Landkreis Freising:Energiewende nimmt Fahrt auf

Landkreis sucht sich zur Erarbeitung eines Konzepts für nachhaltiges Bauen die Hilfe von Experten

Von Peter Becker, Freising

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB GmbH in Stuttgart soll zusammen mit dem Landkreis Freising ein individuelles Nachhaltigkeitskonzept erarbeiten. Dieses bezieht sich auf die kreiseigenen Liegenschaften. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt. Bisher gibt es für Landkreise, deren Schwerpunkt bei Liegenschaften auf Bildungs- und Verwaltungsbauten liegt, kein vergleichbares Modell eines Nachhaltigkeitskonzepts. Die in Workshops erarbeiteten Kriterien sollen beim geplanten Neubau der Freisinger Berufsschule zur Anwendung kommen.

Der Kreisausschuss des Kreistags stimmte dem Pilotprojekt ebenso zu, wie einem dazu passenden Antrag der Grünen-Fraktion. Die will die Eignung von Liegenschaften des Landkreises zur Nutzung von Sonnenenergie untersuchen lassen.

Die DGNB genießt einen guten Ruf. Die Non-Profit-Organisation setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 2007 für gute Gebäude und lebenswerte Quartiere ein. In deren Nachhaltigkeitsverständnis sind ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte einbezogen. Laut Angaben der Verwaltung gehören der DGNB etwa 1200 Unternehmen an, die sich in Europas größtem Netzwerk für nachhaltiges Bauen engagieren. Ein lokaler Ansprechpartner ist in Freising vorhanden.

Ziel ist, in Workshops einen Kriterienkatalog als Nachhaltigkeitskonzept für kreiseigene Liegenschaften zu erarbeiten. Dieser soll Fragen zur Energieversorgung, zum Kohlendioxidverbrauch eines Gebäudes während des Baus, Betriebs und der Entsorgung beantworten. Bestandteil der Erörterung sind Umwelt- und Nutzerverträglichkeit von Baustoffen, Reinigungs- und Pflegemitteln, die Nutzung nachwachsender Rohstoffe, der Ressourcenverbrauch und Mobilitätskonzepte. Bislang waren für das Projekt 100 000 Euro im Etat vorgesehen. Hochbauamtsleiter Florian Plajer sagte, es handele sich um einen Kriterienkatalog für seine Abteilung im Landratsamt. Landrat Helmut Petz (FW) bezeichnete die DGNB als "guten Partner". Das Konzept sei als Entscheidungshilfe gedacht. Der Anstoß dazu kam von den Energieberatern im Landratsamt, Moritz Strey und Albrecht Gradmann. Letzterer ist nicht mehr beim Landratsamt beschäftigt.

Toni Wollschläger, Fraktionssprecher der Grünen, lobte den Vorschlag. "Der Energiewendebeschluss nimmt Fahrt auf." Wollschläger zeigte sich aber verwundert, dass das Angebot zur Teilnahme an Workshops offenbar nur an den Kreisausschuss adressiert sei, wo doch die eigentlichen Experten im Planungsausschuss säßen. Plajer sagte, es könnten auch andere Kreisräte teilnehmen, schränkte aber ein: "Die Runde sollte nicht zu groß werden."

Wollschläger bezeichnete die DGNB als "gute Einrichtung". Er argwöhnt aber, dass sich unter deren Mitgliedern auch einige Firmen aus der Beton-und Zementbranche befänden. Diese Materialien sollten seiner Ansicht nach nicht im Vordergrund stehen. "Nachhaltiges Bauen ist der Holzbau", stellte er fest.

"Vom ersten in den zweiten Gang hochschalten" sollte der Landkreis nach Auffassung von Wollschläger, was die Ausstattung der Dächer von Liegenschaften des Landkreises mit Fotovoltaikanlagen anbelangt. Die Hälfte der Zeit für die bis zum Jahr 2035 avisierte Energiewende sei um, mahnte er. Die Verwaltung soll jetzt laut Beschluss die Untersuchung zur Tauglichkeit kreiseigener Gebäude für Fotovoltaikanlagen in diesem Jahr abschließen.

Laut Angaben der Verwaltung ergeben die derzeit installierten Anlagen zusammen eine Leistung von etwa 810 Kilowatt/Peak (kw/p). Die größte befindet sich auf dem Dach des Sonderpädagogischen Förderzentrums in Pulling (305 kw/p). Im Jahr 2018 haben die Fotovoltaikanlagen des Landkreises 734 401 Kilowattstunden Strom erzeugt. "Das ist eine Hausnummer", lobte Wollschläger. Weitere Anlagen sind geplant - in jedem Fall auf dem neuen Berufsschulzentrum an der Wippenhauser Straße.

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