Kommunalwahl 2020 - Worauf es im neuen Kreistag ankommt:Energiewende: Harte Landung in der Realität

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Der Landkreis Freising kann seinen Kommunen bei der Umsetzung der Energiewende nur ein Vorbild sein. Etwa wenn er für seinen Fuhrpark Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch Elektroautos ersetzt. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Der Landkreis Freising wird die Energiewende, wie er sie 2007 beschlossen hat, bis 2035 nicht schaffen. Der Ausbau erneuerbarer Energien stockt, der Strombedarf wird nicht gedeckt. Dazu hat der Landkreis selbst wenig Handhabe.

Von Peter Becker, Freising

Die Euphorie ist ein wenig verpufft. Im März 2007 hat der Landkreis Freising seinen Beschluss zur Energiewende gefasst, bis zum Jahr 2035 sollte sie vollzogen sein. Ab diesem Zeitpunkt wollte er sich selbst aus erneuerbaren Energien versorgen können. 13 Jahre nach diesem Entschluss, quasi auf halber Etappe, ist die Begeisterung der Ernüchterung gewichen. "Trotz aller Anstrengungen hat die Energiewende im Landkreis Freising in den letzten Jahren an Dynamik verloren", heißt es 2019 im Jahresrückblick des Landkreises.

Moritz Strey, Energieberater im Landratsamt, hatte schon 2017 im Planungsausschuss des Kreistags, zehn Jahre nach Beschluss der Energiewende, eine nüchterne Bilanz gezogen. Diese sei zum angestrebten Zeitpunkt nicht zu schaffen. "Es schaut schlecht aus." Grund für die enttäuschende Entwicklung sei die Tatsache, dass der Landkreis zwar über einen große Menge erneuerbarer Energien verfügt, diese aber nicht ausreicht, um aus ihr Wärme zu erzeugen oder den Umstieg auf Elektromobilität zu ermöglichen.

Dort, wo Windräder entstehen sollen, protestiert die Bevölkerung

Wie die Jahre zuvor stagniert der Ausbau der erneuerbaren Energien im Landkreis. Hoffnungen, die Windkraft könnte die eine oder andere Gemeinde im Landkreis mit sauberer Energie versorgen, haben sich zerschlagen. Dort, wo Windräder entstehen sollen, ist der Widerstand aus der Bevölkerung groß. Das aktuelle Beispiel dazu ist die Windkraftanlage, die zwischen den beiden Ortschaften Großgründling und Haslach in der Hallertau entstehen könnte. Der Landkreis Freising, sprich das Landratsamt, findet sich in diesem Zusammenhang eher in der Rolle des Buhmanns wieder, wenn die Baubehörde solche Anlagen genehmigen muss. Am Ende entscheidet das Verwaltungsgericht.

Dem Landkreis bleibt nichts anderes übrig, sich seinen 24 Kommunen als leuchtendes Vorbild anzudienen. Aufoktroyieren kann er diesen nichts. Das würde in die Selbstbestimmung der Kommunen eingreifen. Wenn, dann geht es nur auf freiwilliger Basis. Große Sprünge in der Versorgung mit erneuerbaren Energien sind da kaum möglich. Kleine Schritte sind gefragt, um dem großen Ziel näher zu kommen. Dabei helfen viele ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger in verschiedenen Organisationen des Landkreises, wie etwa der Solarregion.

Das Online-Solarkataster wird gut angenommen

2016 hat das Klimaschutzbündnis im Landkreis, dem die Bürgermeister der Kommunen oder ihre Stellvertreter angehören, das Online-Solarkataster angestoßen. Dieses gibt Aufschluss darüber, welche Dächer gut für die Installation von Solaranlagen geeignet sind. In der ersten Sitzung des Planungsausschusses der Kreistags im vergangenen Jahr berichtete Strey, dass dieses gut angenommen werde. Der Landkreis selbst lässt seit Jahren auf den Dächern seiner Liegenschaften, wie etwa Schulen oder Turnhallen, Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung montieren - eben als großes Vorbild für die Kommunen.

2019 hat der Kreistag ein Förderprogramm für Kinder und Jugendliche (KliKiJu) auf den Weg gebracht. Es trägt das Motto "Für Klimaschutz ist es nie zu spät". Das Programm unterstützt Projekte von Kindern und Jugendlichen, welche die Energiewende im Landkreis voranbringen oder Anpassungsmaßnahmen gegen Folgeschäden des Klimawandels zum Ziel haben. Die 10 000 Euro, die dafür zur Verfügung stehen, wurden laut Jahresbericht des Landratsamts nur zum Teil in Anspruch genommen. Wie in jedem Jahr hat sich die Solarkreisliga im Landratsamt getroffen, um die Gemeinden zu ehren, deren Erzeugung von erneuerbaren Energien höher ist als ihr Verbrauch.

Der neue Kreistag wird sich voraussichtlich auch nur in kleinen Schritten der Energiewende nähern können. Der Landkreis wird sich weiterhin auf seine Vorbildrolle, etwa bei der Anschaffung von Elektroautos, beschränken müssen. Große Sprünge sind nicht zu erwarten.

© SZ vom 24.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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