Süddeutsche Zeitung

Biergartenbetreiber in und um Freising:In den Startlöchern

Wenn die Inzidenz im Landkreis in den kommenden Tagen unter 100 bleibt, dürfen Biergärten und Außengastronomie am nächsten Dienstag unter Auflagen öffnen. Die meisten Wirte sind jetzt optimistisch.

Von Petra Schnirch, Alexandra Vettori und Birgit Goormann-Prugger, Freising

"Wir sind vorbereitet, wir stehen in den Startlöchern", sagt Thierry Willems, Pächter des Bräustüberls Weihenstephan. Er sprüht vor Energie, das vermittelt er auch am Telefon, denn noch gilt es viel zu organisieren. Bleiben die Corona-Inzidenzwerte im Landkreis unter der Marke von 100, dürfen Biergärten und Außengastronomie in der kommenden Woche am Dienstag endlich wieder öffnen. "Wir freuen uns, dass wir aus dem Schlaf rauskommen", sagt Willems. Für die Mitarbeiter sei die Schließung seit November "eine Katastrophe" gewesen. Jetzt soll es langsam, zumindest draußen und mit Anmeldung, wieder losgehen.

"Die Maschinerie" müsse nach monatelanger Schließung jetzt wieder anlaufen, sagt der Pächter, "ein solcher Kaltstart ist immer wie ein Neustart". In den vergangenen Wochen habe er mit seinem Team alles überholt. "Das Bräustüberl schaut aus wie neu", sagt er und lacht.

Am vergangenen Montag lag der Landkreis mit einer Inzidenz von 82,8 erstmals unter 100. Voraussetzung für eine Öffnung ist laut Verordnung der Staatsregierung, dass dies fünf Tage in Folge so bleibt. Nach zwei weiteren Tagen könne das Gesundheitsministerium dann eine Genehmigung erteilen, erläutert Robert Stangl, Sprecher im Landratsamt. Er geht davon aus, dass die am kommenden Montag vorliegen werde, am Dienstag dürfte dann zumindest in den Außenbereichen ein Gastronomiebetrieb möglich sein. Sobald die Zahl der Corona-Fälle die 100er-Marke allerdings wieder überschreiten sollte, würde die Zählung von vorne beginnen. Daran mag Thierry Willems aber gar nicht denken. "Die Impfungen kommen voran, das Wetter wird schöner - ich hoffe, es geht vorwärts."

Vorläufig müssen noch Termine gebucht werden

Solange die Inzidenz nicht unter 50 fällt, ist ein Biergartenbesuch aber nur mit Terminbuchung und Dokumentation für die Kontaktnachverfolgung möglich. Sitzen Personen aus mehreren Haushalten an einem Tisch, ist zudem ein Corona-Schnelltest (nicht älter als 24 Stunden) oder ein PCR-Test (maximal 48 Stunden alt) erforderlich. Das Bräustüberl profitiert hier von einer Kooperation mit der TU München. Im nahe gelegenen Dekanatsgebäude seien Schnelltests von acht bis 20 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von elf bis 20 Uhr möglich, schildert Willems. Innerhalb von 15 Minuten bekomme man das Ergebnis. Termine könnten vorab gebucht werden (www.schnelltest-weihenstephan.de).

Reinhard Wagner, der den Biergarten im Freisinger Hofbrauhauskeller am Lankesberg betreibt und die Außengastronomie vom Weißbräu Huber in der Freisinger Innenstadt, steht mit seinem Personal auch bereits in den Startlöchern. "Wir freuen uns wahnsinnig, und sobald das Wetter besser ist und wir starten können, sind wir da", sagt Wagner, der für die Biergarten-Öffnung den kommenden Dienstag ins Auge gefasst hat. "Wir haben uns am Montag mit dem Personal getroffen und alle würden lieber heute als morgen wieder anfangen", sagt er. Die Vorbereitungen würden nicht lange dauern. "Da sind wir vom letzten Mal schon so geimpft, das wir gleich losstarten können", versichert Wagner. Es würden weiterhin die üblich Abstandsregeln gelten.

Auf der Website des Hofbrauhauskellers liest sich die Biergarten-Öffnungs-Strategie wie folgt: "Wenn es regnet oder zu kalt ist, bleiben die Biergärten am Lankesberg und beim Weissbräu Huber geschlossen. Sobald es das Wetter zulässt, sind beide Biergärten künftig selbstverständlich geöffnet. Schon wetterbedingt rufen Sie vor dem Biergartenbesuch am besten immer an - einen Termin müssen Sie ohnehin buchen."

Nicht überall herrscht reine Begeisterung

Wenig euphorisch blickt der Mooswirt am Neufahrner Mühlsee der möglichen Wiederöffnung entgegen. "Das kommt ganz auf die Auflagen an", sagt Michael Bogner. Man müsse sich das mal vorstellen, "da kontrollieren meine Leut' dann erst mal die Impfpässe und dann die Ausweise, damit wir sehen, wie viele Hausstände zusammen am Tisch sitzen." Und dann müsse er den Biergarten am Rande der Liegefläche am See ja irgendwie einzäunen, etwa mit einem Bauzaun, weil sich an ein Flatterband ja kaum jemand halte. "Da sitzen die Gäste dann wie in einem Käfig", schimpft er und betont: "Wenn diese Auflagen so kommen, machen wir sicher nicht gleich am Anfang auf."

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SZ vom 12.05.2021/van
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