Integration im Landkreis Freising:Gekommen, um zu bleiben

Integration im Landkreis Freising: Landrat Helmut Petz mit den Mitgliedern des ersten Integrationsbeirates

Landrat Helmut Petz mit den Mitgliedern des ersten Integrationsbeirates

(Foto: Landratsamt)

Die Zahl der im Landkreis lebenden Menschen mit Migrationshintergrund hat sich binnen zehn Jahren verdoppelt. Der neu gegründete Integrationsbeirat soll auch für Personen ein Sprachrohr sein, die nicht aus einem EU-Staat stammen.

Von Peter Becker, Freising

Gut 183.000 Einwohner hat der Landkreis Freising, darunter befinden sich 40.000 Menschen mit Migrationshintergrund. Von diesen wiederum hätten 19.000 Personen kein Wahlrecht, könnten deshalb ihre Interessen nicht anmelden, sagte Landrat Helmut Petz während der konstituierenden Sitzung des Integrationsbeirats. Ihnen soll das zum ersten Mal im Landkreis gegründete Gremium ein Sprachrohr sein.

Petz erinnerte kurz an die historischen Zusammenhänge der Migration in Deutschland. Vor gut 60 Jahren, als die die deutsche Wirtschaft florierte, herrschte ein Mangel an Arbeitskräften. So genannte "Gastarbeiter" seien ins Land geholt worden, schilderte Petz. Damals ging man davon aus, dass dies nur ein Aufenthalt auf Zeit sei. "Integration war nicht beabsichtigt. Bis die Wirtschaft Ansprüche anmeldete, den ,Gästen' einen Daueraufenthalt zu genehmigen."

Zwischen 2011 und 2022 hat sich die Zahl der im Landkreis lebenden Menschen mit Migrationshintergrund verdoppelt

Nathalie von Pressentin leitet die Geschäftsstelle Integrationsbeirat am Landratsamt. Sie erinnerte daran, dass sich innerhalb des Zeitraums 2011 bis 2022 die Zahl der im Landkreis lebenden Menschen mit Migrationshintergrund verdoppelt hat. Es sei eine "Herzensangelegenheit" gewesen, den Integrationsbeirat zu gründen, in denen auch Personen aus Nichtmitgliederstaaten der Europäischen Union "aktiv partizipieren" können. Sie sollten sich Gehör verschaffen und gleichzeitig an einem guten Zusammenleben mit der einheimischen Bevölkerung mitwirken können.

Nathalie von Pressentin erinnerte daran, dass es zwei Jahre gedauert habe, bis sich der Integrationsbeirat endlich konstituieren konnte. Im Herbst 2020 hatten die ersten Gespräche begonnen. Der Kreistag hatte im März 2021 den Beschluss zur Gründung eines Integrationsbeirats gefasst.

Mitte des Jahres startete das Bewerbungsverfahren für den Integrationsbeirat

Mitte des Jahres stand dann fest, welche politischen Verantwortungsträger im Gremium sitzen würden. Gleichzeitig startete das Bewerbungsverfahren für den Integrationsbeirat. Dem gehören vier Gruppen an. Die erste und wichtigste setzt sich aus den Migrantinnen und Migranten der unterschiedlichsten Kulturkreise zusammen. Ihr gehören an: Laura Akkaya (Kulturkreis Türkei mit Türkischer Republik Nordzypern, Vorder- und Zentralasien), Muhibullah Amiry (Asien und Ozeanien), Valentina Backhaus-Sánchez (Lateinamerika), Maria Gabriela Chacón Quintero (Lateinamerika), Anita Katharina Funk (Mittel- und Osteuropa), Joel-Armel Njinga Njinga (Afrika Subsahara), Srdan Pedlijo (Südosteuropa), Jason Reed (Nordamerika und Teile der Karibik), Amoy Henrietta Phillips (Nordamerika und Teile der Karibik) und Xinwen Yang (Asien und Ozeanien).

Die zweite Gruppe besteht aus Delegierten verschiedener Fachstellen im Landkreis, die dritte aus neun Mitgliedern des Kreistags. Als viertes entsendet der Jugendkreistag Amna Amjad und Bengi Su Yalcin. "Wir sind wohl die ersten in Bayern, die Jugendliche im Beirat haben", sagte Nathalie von Pressentin. Der Integrationsbeirat umfasst 26 Personen, 13 davon haben Stimmrecht. Dazu zählen die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Kulturkreise, die Delegierten aus dem Jugendkreistag sowie Landrat Petz, der dem Gremium ebenfalls angehört. Der Integrationsbeirat kann Anträge an den Kreistag und seine Gremien stellen, hat aber selbst kein Entscheidungsrecht.

Die Arbeit sei nicht immer einfach, manchmal komme man nur langsam voran

Mitra Sharifi, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns (AGABY), sagte, es sei eine weise Entscheidung gewesen, im Landkreis Freising einen Integrationsbeirat zu gründen. Die Demokratie müsse stabil gehalten werden. Jede Stimme sei notwendig und wichtig. Die Arbeit sei nicht immer einfach, manchmal komme man nur langsam voran. "Doch die Kinder sollen in einer diskriminierungsfreien Gesellschaft aufwachsen", nannte Mitra Sharifi ein Ziel.

Der Integrationsbeirat hat sich schon einer wichtigen Aufgabe angenommen. Es gründet sich eine Arbeitsgruppe "Interkulturelle Fachkräftegewinnung - Klinikum Freising". Die bis zu zehn Personen sollen dafür sorgen, dass Pflegekräfte in den Arbeitsmarkt integriert werden und sich in Freising wohlfühlen. Denn diese, bekräftigte Landrat Petz, würden am Klinikum dringend benötigt.

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