Vor der Ernte:Goldgelb wogt das Korn

Vor der Ernte: Über den aktuellen Erntestand im Landkreis Freising haben sich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Sebastian Weber in Leonhardsbuch Anton Mitterer (Amt für Landwirtschaft Erding), Ulrich Schindele (Bäcker), Sebastian Weber (Landwirt), Bauernverband-Kreisobmann Georg Radlmaier, Bauernverband-Kreisbäuerin Elisabeth Mayerhofer und Vize-Kreisobmann Ralf Huber (von links) unterhalten.

Über den aktuellen Erntestand im Landkreis Freising haben sich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Sebastian Weber in Leonhardsbuch Anton Mitterer (Amt für Landwirtschaft Erding), Ulrich Schindele (Bäcker), Sebastian Weber (Landwirt), Bauernverband-Kreisobmann Georg Radlmaier, Bauernverband-Kreisbäuerin Elisabeth Mayerhofer und Vize-Kreisobmann Ralf Huber (von links) unterhalten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Nach dem trockenen Frühjahr ist das Wetter jetzt genauso, wie es Bauern und Feldfrüchte mögen. Es ist nicht zu warm oder zu kalt, und es regnet ausreichend. Allerdings machen sich Blattkrankheiten, Pilze und Schädlinge breit.

Von Alexandra Vettori

All der technische Fortschritt und all die chemischen Wundermittel haben nichts daran geändert, Landwirtschaft ist vor allem von einem abhängig - dem Wetter. Deshalb geht es den Bauern im Landkreis Freising gerade recht gut, zumindest so sie auf ihre Feldfrüchte schauen. Nach einem trockenen Frühjahr ist das Wetter seither gerade so, wie es dem Acker taugt, nicht zu warm und nicht zu kalt und mit ausreichend Regen. Das ersehnte Nass freilich, so war bei der jährlichen Ernte-Pressefahrt des Bauernverbands zu erfahren, geht meist schnell einher mit Blattkrankheiten, Pilzen und Schädlingen.

In den nächsten Tagen beginnt die großflächige Getreideernte. Das wird im Landkreis zu sehen sein, denn von den 47 415 Hektar Ackerfläche ist fast jeder zweite mit Getreide bepflanzt. Spitzenreiter ist Winterweizen, der auf fast 10 000 Hektar als Brot- und Futtergetreide wächst. "Die Bestände stehen sehr gut da", betonte Anton Mitterer vom Amt für Landwirtschaft in Erding, das auch für den Kreis Freising zuständig ist.

Der Mais ist nicht sehr beliebt, gilt aber als "Wunderpflanze"

Wie gut das Getreide steht, hängt mit dem zweiten grundlegendem Faktor zusammen, dem Boden. Da schaut es wegen des trockenen Frühlings so aus, dass die Feldfrüchte auf kiesigen Böden teils Zwiewuchs zeigen. Das sind grasgrüne Stellen im sonst gelben Getreide, dort, wo Pflanzen nach der Trockenheit nachgewachsen sind. Auf guten Böden dagegen wogt goldgelbes Korn. Auch die Braugerste, die vor allem im Landkreis-Süden auf rund 1500 Hektar angebaut wird, ist gut entwickelt.

Ebenso prächtig steht der Mais da, auch wenn, wie Mitterer wusste, der in der Öffentlichkeit nicht beliebt ist, vor allem weil er stickstoffhungrig ist und Bodenerosion fördert. Gegen Letztere, versicherte Mitterer, hilft Gründüngung, die im Folgejahr als Mulch den Boden zwischen den Reihen der Maispflänzchen festhält. Nur in Hanglagen ohne Erosionsschutz, da sei Mais problematisch. Aus Sicht der Bauern nennt er Mais eine "kleine Wunderpflanze", die mit dem Klimawandel gut zurecht komme und vielfältig als Lieferant für Biogas oder Tierfutter verwendet werden könne. "Raps, den alle am liebsten sehen, weil er so schön blüht", so Mitterer, sähe man inzwischen seltener. Der Grund liegt darin, dass viele Pestizide, etwa Neonicotinoide, die mit für das Bienensterben verantwortlich gemacht werden, nicht mehr verwendet werden dürfen. Das habe zu einer massiven Zunahme von Schädlingen, etwa dem Rüsselkäfer, geführt, so Mitterer. "Kein Landwirt mag fünfmal spritzen", deshalb werde Raps weniger." Verwendung findet er in der Ölproduktion. Alternativen wie Sonnenblumen lohnten sich aber nicht. Gut geht es dagegen der Kartoffel, die vor allem im Landkreis-Süden angebaut wird. Das aber betrifft nur das Wachstum, der Kartoffelmarkt selbst liegt darnieder. Grund dafür ist die Corona-bedingt geschlossene Gastronomie und der damit verbundene massive Umsatzrückgang.

Mit den freiwiligen Helfern hat es gut funktioniert

Auch den Sojabohnen geht es gut, sie führen zwar immer noch ein Nischendasein, werden aber mittlerweile auf über 900 Hektar angebaut, vor allem für Tierfutter. 2013 wuchs die trendige Bohne, die viel Eiweiß enthält, noch auf gerade mal 100 Hektar. Vor allem aus den Hopfengebieten im nördlichen Landkreis hatte Kreisbäuerin Elisabeth Mayerhofer noch andere erfreuliche Nachrichten mitgebracht. So sind die Frühjahrsarbeiten in den Hopfengärten mit all den freiwilligen Helfern zu allgemeiner Zufriedenheit gelaufen. "Die Leute waren sehr motiviert, ich habe nur positive Resonanz bekommen", erzählte sie. Der Freisinger Kreisobmann des Bauernverbands, Georg Radlmaier, konnte nur bestätigen. Es seien viele Kurzarbeiter vom Flughafen und Studenten da gewesen, auch viele angehende Brauer, alle hätten fleißig gearbeitet, trotz der Mühen.

Jedes Jahr hat die Pressefahrt des Bauernverbands einen anderen landwirtschaftlichen Betrieb zum Ziel, diesmal den des Leonhardsbuchers Sebastian Weber. Schon seit 1994 gibt es auf dem "Mundlhof" einen kleinen Hofladen, 2003 folgte eine Metzgerei. Der Familienbetrieb besteht aus Sohn Sebastian, der als Metzgermeister die Wurst herstellt, und Sebastian senior, der sich um die Schweine und Rinder auf dem Hof kümmert, wo auch geschlachtet wird. Mutter Christine und Tochter Isabella sind für die Kunden zuständig. In der Metzgerei verarbeitet wird neben den eigenen Tieren auch Geflügel aus der Region. Dass er selbst vermarkte, betont Sebastian Weber, sei eine sehr bewusste Entscheidung. "Der Einzelhandel ist das Problem, die schaffen an", sagt er und setzt dem Regionalität entgehen, regionale Produktion, Verarbeitung und Verkauf. Ulrich Schindele von der gleichnamigen Bäckerei in Attenkirchen setzt auf die gleiche Schiene. Er verbäckt für seine Bio- und konventionellen Brote und Semmeln Getreide aus der Region, gemahlen in der nächsten Mühle in Landshut.

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