöfen entlang der Eisenbahnlinie kommen zu können. Und schließlich seien auch Busse darauf angewiesen, auf optimal in Stand gehaltenen Straßen fahren zu können.

Der Planungsausschuss des Kreistags entscheidet als Erstes, welche Verbesserungsvorschläge im Linienverkehr umgesetzt werden sollen. Diese kommen zumeist von den Gemeinden. Mit Bussen allein ist es aber nicht getan. Auch das Drumherum müsse stimmen, fordern nicht nur die Grünen im Kreistag. Deren Antrag, das Umfeld der Bushaltestellen, insbesondere der künftigen Halte von Expressbussen, attraktiver zu gestalten, etwa mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, wurde jüngst im Kreisausschuss mit dem Hinweis abgelehnt, dies sei eine Angelegenheit der Gemeinden. Da müssten die Kreisräte schon auf ihre jeweiligen Kommunen einwirken, hieß es. An den örtlichen Befindlichkeiten scheitert es oft, den Bussen tatsächlich Vorfahrt einzuräumen, damit sie ihre Abfahrtszeiten einhalten können. Ein tatsächliches Problem stellt dies für den Expressbus von Allershausen nach München dar. Er muss gegebenenfalls die Standspur nutzen können, um an Staus vorbei zu fahren.

Gewünscht ist eine bessere digitale Ausstattung der Haltestellen und Busse sowie die Einrichtung spezieller Apps. Jeder Fahrgast soll zeitnah erfahren, wann sein Bus abfährt, ob er Verspätung hat und seinen Anschluss nicht mehr erreicht.

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Was die Parteien in ihren Wahlprogrammen zum Thema Öffentlicher Nahverkehr fordern

Freie Wähler

Bemerkenswert: Die U-Bahnlinie U6 soll nach Neufahrn/Freising verlängert werden, als Zwischenlösung soll ein Pendelverkehr zwischen Weihenstephan und Garching eingerichtet werden. Der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum soll erweitert werden, dazu gehören auch Angebote wie Rufbus und Sammeltaxi. Auch Fahrradwege sollen ausgebaut werden.

Stellenwert: Hoch. Das Thema Mobilität gehört mit Wohnen und Klima zu den wichtigsten Kapiteln im Programm.

Was fehlt: Ideen, wie man die E-Mobilität, privat sowie öffentlich, fördert.

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CSU

Bemerkenswert: Die Bahnhöfe sollen zu strategischen Knotenpunkten werden, dort sollen auch Car- und Fahrrad-Sharing-Stationen eingerichtet werden. Die einzelnen Busverbindungen sollen durch Expresslinien beschleunigt werden, zum Beispiel von Allershausen nach München und von Au nach Freising. Die U6 soll bis in den Landkreis fortgeführt werden, Radwege gehören ausgebaut.

Stellenwert: Hoch. Das Thema wird auf der zweiten Seite des Programmes besprochen.

Was fehlt: Eine Aussage, wie man E-Mobilität vorantreibt.

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Grüne

Bemerkenswert: Verdichtung des bestehenden Busnetzes mit flexiblen Angeboten, höherer Taktdichte und ausgeweiteten Fahrzeiten. Die zentralen Verkehrsknoten im Landkreis sollen durch Expressbusse verknüpft werden. Die E-Mobilität in den Kommunen soll vorangebracht werden, mit dem Ziel, schrittweise auf emissionsarme und emissionsfreie Busse umzustellen. Eine Mobilitäts-App für den Landkreis soll die verschiedenen Angebote kombinieren.

Stellenwert: Hoch. Das Kapitel "Umweltfreundlich mobil" gehört zu den wichtigsten vier Kapiteln im Programm.

Was fehlt: Weitere Ideen, um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern, zum Beispiel Wlan an Bord und neue Tarifmodelle.

