Feuerwehren bereiten sich vor:Wenn Elektroautos brennen

Verband: Brennende E-Autos neue Herausforderung für Feuerwehr

Gut für die Luft, wenn Ökostrom fließt, doch E-Autos sind nicht ungefährlich. Etwa, wenn die Batterie brennt - und nicht mehr aufhört.

(Foto: Christophe Gateau/dpa)

Akkubrände in Elektroautos stellen die Feuerwehren vor Herausforderungen. Denn Batterien entzünden sich auch nach dem Löschen immer wieder. In Passau hat die Wehr jüngst ein Auto geflutet, im Landkreis sucht man Alternativen.

Von Laura Dahmer, Freising

Das Elektroauto, es stellt die Feuerwehr vor neue Herausforderungen. Im Landkreis Passau hatte die Feuerwehr in der vorigen Woche einen spektakulären Einsatz: Ein Elektroauto war in Brand geraten. Die Feuerwehr löschte schnell, aber der Akku des Fahrzeugs entzündete sich immer wieder selbst. Schließlich mussten die Einsatzkräfte aus Fürstenstein das Auto in einen Container laden und diesen vollständig mit Wasser fluten - über Stunden. Wie sieht im Landkreis Freising die Strategie für solche Autobrände aus?

Noch hat im Landkreis kein Elektroauto gebrannt. Die Feuerwehrleute wissen aber um die Gefahren und bereiten sich darauf vor. "Es gibt noch nicht viele Elektroautos auf den Straßen. Wenn sich das ändert, werden auch mehr von ihnen brennen", ist Friedrich Moser, Kommandant der Allershausener Feuerwehr, klar. "Darauf müssen wir gefasst sein." Das seien sie auch - mehr oder weniger. Noch sind die meisten Landkreisfeuerwehren nicht mit speziellen Hilfsmitteln versorgt, die beim Löschen der Akkus notwendig wären. Zwar lässt sich das Auto mit Wasser zunächst gut löschen, aber die kleinen Zellen im Akku brennen ohne Sauerstoff und entzünden sich immer wieder. "Wie kleine Explosionen", sagt Moser. In Passau hatte man daher auf den Container zurückgegriffen.

Unklar ist, wohin mit dem kontaminierten Wasser

An der Freisinger Feuerwache steht zwar bereits ein solcher Container. Aber was mit dem im Ernstfall passieren würde, weiß noch keiner genau, sagt der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes, Michael Hinterholzer. "Klar, wenn irgendwo ein Elektroauto brennt, könnten wir den holen, das Auto einladen, fluten. Aber dann?" Denn diese Strategie hat eine Schwachstelle: Der Container hinterlässt nach dem Löschen jede Menge mit Flusssäure kontaminiertes Wasser, das gesondert abtransportiert werden muss. "Wie sollen wir das wegbringen? Wo werden Auto und Wasser dann zwischengelagert?", nennt Hinterholzer die ungeklärten Fragen. In Österreich hatte es das Problem schon gegeben: Ein Tesla hatte Feuer gefangen, lange Zeit wollte keiner die 600 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Batterie entsorgen.

Anton Frankl, Kommandant der Freisinger Feuerwehr, würde seinen Container im Notfall trotzdem nutzen. Kreisbrandrat Manfred Danner spricht sich klar dagegen aus. "Wir werden zu einem Brand nur mit Löschfahrzeugen kommen, das Elektroauto dann für den Moment löschen und die Batterie kühlen. Danach aber lassen wir das Auto stehen und übergeben es an eine Entsorgungsfirma." Denn erstens wolle er nicht entscheiden, ob ein "Tausende Euro teurer Tesla tauchen gehen muss", zweitens sei das Fluten und die Entsorgung eben nicht Aufgabe der Feuerwehr.

In Allershausen gab es erst kürzlich ein Seminar zu dem Thema

Im Landkreis ist man also noch auf der Suche nach einer guten Lösung. In Allershausen erhielten die Feuerwehrleute erst kürzlich ein Seminar von einem Autoentwickler und Feuerwehrmann. Dabei kam folgende Idee auf: "Man kann versuchen, die Reaktionen zwischen den Zellen in der Batterie zu unterbrechen. Mit einem Nagel oder etwas Ähnlichem könnte man in den Akku eindringen und versuchen, ihn von innen zu kühlen", erklärt Friedrich Moser. Ein solches Werkzeug wolle die Allershausener Feuerwehr jetzt bauen.

Würde morgen ein Elektroauto in Brand geraten, wäre die Strategie für den Moment bei fast allen Freisinger Feuerwehren aber noch Folgende: "Kühlen, kühlen, kühlen", sagt Anton Frankl. Danner schätzt, dass 10 000 bis 15 000 Liter Wasser für die Löschung eines Batteriebrands notwendig wären - mit den gewöhnlichen Löschvorrichtungen und ohne Container. "Das kann dann halt mal vier bis fünf Stunden dauern, aber wir haben im Moment noch keine andere Möglichkeit", sagt auch Moser. Man habe eben bisher keine Erfahrungswerte, sagt Frankl und will jetzt mal mit der Feuerwehr in Passau sprechen.

Generell sei das Löschen von Autobränden jetzt, wo es einige alternative Treibstoffe neben dem fossilen auf den Markt gibt, schwieriger geworden, sagt Moser. Diese Begleiterscheinungen, glaubt der Allershausener Kommandant, sind in dem Hype um Elektromobilität und erneuerbare Energien schlichtweg untergegangen.

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