Für geflüchtete Menschen:Notquartier in der Schulturnhalle

Für geflüchtete Menschen: Als Notquartier für Geflüchtete wird die Turnhalle der Realschule Gute Änger umfunktioniert. Allerdings nur übergangsweise, wie der Landrat betont.

Als Notquartier für Geflüchtete wird die Turnhalle der Realschule Gute Änger umfunktioniert. Allerdings nur übergangsweise, wie der Landrat betont.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Landratsamt sieht angesichts der stark steigenden Zahl an ukrainischen Flüchtlingen und Asylsuchenden keine andere Möglichkeit, als die Turnhalle der Realschule Gute Änger als Erstaufnahmeeinrichtung zu nutzen. Derweil geht die Suche nach Unterkünften weiter.

Von Gudrun Regelein, Freising

Vor etwa genau zwei Wochen hieß es aus dem Landratsamt noch, dass die Situation im Landkreis noch nicht dramatisch sei: Damals war es noch möglich, alle Flüchtlinge unterzubringen. Die Suche nach neuen Unterkünften laufe auf Hochtouren, die neuerliche Nutzung einer Schulturnhalle aber wolle man vermeiden - das solle nur im äußersten Notfall geschehen. Nur dann, wenn die Unterbringung ansonsten nicht mehr zu gewährleisten sei. Inzwischen ist das Realität, die Zahl der dem Landkreis zugewiesenen Flüchtlinge steigt so stark, dass nun die Turnhalle der Freisinger Realschule Gute Änger zur Erstaufnahmeeinrichtung umfunktioniert wird. Das geschehe aber nur übergangsweise, betonte Landrat Helmut Petz an diesem Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Container sind Mangelware

Schon seit August steige die Zahl der geflüchteten Menschen wieder, seit sechs Wochen würden auch dem Landkreis wieder mehr Personen zugewiesen. Das Landratsamt bemühe sich schon seit vielen Wochen, alle verfügbare Objekte, die als Unterkunft dienen könnten, zu akquirieren. Gewerbeobjekte, landwirtschaftliche Hallen, Hopfen- und Tennishallen, die Luitpoldhalle, ein Geschoß im Stabsgebäude in der früheren Vimy-Kaserne und Mietshäuser würden in Betracht gezogen. Auch Container seien eine Option, diese seien derzeit allerdings Mangelware. In den Unterkünften wurde nachverdichtet: Falls in einem Dreibett-Zimmer noch ein Bett frei war, wurde dieses auch belegt. Daneben wolle der Landkreis selber bauen, um auch langfristig eine Perspektive zu haben. "Wir waren und sind in allen Bereichen intensiv unterwegs", betonte der Landrat.

Schulsport in der Eishalle

Derzeit habe der Landkreis in seinen Unterkünften noch 49 freie Plätze, diese seien aber bald belegt. Gemeinsam mit Schulleitern und Bürgermeistern des Landkreises wurden an diesem Dienstag verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie man in dieser angespannten Situation handeln könne. Letztendlich entschied man sich dafür, die Turnhalle der Realschule Gute Änger zu belegen. Der Umbau zur Unterkunft soll zwischen dem 13. und 15. Dezember geschehen, dort werden in kleinen, abgeteilten Feldern Hochbetten aufgestellt - mindestens 100 werden es sein. "Wir wollen aber so schnell als möglich wieder raus aus der Realschule", betonte Petz. Schulsport sei ein wichtiges Fach, deshalb werden die Schülerinnen und Schüler in den Wochen vor Weihnachten ins Eisstadion fahren oder schwimmen gehen - danach seien erst einmal zwei Wochen Schulferien. Bei dieser einen Turnhalle solle es nach Möglichkeit aber bleiben, sagte Petz. "Wir tun alles dafür."

Bus mit 50 Asylsuchenden

Seit dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine wurden im Landkreis 2300 ukrainische Schutzsuchende aufgenommen, informierte Sandra Schulenberg, Sachgebietsleiterin Asyl- und Flüchtlingsmanagement im Landratsamt. Die Fluktuation sei hoch, derzeit leben noch 1822 ukrainische Flüchtlinge im Landkreis. 472 von ihnen wohnen in den Unterkünften des Landkreises, 1350 in privaten Wohnungen (Stand 29. November). Die Zahlen aber steigen immer weiter.

Zum einen bitten ukrainische Flüchtlinge um Aufnahme in Unterkünfte, wenn sie ihre private Wohnung verlieren. Zum anderen gebe es mehr Fälle von Familiennachzug. Zusätzlich weise die Regierung von Oberbayern dem Landkreis alle 14 Tage etwa 25 Ukrainerinnen und Ukrainer zu. Dazu kämen Asylsuchende aus aller Welt: Seit Ende September sei die Zahl extrem gestiegen, mittlerweile kämen in München täglich etwa 250 Personen an. Auch im Landkreis sind es immer mehr, erst am Dienstagnachmittag traf ein Bus mit 50 Asylsuchenden ein, für den 14. Dezember wurden weitere 50 angekündigt. Derzeit leben insgesamt 2106 Asylsuchende und Flüchtlinge aus über 40 Nationen in den 83 dezentralen und den vier Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis.

Auf Kante genäht

Zuletzt habe man 50 Objekte pro Woche angesehen, sagte Schulenberg. 102 neue Plätze seien seit Oktober geschaffen worden, im Dezember würden noch einmal gut 130 dazukommen. "Aber auch diese werden nicht ausreichen." Derzeit gebe es keine andere Möglichkeit, als eine Schulturnhalle zu belegen. Die Akquise neuer Unterkünfte aber laufe weiter, so seien bereits Mietverträge für das kommende Frühjahr abgeschlossen worden. Auch habe man eine gewerbliche Halle in Aussicht, die eventuell von Februar an belegt werden kann. "Es ist auf Kante genäht", sagte Petz. "Aber wir haben die Situation im Griff."

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