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FDP

Bemerkenswert: Mehr Umgehungsstraßen sollen im Landkreis gebaut werden, zum Beispiel im Echinger Ortsteil Dietersheim, Allershausen und Eching. Mehr Fahrradwege und sichere Abstellplätze sollen den Radverkehr fördern. Das komplette ÖPNV-System, von Expressbussen bis zum Zehn-Minuten-Takt der S-Bahn, gehört ausgebaut. Außerdem soll ein neues, einfacheres Tarifsystem, das nur eine weitere Zone neben der M-Zone vorsieht, in Kraft treten.

Stellenwert: Ganz hoch. Das Thema Mobilität ist nämlich das erste Kapitel im Programm.

Was fehlt: Weitere Ideen, um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern, zum Beispiel Wlan an Bord.

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SPD

Bemerkenswert: Mittelfristig soll es zu einem 365-Euro-Ticket für alle kommen. Expressbuslinien, zum Beispiel zwischen Allershausen und München-Nord, müssen mindestens im 30-Minuten-Takt verkehren. Das Radwegenetz soll ausgebaut werden, auch die Einrichtung eines einheitlichen Fahrrad-Verleihsystems im ganzen Landkreis ist nötig. Ein Ausbau der Kapazitäten der Bahnstrecke zwischen Freising und München ist erforderlich. Was den Autoverkehr angeht, so sollen E-Tankstellen ausgeweitet werden.

Stellenwert: Hoch. Das Thema gehört nämlich zu den wichtigsten drei Kapiteln im Programm.

Was fehlt: Von Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs ist die Rede, die Ausweitung der Fahrzeiten, zum Beispiel bis in die Nachtstunden hinein und am Wochenende, wird allerdings nicht explizit erwähnt.

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ÖDP

Bemerkenswert: Kostenloser ÖPNV für Schüler, Auszubildende und Studenten und attraktive Fahrpreisstrukturen auch für Berufstätige. In den Bussen und an Haltestellen sollen Fahrgäste die Information zur nächsten Verbindungen und Anschlüssen mit Echtzeitanzeige bekommen. Ausbau der Radwege und Gleichstellung des Radverkehrs an Kreuzungen. Außerdem soll die Bahnstrecke zwischen München und Moosburg ausgebaut werden.

Stellenwert: Ganz hoch. Für die Wahl hat die ÖDP nämlich fünf Themen identifiziert, zwei davon sind Mobilitätsthemen gewidmet.

Was fehlt: Förderung der E-Mobilität.

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Freisinger Mitte

Bemerkenswert: Eine deutliche Entlastung der Straßen im Landkreis, vor allem in und im direkten Umfeld der Stadt Freising, hat Priorität. Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität in ländlichen Regionen brauchen ein Angebot, das ihnen Anschluss verschafft an die Dinge des täglichen Lebens.

Stellenwert: Hoch. Dem Thema ist ein von fünf Kapiteln gewidmet.

Was fehlt: Konkretisierung. Es ist nicht klar, welche zukünftigen Maßnahmen genau eingesetzt werden sollten, um den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern.

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Linke

Bemerkenswert: Eine kostenlose Benutzung der Freisinger Stadtbusse, der Ausbau des Freisinger Stadtbus-Systems, insbesondere sonntags und nachts, die Errichtung eines Fahrradparkhauses für 1000 Fahrräder am Freisinger Bahnhof.

Stellenwert: Mittel. Das Thema wird in der zweiten Hälfe des Programms angesprochen.

Was fehlt: Förderung der E-Mobilität.

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AfD

Bemerkenswert: Zum Bau der dritten Startbahn am Flughafen München soll eine Volksabstimmung durchgeführt werden - damit unterscheidet sich die AfD von den anderen Parteien, die sich klar gegen die dritte Startbahn positionieren. Das ÖPNV-System soll ausgebaut werden, kostenloser Nahverkehr wird abgelehnt.

Stellenwert: Hoch. Es handelt sich um das dritte Kapitel im Programm.

Was fehlt: Detaillierte Ideen zur Förderung des Fahrradverkehrs. Dieser wird, anders als der Auto-Verkehr, nur am Rande des Programmes erwähnt.

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Autorin: Francesca Polistina

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